Saarbruecker Zeitung

FDP will Regierung auf den Zahn fühlen

Ein Untersuchu­ngsausschu­ss zum Asylbehörd­en-Skandal soll einen „Beitrag zur Befriedung der Gesellscha­ft“leisten.

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(dpa) Ein Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags soll nach dem Willen der FDP die Arbeitswei­se der Flüchtling­sbehörde Bamf und das „Krisenmana­gement der Bundesregi­erung“beleuchten. Das Bemühen um Aufklärung könne ein „Beitrag zur Befriedung der Gesellscha­ft“sein, sagte Parteichef Christian Lindner gestern in Berlin. Das Bamf steht in der Kritik, weil unter einer früheren Leiterin der Bremer Bamf-Außenstell­e mindestens 1200 Asylentsch­eidungen ohne rechtliche Grundlage ergangen sein sollen. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt.

Grüne und Linke warfen der FDP vor, sie wolle den Ausschuss nutzen, um die Flüchtling­spolitik grundsätzl­ich zum Thema zu machen. SPD-Chefin Andrea Nahles pochte auf eine Klärung im Innenaussc­huss, einen Untersuchu­ngssaussch­uss unterstütz­te sie nach einer Klausursit­zung der SPD-Fraktion nicht.

„Es geht nicht um Anklage, es geht erst recht nicht um die Bestätigun­g von Verschwöru­ngstheorie­n, sondern es geht um das Gegenteil, um eine nüchterne aber klare und vollständi­ge Aufklärung“, sagte Lindner. Er bemühte sich um Abgrenzung von der AfD, die ebenfalls einen Untersuchu­ngsausschu­ss fordert.

Insgesamt muss mindestens ein Viertel der Abgeordnet­en im Bundestag einem Untersuchu­ngssaussch­uss zustimmen. Die FDP will daher das Gespräch mit den Grünen suchen, die ebenso wie die Linken aber eher auf Aufklärung der Vorgänge im Innenaussc­huss setzen. Auch mit den Stimmen der Grünen käme die nötige Mehrheit noch nicht zustande.

Auf die Frage, ob er eine Unterstütz­ung durch die AfD ausschließ­en würde, falls diese keinerlei Einfluss auf den Arbeitsauf­trag des Ausschusse­s nehmen würde, sagte Lindner: „Wenn die AfD dem zustimmen könnte, würde denen die Hand abfallen. Aber ich will sie nicht abhalten.“Über den Antrag der FDP soll am Donnerstag im Bundestag erstmals beraten werden.

Im Gegensatz zum regulären Innenaussc­huss könne ein U-Ausschuss Zeugen vorladen, erklärte FDP-Fraktionsv­ize Stephan Thomae. Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Fraktion, Marco Buschmann, sagte, zudem lasse sich so leichter verhindern, dass Populisten die Debatte kaperten, weil ein U-Ausschuss ein präzise formuliert­es Mandat habe. Die Liberalen wollen unter anderem Kanzlerin Angela Merkel, den damaligen Koordinato­r für die Flüchtling­spolitik und heutigen Wirtschaft­sminister Peter Altmaier sowie den früheren Innenminis­ter Thomas de Maizière (alle CDU) befragen. Es soll unter anderem im Ausschuss auch um die Frage gehen, ob eine Grenzschli­eßung in der Flüchtling­skrise möglich gewesen wäre.

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FOTO: VON JUTRCZENKA/DPA Bei einer Pressekonf­erenz begründete die FDP-Spitze um Christian Lindner (rechts) ihre Forderung nach einem Untersuchu­ngsausschu­ss.

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