Ausstellung zeigt Anfänge der Zahnmedizin
In London erinnert eine Ausstellung schonungslos an die Anfänge der Zahnmedizin. Albträume sind inbegriffen.
Gesunde Zähne und ein perfektes Lächeln – heute möglich, lange unvorstellbar. Eine Ausstellung in London erinnert an die Anfänge der Zahnheilkunde und blickt auf drei Jahrhunderte Kulturgeschichte rund um den Zahn zurück.
die Zahnheilkunde zu entwickeln. „Die Menschen realisierten, dass es einen Markt dafür gibt – nicht nur, damit sie sich wohler fühlten, sondern auch, um besser auszusehen“, sagt James Peto, einer der Kuratoren der Ausstellung. Statt verfaulter Zähne konnte man nun mit offenem Munde lachen und hatte einen frischen Atem – „die Menschen wurden selbstsicherer“. Pierre Fauchard, ein ehemaliger Schiffsarzt bei der Marine, gilt als erster Zahnchirurg und veröffentlichte 1728 zum ersten Mal eine wissenschaftliche Abhandlung, die ebenfalls in der Ausstellung präsentiert wird – neben historischen und modernen Zahnarztstühlen, alten Instrumenten zum Zähneziehen oder Zahnbürsten wie etwa der silbervergoldeten von Napoleon.
Mit sich weiterentwickelnden Technologien im 19. und 20. Jahrhundert wurde Mundhygiene auf dem Kontinent wie auch auf der Insel immer bedeutender. Das Bewusstsein setzte ein, dass Gesundheit und Aussehen Hand in Hand gehen. Werbeplakate aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für Zahnpasta und Poster mit Appellen, regelmäßig Zähne zu putzen, veranschaulichen das. Gleichwohl war der Besuch beim Dentisten lange den Reichen vorbehalten, wie die Schädel zweier Frauen im Vergleich zeigen. Einer stammt von einer wohlhabenden Dame, gestorben 1837, die bei ihrem Tod unter anderem eine teure Brücke im Mund trug. Der andere von einer Engländerin, sie lebte bis 1849, die mangels finanzieller Ressourcen niemals einen Mediziner sah: Ihre faulen verbliebenen Zähne sind bedeckt mit verhärtetem Belag. „Bis heute herrscht eine Ungleichheit beim Zugang zur medizinischen Versorgung, und es ist wichtig, das zu thematisieren“, sagt James Peto.
Während bereits der deutsche Besucher am Hof von Königin Elizabeth I. anmerkte, dass viele Engländer an einem „Defekt“zu leiden scheinen, sind die Briten diesen Ruf nie losgeworden. „Wir sind berühmt für unsere schlechten Zähne“, gibt Kurator James Peto zu. Das sei teilweise auf den Kontrast zwischen den Engländern und den US-Amerikanern zurückzuführen, die im Königreich gerne für ihre zu weißen Zähne und ihr perfektes Hollywood-Lächeln entweder bewundert oder verspottet werden. „Komödien und Karikaturen haben das dann noch überhöht.“Hinzu komme, dass „die Briten sich einfach ein bisschen weniger um die Erscheinung ihrer Zähne kümmern, manchmal auch wegen ihres Stolzes auf ein charaktervolleres Lächeln“, erklärt Peto – und natürlich, er lächelt.