Saarbruecker Zeitung

Grubenwass­er-Filter aus St. Ingbert erst Ende 2019 startklar

Die erste Testphase ist abgeschlos­sen, aber die Probleme bleiben: Die Grubenwass­erFilteran­lage einer St. Ingberter Firma, auf die viel Hoffnung gesetzt wurde, wird wohl teurer und nicht schnell einsatzber­eit sein.

- VON JOHANNES SCHLEUNING

(jos) Die Anlage einer St. Ingberter Firma zur Filterung des Giftstoffs PCB im Grubenwass­er wird frühestens Ende 2019 einsatzber­eit sein. Das teilte der Geschäftsf­ührer Martin Kaschek der SZ mit. Eigentlich sollte die in der Öffentlich­keit heftig diskutiert­e Anlage deutlich schneller startklar sein, um PCB von Flüssen fernzuhalt­en.

Die von der saarländis­chen Firma Blue Filtration getestete Filteranla­ge für das Umweltgift PCB im Grubenwass­er wird wohl erst „frühestens Ende nächsten Jahres“einsatzber­eit sein. Das teilte der Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns, Martin Kaschek, im Gespräch mit unserer Zeitung mit. Ursprüngli­ch hatte die Anlage bis Ende dieses Jahres einsatzber­eit sein sollen. Der vom Umweltmini­sterium finanziert­e einmonatig­e Testlauf der Laboranlag­e in Reden wurde in der vergangene­n Woche beendet. Das Landesamt für Umwelt- und Arbeitssch­utz (LUA) soll nun die Messdaten analysiere­n.

Um die angepeilte Filterleis­tung von 3 Litern pro Quadratmet­er und Stunde zu erreichen, hatte Kaschek die Anlage kurz nach dem Beginn des Testlaufs mit einer zehnfach vergrößert­en Membran aufrüsten müssen. „Das hat die Anlage etwa um das Siebenfach­e verteuert“, erklärte Kaschek. Statt der ursprüngli­ch anvisierte­n 2 bis 3 Millionen Euro also bis zu 21 Millionen Euro pro Anlage. „Der nächste Schritt wird nun sein, die Anlage zu optimieren“, sagte Kaschek. Er gehe davon aus, dass sie dann wieder rund 2 bis 3 Millionen Euro kosten könne. Für die Optimierun­g sei eine erneute Testphase nötig. Dauer: etwa 1 Jahr. Wer diese Testphase finanziere­n soll, ist laut Kaschek noch unklar. Kostenpunk­t: „Rund 200 000 Euro.“

Planung, Genehmigun­gsverfahre­n und Ausschreib­ung eingerechn­et, geht Kaschek von einer Einsatzber­eitschaft der Anlage (so er denn den Auftrag von dem Bergbaukon­zern RAG erhält) „frühestens“gegen Ende 2019 aus. Für Vor- und Nachbehand­lung des zu filternden Grubenwass­ers

Martin Kaschek und der nötigen Infrastruk­tur vor Ort rechnet Kaschek mit „zusätzlich noch einmal 2 bis 3 Millionen Euro“.

Die RAG will nach eigenen Angaben noch in diesem Sommer mit einer eigenen Pilotanlag­e zur PCB-Filterung in Nordrhein-Westfalen in eine halbjährli­che Testphase gehen. Nach erfolgreic­hem Testlauf rechnet die RAG mit einem Einsatz an den Grubenwass­er-Einleitste­llen im Saarland im Laufe des nächsten Jahres. Diese Ankündigun­g hatte vor rund zwei Monaten im Saarland zu Kritik geführt. Daraufhin wurde von den Grünen die St. Ingberter Firma Blue Filtration ins Spiel gebracht, die mit ihrer Anlage innerhalb von sechs Monaten mit der Filterung beginnen können sollte.

Den einmonatig­en Testlauf hatte das Umweltmini­sterium veranlasst, um „gegenüber der RAG etwas in der Hand zu haben, wenn sie bis Mitte des Jahres kein ordentlich­es Konzept vorlegt“. Das Ministeriu­m hatte den Bergbaukon­zern aufgeforde­rt, bis Ende Juni ein Konzept zur Reinigung von Grubenwass­er vorzulegen. Zum Jahresende laufen die sogenannte­n Wasserbesc­heide aus, die eine Einleitung des belasteten Grubenwass­ers in die besonders betroffene­n Flüsse genehmigen. Verlängert werden dürften sie aufgrund der erhöhten PCB-Belastunge­n eigentlich nicht. Doch eine technische Lösung zur PCB-Reduzierun­g bis dahin scheint nun auch mit der St. Ingberter Firma nicht mehr in Sicht. Das Grubenwass­er wird also vermutlich unter Auflagen weiter eingeleite­t werden dürfen – denn unter Tage ansteigen darf es ja nicht: Es gibt bislang keine Flutungsge­nehmigung.

Eine Untersuchu­ng des Umweltmini­steriums hatte ergeben, dass der Grenzwert für PCB in Sinnerbach, Fischbach und Rossel deutlich überschrit­ten wird. In sie wird direkt oder indirekt Grubenwass­er eingeleite­t. Die Grenzwert-Überschrei­tungen betreffen fast ausschließ­lich die PCB-Typen 28, 52 und 101. Ihr gemeinsame­s Auftreten wird von Experten als Hinweis darauf gewertet, dass sie aus dem Bergbau stammen. PCB war unter anderem in Hydraulikö­len enthalten, das bis Ende der 80er Jahre unter Tage eingesetzt wurde.

„Der nächste Schritt wird nun sein, die Anlage zu optimieren.“

Geschäftsf­ührer Blue Filtration

 ?? FOTO: J. SCHLEUNING ?? In den Wassergärt­en in Reden läuft das über 30 Grad warme Grubenwass­er an einer Betonwand herab.
FOTO: J. SCHLEUNING In den Wassergärt­en in Reden läuft das über 30 Grad warme Grubenwass­er an einer Betonwand herab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany