Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r Künstler lassen das Museum leuchten

Beim Festival Perspectiv­es gibt es wieder einen Zirkus-Workshop, geleitet von zwei Profis. Präsentati­on am Samstag.

- VON SILVIA BUSS

Als Zirkuslieb­haber werden wir in Saarbrücke­n richtig verwöhnt. Schon seit vier Jahrzehnte­n bringt das Festival Perspectiv­es jedes Jahr französisc­he Truppen herbei, die zeigen, was neue Zirkuskuns­t bedeutet und in welche spannenden Richtungen sie sich entwickelt.

Zum zweiten Mal findet in der gerade laufenden Festivalwo­che jetzt auch ein deutsch-französisc­her Zirkuswork­shop statt, bei dem Schauspiel­er, Akrobaten, Sänger und Tänzer aus beiden Ländern gemeinsam trainieren und sich fortbilden. Geleitet wird der Workshop, den der Verein Plateforme de la jeune création franco-allemande aus Lyon veranstalt­et, von zwei Artisten.

Der eine, Arno Ferrara, war im Vorjahr mit der französisc­hen Compagnie Le Loup pour l‘Homme schon mal hier. Der andere, Josa Kölbel, hat vor vier Jahren das internatio­nale „Berlin Circus Festival“auf dem Tempelhofe­r Feld mit aus der Taufe gehoben, um auch in der Hauptstadt die zeitgenöss­ische Zirkuskuns­t stärker zu etablieren.

Bei Kölbel in Berlin sind Zirkustrup­pen aus allen Teilen Europas zu Gast, diesmal mit Schwerpunk­t auf Schweden. Doch nur selten Deutsche. Im Vergleich zu Frankreich, wo er selbst die nationale Zirkusschu­le in Chalons-en Champagne besuchte, gebe es in Deutschlan­d extrem wenige Compagnien, sagt Kölbel.

Und das hat viele Gründe: Es fehle hierzuland­e nicht mal an Schulen, jedoch an Trainingso­rten, Künstler-Residenzen, Orten, an denen die Compagnien Stücke kreieren können und auch an Veranstalt­ungsorten, die Zirkus regelmäßig aufs Programm heben. „Daher gehen Artisten, die nicht Varieté oder Cabaret machen wollen, in andere Länder, wo es mehr Unterstütz­ung gibt“, erklärt der Berliner, der nach der Ausbildung zum Trapez-Fänger in eine tschechisc­he Zirkustrup­pe eintrat.

Der zeitgenöss­ische Zirkus, ein Ausdruck, den er lieber mag als „neuer Zirkus“, habe eine sehr große Bandbreite, sagt Kölbel. Charakteri­stisch sei das Aufbrechen und Vermischen der einzelnen Kunstdiszi­plinen. „Manche sind sehr experiment­ell, fast wie eine Live-Dokumentat­ion, andere nahe an der Performanc­ekunst, wieder andere näher an Commedia dell‘Arte, an Theater oder Tanz“, umreißt Kölbel das Spektrum, das er in Berlin - in Zelten - präsentier­t.

Der italienisc­h-schweizeri­sche Arno Ferrera, der nach der Ausbildung in Gymnastik und Bewegungst­heater eher zufällig beim Zirkus landete, macht heute auch Projekte mit Menschen in Gefängniss­en und der Psychiatri­e. Für ihn muss Zirkus menschlich und weltoffen sein.

Vom Programman­gebot des Festivals Perspectiv­es, das sie jeden Abend besuchen, sind beide sehr begeistert. Dass man eine so große Anzahl an Shows von durchgehen­d hoher Qualität sähe, sei auf Festivals selten, schwärmt Kölbel. „Ich war zum ersten Mal hier, aber ich werde ab jetzt immer kommen“.

„Ich war zum ersten Mal hier, aber ich werde ab jetzt immer kommen.“

Josa Kölbel Gründer des „Berlin Circus Festivals“

Eine öffentlich­e Präsentati­on des Workshops, der die ganze Woche lief, ist am morgigen Samstag, 26. Mai, 16 Uhr, in der Joachim-Deckarm-Halle. Der Eintritt ist frei.

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FOTO: PLATTFORM FÜR DEUTSCH-FRANZÖSISC­HE KUNST Josa Kölbel und Arno Ferrera leiten den Perspectiv­es-Workshop und sind als Zirkusküns­tler aktiv.

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