Saarbruecker Zeitung

Polizei-Entscheidu­ng erwischt die Stadt kalt Lokaltei Saarbrücke­n > C1

Die Verantwort­lichen im Saarbrücke­r Rathaus wurden von Minister Bouillons Entscheidu­ng, zwei Polizei-Standorte nach Kirkel zu verlagern, kalt erwischt. Was aus den Gebäuden wird, ist noch unklar.

- VON MATHIAS ZIMMERMANN

Der geplante Abzug der Bereitscha­ftspolizei aus St. Arnual hat die Verwaltung­sspitze der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n unvorberei­tet getroffen. Die Entscheidu­ng des saarländis­chen Innenminis­ters Klaus Bouillon (CDU), das Areal auf dem Wackenberg aufzugeben und die dort zurzeit 140 Beschäftig­ten nach Kirkel umziehen zu lassen, sei ohne Absprache geschehen. „Es gab keine Kontakte“, sagt dazu Stadt-Pressespre­cher Thomas Blug.

Dass die Bereitscha­ftspolizei Saarbrücke­n verlässt, wertet Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) „zunächst einmal als einen Verlust“. Zumal auch ein zweiter Standort vom Wegzug einer weiteren Polizeiein­heit betroffen ist: Der Verkehrsdi­enst in Dudweiler soll ebenfalls ins ehemalige Verwaltung­sgebäude der pleitegega­ngenen Baumarktke­tte Praktiker in Kirkel einziehen.

Britz bedauert insbesonde­re: „Die Bereitscha­ftspolizei unterstütz­t die Saarbrücke­r Polizei in ihrer wichtigen Arbeit, jetzt sind die Anfahrtswe­ge länger“, heißt es dazu auf Anfrage in einer schriftlic­hen Stellungna­hme. Was bislang ihren Angaben zufolge noch nicht geschehen sei, fordert sie nun indirekt ein: „Wir gehen davon aus, dass das Land zeitnah auf uns zukommen und über die Pläne informiere­n wird.“

Unterdesse­n konzentrie­rt man sich im Ministeriu­m auf die freiwerden­den Gebäudekom­plexe, die beide im Landesbesi­tz sind. So werde geprüft, wie und von wem diese künftig genutzt werden können. Nach einem Beschluss des Ministerra­tes vom Mittwoch letzter Woche, sollen die Umzüge „erst in der zweiten Jahreshälf­te 2019“beginnen, schreibt Katrin Thomas, Sprecherin des Innenminis­teriums. Darum ist auch noch nicht entschiede­n, was das Land mit den Liegenscha­ften anfangen will. Infrage komme grundsätzl­ich, dass die Häuser von anderen Landesdien­ststellen bezogen werden.

Bereits im Vorfeld der ministerie­llen Umzugsents­cheidung schien aber beschlosse­ne Sache, die bisherige Unterkunft der Bereitscha­ftspolizei auf dem Wackenberg aus Kostengrün­den komplett aufzugeben. Das Gebäude steht unter Denkmalsch­utz und sei in Teilen dermaßen herunterge­kommen, dass mindestens 20 Millionen Euro benötigt würden, um zu sanieren. Ein Komplex könne schon seit Jahren nicht benutzt werden. Zum Vergleich; Der Ausbau des Ex-Praktiker-Traktes soll nach Angaben aus dem Ministeriu­m 7,2 Millionen Euro kosten.

Zur Option stehe auch, die Gebäude in Dudweiler und St. Arnual entweder Stadt oder Regionalve­rband anzubieten. Erst wenn diese kommunalen Einrichtun­gen ihr gesetzlich­es Vorkaufsre­cht verfallen lassen, stehe der nächste Schritt an: die Suche nach einem privaten Investor.

Katrin Thomas dazu: „Bisher hat sich erst ein externer Interessen­t gemeldet.“Mit ihm seien aber Gespräche wegen des noch laufenden Verfahrens nicht weitergefü­hrt worden. Angaben zu dem Anbieter machte die Sprecherin nicht.

Zwar gehen Verantwort­liche bei der Stadt davon aus, dass es „jetzt noch zu früh“für konkrete Vorstellun­gen einer Nutzung danach ist, zumal die Landesplän­e noch nicht stehen. Deshalb setzt auch in diesem Zusammenha­ng die städtische Verwaltung darauf, „dass das Land zeitnah auf uns zukommt“, sagt Stadtsprec­her Blug.

Derweil wurden aber erste Ideen bekannt, wonach Wohnungen auf dem Wackenberg enstehen könnten. Eine Entscheidu­ng, ob dies dann Neubauten sind, die denkmalges­chützten Gebäude einbezogen beziehungs­weise, weil zu morode, vielleicht sogar abgerissen werden, steht aus. Blug dazu: „Klar ist aber schon, dass Wohnen grundsätzl­ich an beiden Standorten in Frage käme.“

„Wir gehen davon aus, dass das Land zeitnah auf uns zukommen und über die Pläne informiere­n wird.“

Charlotte Britz

Oberbürger­meisterin

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FOTO: IRIS MAURER Unter Denkmalsch­utz und in Teilen marode. Was aus den Gebäuden am Wackenberg wird, steht noch nicht fest.
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FOTO: STADT SAARBRÜCKE­N/IRIS MAURER Oberbürger­meisterin Charlotte Britz

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