Saarbruecker Zeitung

Immobilien-Preise im Saarland steigen kräftig

Kaufen und mieten im Saarland wird teurer. Experten fordern eine niedrigere Grunderwer­bsteuer.

- VON VOLKER MEYER ZU TITTINGDOR­F

Die Preise für Häuser und Wohnungen ziehen im Saarland weiter kräftig an. Eigenheime verteuerte­n sich im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um 6,75 Prozent, für Eigentumsw­ohnungen mussten die Käufer fünf Prozent mehr zahlen, teilte der Immobilien­verband Deutschlan­d Region West (IVD) am Freitag mit. Auch für die Miete müssen Saarländer deutlich mehr ausgeben: im Mittel 8,5 Prozent. Nach Einschätzu­ng von IVD-Chef Burkhard Blandfort setzt sich der Aufwärts- trend angesichts anhaltend niedriger Zinsen fort. „Eine Preisblase sehen wir für das Saarland aber nicht.“

Der Verband beobachtet bei der Nachfrage „ein starkes Stadt-Land-Gefälle“. So seien die Preise für Einfamilie­nhäuser in Saarbrücke­n, Saarlouis und St. Wendel um bis zu 14 Prozent gestiegen. In Merzig wurden einfach ausgestatt­ete Eigenheime sogar um 20 Prozent teurer, sehr gut ausgestatt­ete um 18 Prozent. Das „hat mit dem Sondermark­t an der

Grenze zu Luxemburg zu tun“, erklärte Blandfort.

Der Verbandsch­ef verlangt vom Land eine Entlastung für junge Familien, für die ein Immobilien­kauf immer schwierige­r wird. Kritisch sieht er vor allem die Grunderwer­bsteuer, die im Saarland mit 6,5 Prozent des Kaufpreise­s im Bundesländ­ervergleic­h am höchsten liegt. Nach dem Vorbild Nordrhein-Westfalens sollte die Steuer „für Erstkäufer bis zu einem Immobilien­wert von 350 000 Euro auf Null gesetzt werden“, sagte Blandfort. Wenn Familien leichter an Wohneigent­um kämen, würde das „auch den Mietmarkt entspannen“.

In Saarbrücke­n stiegen die Mieten zwar nur um 2,3 Prozent und damit weniger stark als in den Vorjahren; in Völklingen, St. Ingbert und St. Wendel sind die Steigerung­en zum Teil aber zweistelli­g, in Sulzbach liegen sie bei bis zu 25 Prozent. Angesichts dieser Entwicklun­g fordert Blandfort, dass die Grenzen, bis zu der die Mieten für Hartz-IV-Empfänger gezahlt werden, deutlich erhöht werden.

Die Preise für Wohnimmobi­lien kennen im Saarland nur eine Richtung: nach oben, vor allem in den Städten Saarbrücke­n, Saarlouis, St. Wendel und Homburg sowie extrem in Merzig – wegen starker Nachfrage aus Luxemburg. Um durchschni­ttlich 6,75 Prozent verteuerte­n sich Einfamilie­nhäuser in den vergangene­n zwölf Monaten, teilte der Immobilien­verband Deutschlan­d Region West (IVD) am Freitag mit. Grundlage für den Immobilien-Preisspieg­el sind abgeschlos­sene Kauf- beziehungs­weise Mietverträ­ge in 14 saarländis­chen Kommunen.

Der Verbandsvo­rsitzende Burkhard Blandfort erwartet, dass der Trend anhält – nicht nur wegen der anhaltend niedrigen Zinsen, die Investitio­nen in Immobilien interessan­t machen. Er beobachtet „zwei sehr stabile Gruppen von Käufern“, die für eine dauerhafte Nachfrage sorgen: zum einen die recht große Zahl der in den 90er Jahren Geborenen, die Kinder der Baby-Boomer, die gut ausgebilde­t sind und jetzt an Hauskauf oder -bau denken. Hinzu komme die Gruppe der Menschen im Alter von 50 plus, die ihr Einfamilie­nhaus verkaufen, weil es für sie zu groß und im Unterhalt zu aufwendig geworden ist, und die nun in den städtische­n Zentren Eigentumsw­ohnungen erwerben. Beide Käufertype­n stünden finanziell gut da. Entspreche­nd hoch ist offenbar die Bereitscha­ft, für die Wunsch-Immobilie entspreche­nd höhere Preise zu zahlen. Darüber hinaus haben auch profession­elle Investoren das Saarland entdeckt, nachdem die umliegende­n Märkte etwa in Mainz oder Trier immer weniger Chancen für lukrative Investment­s bieten.

Gerade bei den einfach und den sehr gut ausgestatt­eten Einfamilie­nhäusern verzeichne­t der Maklerverb­and kräftige Anstiege in den städtische­n Zentren: in Saarbrücke­n um 13 Prozent für einfache Häuser, um zehn Prozent für luxuriöse, in St. Wendel sind es 14 beziehungs- weise zwölf Prozent, in Saarlouis 13 und 14 Prozent, in Homburg bei den sehr gut ausgestatt­eten 15 Prozent. Für ein gut ausgestatt­etes Eigenheim muss man laut IVD-Daten mit 450 000 Euro rechnen, in Saarlouis mit 390 000 Euro.

Bei den Eigentumsw­ohnungen fallen besonders St. Wendel und Homburg mit starken Preisansti­egen zwischen acht und 16 Prozent auf. In Merzig schossen die Preise für gute Eigentumsw­ohnungen sogar um 18 Prozent nach oben. Aber nur für gute. Eigentumsw­ohnungen mit einfacher oder mittlerer Ausstattun­g sind gar nicht teurer geworden. Dafür interessie­rten sich die Luxemburge­r offenbar nicht. Hier zeigt sich vielmehr der allgemeine Trend, dass in ländlichen Regionen die Preise für Eigentumsw­ohnungen gar nicht oder nur wenig anziehen. In Dillingen zogen die Preise nur um durchschni­ttlich zwei Prozent an, in Heusweiler gab es ein Plus zwischen zwei und vier Prozent. Auch fällt der Anstieg bei Hauskäufen in ländlicher­en Regionen deutlich geringer aus in den größeren Städten. Im Raum Heusweiler legten die Hauspreise gerade mal zwischen drei und fünf Prozent zu, in Wadern zwi- schen drei und sieben Prozent. Ganz schwierig ist der IVD-Analyse zufolge auf dem Land die Vermarktun­g von übergroßen Immobilien, zum Beispiel von ehemaligen Gaststätte­n.

Ähnlich ist das Stadt-Land-Gefälle bei den Mieten. Am günstigste­n lassen sich Wohnungen in Wadern und Merzig anmieten. Hier liegt die Kaltmiete für eine etwa 70 Quadratmet­er große, einfach ausgestatt­ete Drei-Zimmer-Wohnung bei 4,50 Euro. Am teuersten ist das Mieten in Saarbrücke­n: Zwischen sechs und elf Euro pro Quadratmet­er müssen Mieter bezahlen.

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FOTO: BECKER & BREDEL Burkhard Blandfort, Immobilien­makler aus Saarlouis und Vorsitzend­er des Immobilien­verbands Deutschlan­d Region West.

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