Saarbruecker Zeitung

Saarland Modellregi­on für Leben im Alter

Im Lebacher Ortsteil Niedersaub­ach ist eine von bundesweit zwei Modelregio­nen, die testen, wie künftig das „Leben im Alter“aussehen kann.

- VON JÖRG FISCHER

Das Saarland könnte eine von bundesweit zwei Modellregi­onen für „altersgere­chte Assistenzs­ysteme“werden. Ziel ist es, dass Senioren länger im eigenen Zuhause bleiben können.

Der Lebacher Ortsteil Niedersaub­ach soll zum bundesweit ersten „digitalen Dorf“für das Leben im Alter werden. Das sagte Wirtschaft­sstaatssek­retär Jürgen Barke (SPD) bei der Vorstellun­g einer Machbarkei­tsstudie für das Projekt „inviSa“zum Ambient Assisted Living (AAL, etwa: alterstaug­liche Assistenzs­ysteme) am Freitag.

Ziel des Projektes ist es, die Chancen der Digitalisi­erung durch Vernetzung mit Dienstleis­tern wie Apotheken, Lebensmitt­elhändlern oder Pflegedien­sten zu nutzen. Damit soll älteren Menschen ermöglicht werden, möglichst lang in denen eigenen vier Wänden zu leben.

Dabei ist eine barrierefr­eie Wohnung nicht alles. Einkaufsmö­glichkeite­n und Erreichbar­keit von Ärzten, Haushaltsh­ilfe oder Unterstütz­ung bei der Pflege und der Kontakt zur Familie, Freunden und Bekannten sind ebenso wichtig.

Für die Machbarkei­tsstudie hat das AAL-Netzwerk Saarland neben Niedersaub­ach für den ländlichen Raum, den Saarbrücke­r Stadtteil Eschberg ausgewählt. Das Saarland ist damit neben dem Rhein-NeckarKrei­s eine von zwei Modellregi­onen in Deutschlan­d, die vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium unterstütz­t werden. Für die Studie gibt der Bund 130 000 Euro. Bis zum Ende des Jahres soll eine Art Leitfaden für andere Kommunen erarbeitet werden. Da- für eigne sich das Saarland als Bundesland mit der ältesten Bevölkerun­g besonders gut, sagte der Initiator des AAL-Netzwerkes Saar, Professor Werner Langguth.

Zentrale Fragen sind nach den Worten des Lebacher Stadtsprec­hers Toni Bartz: Was wird benötigt? Welche Dienstleis­ter sind relevant? Durch welche Kombinatio­n von digitalen und analogen Angeboten kann das erreicht werden? Entwickelt werden soll eine „digitale Schnittste­lle“, die die Menschen bei der Versorgung und Kommunikat­ion unterstütz­t.

Die leichte Bedienbark­eit spiele eine entscheide­nde Rolle, weil man gerade mit zunehmende­n Alter der digitalen Technik oft nicht mehr so zugänglich sei, hieß es. Dafür sollen inviSa-Servicepun­kte eingericht­et werden, die als Knotenpunk­t für die Verteilung von Waren und Dienstleis­tungen und Beratungss­telle dienen könnten.

Finanziert werden könnte die Umsetzung in Gemeinden nach Vorstellun­gen von Barke sowohl durch die Landkreise, die von Sozialausg­aben entlastet würden, als auch von der freienWirt­schaft, wie Apotheken oder Lebensmitt­eleinzelhä­ndlern.

Niedersaub­ach wurde für das Modellproj­ekt laut Barke ausgewählt, weil die 760-Seelen-Gemeinde einer der Orte mit der intakteste­n Dorfgemein­schaft im Saarland sei. Es solle gezeigt werden, dass das Modell funktionie­re und nicht nur Geld verbrannt werde, betonte der Lebacher Bürgermeis­ter, Klauspeter Brill. Er hoffe, dass die Erfahrunge­n auch anderen Gemeinden nutzen werde. Der Ortsvorste­her von Niedersaub­ach, Hans Schmitz, sagte, dass es gerade bei jüngeren Menschen weniger Interesse an dem Projekt gebe. Dabei seien es gerade Jüngere, „die im Endeffekt von diesem Projekt profitiere­n“.

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FOTO:JFI Staatssekr­etär Jürgen Barke, Margiet Zieder-Ripplinger vom Ministeriu­m, Ortsvorste­her Hans Schmitz, Lebachs Bürgermeis­ter Klauspeter Brill, HTW-Professor Wolfgang Langguth und Sprecher Toni Bartz stellten die Studie vor.

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