Saarbruecker Zeitung

„Keine Verständig­ung“über Ankerzentr­en

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(noe) Vize-Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) ist dem Eindruck entgegenge­treten, die Saarländer wollten Ankerzentr­en einrichten. „Zur Einrichtun­g von Ankerzentr­en oder der Teilnahme an Pilotproje­kten gibt es innerhalb der saarländis­chen Koalition keine Verständig­ung“, sagte Rehlinger zuletzt der „Rheinische­n Post“. Ähnlich hatte sie sich bereits in der SZ geäußert. Es gebe dazu nicht einmal eine Diskussion­sgrundlage – allein schon, weil es von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) noch kein Konzept gebe, betonte Rehlinger. Das Bundesinne­nministeri­um müsse jetzt liefern, sei dazu bislang aber offenbar nicht in der Lage.

In den vom Bundesinne­nministeri­um geplanten Ankerzentr­en soll künftig das gesamte Asylverfah­ren ablaufen. Wer nicht als Flüchtling anerkannt wird, soll direkt aus dem Zentrum abgeschobe­n werden.

Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) hält an der Idee, das Saarland zur Pilotregio­n für das Vorhaben zu machen, aber fest. Bundesweit gebe es kaum eine Einrichtun­g, die so effizient funktionie­re wie die Landesaufn­ahmestelle in Lebach. „Wir werden in Lebach nichts maßgeblich verändern. Brauchen wir auch nicht, weil alle Kriterien für ein Ankerzentr­um bereits erfüllt sind.“Allein die Frage, ob ein Richter in 20 Kilometern Umkreis erreichbar sein müsse, sei noch ungeklärt. Er sei sich jedoch sicher, dass er mit Bundesinne­nminister Seehofer eine Lösung finden werde. So könnten anstelle der 20 Kilometer auch 20 Minuten gelten.

Hans zeigte sich offen für den Einsatz der Bundespoli­zei in Lebach: „Wenn der Bund uns Bundespoli­zei zur Verfügung stellt, sage ich nicht Nein.“Eine Überwachun­g lehnte er aber ab: „Wir wollen keinen Zaun in Lebach. Das ist nicht erforderli­ch.“

Er verstehe nicht, warum sich SPD-geführte Bundesländ­er gegen die Ankerzentr­en wehrten. „Wir müssen doch die Frage beantworte­n, was machen wir mit Leuten, die kein Bleiberech­t haben?“Wenn die anderen Länder nicht mitmachen wollten, sehe er schwarz für die Antwort auf die drängenden Probleme in der Asylfrage. Die Ankerzentr­en trügen dazu bei, dass es eine bundesweit einheitlic­he Lösung gebe.

Die Saar-Grünen kritisiert­en, Ministerpr­äsident Hans versuche, sich auf dem Rücken von Flüchtling­en bundespoli­tisch zu profiliere­n und zeige damit auch sein unschönes Gesicht.

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FOTO: PETER KERKRATH Anke Rehlinger
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FOTO: DPA Tobias Hans

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