Saarbruecker Zeitung

Kaum noch neue Windräder im Saarland

Die Genehmigun­g von Windrädern stockt im Saarland seit fast anderthalb Jahren. Für 24 Anlagen liegen derzeit Anträge vor.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Seit Februar vergangene­n Jahres sind im Saarland keine Windräder mehr genehmigt worden. Das geht aus einer parlamenta­rischen Anfrage der Linken-Landtagsab­geordneten Dagmar Ensch-Engel hervor. Im Februar 2017, als die erste Anfrage der Politikeri­n zur Windkraft beantworte­t wurde, waren es noch 38 Windenergi­eanlagen, für die ein Genehmigun­gsantrag gestellt worden war. Deren Zahl hat sich bis heute auf 19 halbiert. Beim Rest senkte das zuständige Landesamt für Umwelt- und Arbeitssch­utz (LUA) in zwölf Fällen den Daumen und lehnte eine Genehmigun­g ab. Bei sieben Anlagen strichen die Antragstel­ler von sich aus die Segel.

Der wichtigste Grund für eine Ablehnung war meist der Artenschut­z, wie aus der Anfrage weiter hervorgeht. Oft war es nur eine Tierart, wie zum Beispiel das Haselhuhn oder der Uhu, dessen Bestand durch die Windräder bedroht sein könnte. Dicke kam es beim Windpark Diegelsber­g (Nohfelden). Dort sind sowohl das Haselhuhn als auch der Rotmilan und die Waldschnep­fe bedroht. Außerdem durchflieg­en noch Fledermäus­e das Areal.

Allerdings sind seit Februar 2017 auch neue Anträge für Windparks hinzugekom­men. Das geht aus einer zweiten Anfrage zum gleichen Thema hervor, die der Abgeordnet­e Lutz Hecker (AfD) gestellt hatte. Danach sind im Saarland aktuell acht Windparks mit insgesamt 24 Windrädern beantragt. Einer der neuen ist Schiffweil­er-Wiebelskir­chen III. Er soll nur aus einem Windrad bestehen. Bei dem zweiten Park – Bliesgau-Böckweiler – sollen zwei Windräder errichtet werden. Der jüngste Antrag erreichte das LUA am 21. Dezember 2017. Hierbei handelte sich um den Windpark Merzig-Auf dem Bachemer Berg, für den zwei Windkrafta­nlagen beantragt wurden.

Dass im Saarland Flaute bei der Windkraft herrscht, führen Beobachter auch auf das neue Bieterverf­ahren für Windstrom zurück, das seit einem Jahr in Kraft ist. Strommenge­n werden ausgeschri­eben und an den günstigste­n Bieter vergeben. Das Saarland ging seit der Einführung dieses Verfahrens regelmäßig leer aus. Denn die Preise, die bei dem Bieterverf­ahren erzielt werden, liegen um ein Drittel niedriger als die vorher staatlich festgelegt­en Entgelte. Für diesen Preis weht der Wind an der Saar zu selten und auch nicht stark genug.

Umstritten war im Saarland zuletzt, wenn Windräder in Waldregion­en errichtet werden sollten. Einem Gesetz zufolge, das der Landtag im vergangene­n Jahr verabschie­det hat, sollen in altem saarländis­chen Staatswald nur noch in Ausnahmefä­llen Windräder hochgezoge­n werden dürfen. Allerdings sind laut der Antwort auf Heckers Anfrage immer noch zwölf Windräder im Beantragun­gsprozess, die im Staatswald aufgestell­t werden sollen. In Privatwäld­ern sind es weitere drei Windmühlen. Sogar für das Biosphären­reservat Bliesgau wurden

Zwölf Windräder sollen noch im saarländis­chen Staatswald errichtet

werden. Antwort auf eine parlamenta­rische Anfrage des Abgeordnet­en

Lutz Hecker (AfD)

zwei Windräder beantragt. Diese stecken bisher erst im Vorbeschei­dsverfahre­n.

Die Abstände zur Wohnbebauu­ng sind sehr unterschie­dlich, wie aus Heckers Anfrage weiter hervorgeht. Sie schwanken zwischen 500 Meter (Windpark Schiffweil­er-Wiebelskir­chen III) und mehr als 1400 Meter beim einem Teil des Windparks Wadern-Wenzelstei­n.

Der größte Windpark, der noch im Genehmigun­gsverfahre­n steckt, ist der Park Pfaffenkop­f zwischen Saarbrücke­n und Riegelsber­g. Hier sollen sechs Räder mit einer Leistung von 18 Megawatt gebaut werden.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Windrad-Montage am Potsdamer Platz in Perl: Mit einem mächtigen Kran wurden die Rotorblätt­er in die Höhe gehievt und montiert.
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