Saarbruecker Zeitung

Noch längst kein Ende im Gelände

Mercedes-Benz bringt im Junidie neue Generation seiner Offroad-Ikone G-Klasse in den Handel. Der Luxus hat seinen Preis.

- VON INGO REUSS

STUTTGART Die alte Mercedes GKlasse war vor allem eckig und urig. Nach 39 Jahren ist es nun an der Zeit gewesen, das Urgestein im Segment der echten Geländewag­en durch und durch zu erneuern. Nicht nur das Eckige sollte etwas runder gemacht werden, sondern es ging auch um mehr Rücksicht gegenüber Fußgängern und Zweiradfah­rern bei einem Crash, letztlich um Zulassungs­vorschrift­en. Die Kanten sind jetzt etwas abgeschlif­fen und die auffällig positionie­rten Blinker versenkbar.

Die neue G-Klasse wird ab Juni ausgeliefe­rt. Auf den ersten Blick sieht sie fast so aus wie die alte. Kein Wunder, denn es bleibt beim kantigen Design und Details wie den vorn aufgesetzt­en Blinkern und den Türgriffen mit verchromte­n Druckknöpf­en. Genauso werden auch die außen liegenden Türscharni­ere und die aufliegend­e Motorhaube oder das exponierte Ersatzrad an der Hecktür in der neuen Generation fortgeführ­t.

Der Stuttgarte­r Hersteller bewahrt damit wie schon über die gesamte Bauzeit den ursprüngli­chen Charakter des Geländewag­ens. Der besondere Look, die Klarheit der Karosse des Offroaders bleibt erhalten, ganz offenbar so, wie es sich die Kunden wünschen.

Dennoch vollzieht die Geländewag­en-Ikone den Sprung in eine neue Ära – technisch wie formal. Jetzt mit 4,82 Meter 53 Millimeter länger, außerdem 64 Millimeter breiter, wirkt die neue G-Klasse noch bulliger, auf der Straße ebenso wie im Gelände. Der Geländewag­en erscheint mehr denn je wie aus einem Guss. Sämtliche Flächen sind straffer gezeichnet und stärker gespannt, die Oberfläche­nqualität wurde noch einmal angehoben. Daraus resultiere­n schmalere, präzisere Fugen und harmonisch­ere Übergänge. Zudem wurden die Radläufe und der Stoßfänger stärker in die Karosserie integriert.

Speziell unter dem Blechkleid werden die guten Gene weiterentw­ickelt, wozu die kaum zu übertreffe­nde Geländefäh­igkeit zählt. Die etwas größere, um 170 Kilo abgespeckt­e Karosserie wartet aber immer noch mit 2,5 Tonnen Leergewich­t auf. Erhöht hat Mercedes die Steifigkei­t, die Verbindung­en zwischen Fahrwerk und Antriebsst­rang mit dem verstärkte­n Leiterrahm­en zeigen sich deutlich verbessert. Zudem legen die Stuttgarte­r Mercedes-Benz G 500 Ausführung: Luxus-Geländewag­en Preis: 107 041 Euro

Länge: 4,82 Meter

Breite: 1,93 Meter

Höhe: 1,97 Meter

Radstand: 2,89 Meter

Leergewich­t: 2430 Kilogramm Zuladung: 720 Kilogramm Anhängelas­t: 3500 Kilogramm Gepäckraum: 667 – 1941 Liter Motor: V8-Benziner

Hubraum: 3982 ccm

Leistung: 422 PS/310 kW Drehmoment: 610 Nm (2250 /min) Schadstoff­klasse: Euro 6

Spitze: 210 km/h

0 auf 100 km/h: 5,9 Sekunden Normverbra­uch: 11,5 Liter Super CO2-Ausstoß: 263 g/km die Messlatte in vielen anderen Bereichen noch ein Stück höher, besonders in Sachen Leistung auf und abseits der Straße, aber auch beim Komfort und bei der Vernetzung.

In ersten Fahrtests bewies der neue, permanent allradgetr­iebene G nicht nur seine überragend­en Geländegän­gigkeit, sondern zeigte sich auch agil wie nie zuvor. Am Lenkrad verspürt man eine gewisse Leichtigke­it durch die Einzelrada­ufhängung vorn – statt der Starrachse früher. Nur beim Einlenken in scharfen Kurven spürt der Fahrer das hohe Gewicht des Autos. Diesen Eindruck kann auch die neue Direktlenk­ung, die die Rückmeldun­g verbessern soll, nicht ganz verbergen. Um es endgültig zu beurteilen, müsste man den G länger fahren und die adaptiven Verstellmö­glichkeite­n ausprobier­en beziehungs­weise die individuel­le Fahrcharak­teristik einstellen. Ob sportlich oder komfortabe­l, das kann der Fahrer bestimmen, per Fingertipp ändert sich das Ansprechve­rhalten von Motor, Getriebe, Lenkung, Dämpfung und Abgasklapp­en. Fünf Fahrprogra­mme stehen zur Auswahl.

Im Gelände bewähren sich die um sechs auf 24,1 Zentimeter erhöhte Bodenfreih­eit zwischen den Achsen, die etwas verbessert­en Böschungsw­inkel (hinten 30 Grad, vorne 31 Grad), der um ein Grad auf 26 Grad erweiterte Rampenwink­el sowie die um sieben Grad auf 35 Grad gesteigert­e Schräglage. Nicht zuletzt wird beim G die Wattiefe für Wasserdurc­hfahrten um zehn Zentimeter auf 70 Zentimeter angehoben. Die neuen Achsen ermögliche­n auch mehr Federweg, was zu gesteigert­em Fahrkomfor­t genauso führt wie zu sicherem Bodenkonta­kt der Räder. Laut dem Leiter der Baureihe, Gunnar Güthenke, ist der G im Übrigen das „einzige Serienfahr­zeug mit drei hundertpro­zentigen Differenzi­alsperren und Geländeunt­ersetzung“.

Zur Markteinfü­hrung im Juni kommt die G-Klasse zum Einstiegsp­reis von 107 041 Euro. Damit bleibt sie auf dem Niveau des Vorgängers. Die Version G 500 verfügt über einen 4,0-Liter-V8-Benzinmoto­r mit 422 PS/310 kW und 610 Newtonmete­rn maximalem Drehmoment. Der Normverbra­uch ist mit 11,5 Litern Super angegeben, der CO2-Ausstoß mit 263 g/km. Praxisverb­räuche bis 15 Liter und mehr für den AMG G 63 dürften bei der angepeilte­n Klientel kein Kopfzerbre­chen verursache­n.

Das Angebot umfasst zahlreiche Neuheiten wie die Scheinwerf­er in LED-Technik, aktuelle Fahrerassi­stenzsyste­me, das hochwertig­e Interieur mit Ledersitze­n und das Fahrwerk. Für den anspruchsv­ollen Kunden bieten Optionen wie das Exklusiv-Interieur Plus mit Leder an den Türinnenve­rkleidunge­n noch mehr Exklusivit­ät. Für den 430 kW/585 PS starken AMG G 63 mit neuer, schnell reagierend­er Neungang-Automatik wird ein Preis von rund 148 000 Euro genannt. Der AMG-Anteil machte beim Vorgänger übrigens ein Drittel aus, zeitweise sogar rund die Hälfte. Ein Diesel mit 150 PS/110 kW folgt im Laufe des Jahres. Der gut betuchte Kunde, der heute meist in den USA, Deutschlan­d und China zuhause ist, weiß, dass er einen Geländewag­en erwirbt, der längst eine Design-Ikone ist.

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FOTOS: MERCEDES Die neue G-Klasse hält das kantige Design des Vorgängers und Details wie die vorn aufgesetzt­en Blinker bei.
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Wie die E- und S-Klassen kann die neue G-Klasse mit virtuellen Instrument­en bestellt werden.
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Hier fährt ein echter Geländewag­en, wie das Ersatzrad am Heck zeigt.

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