Präzise Blicke auf die Heimat
Die virtuelle Foto-Ausstellung PixxelCult hat sich in Saarbrücken vorgestellt.
schwarz-weiß, gleicher Aufnahmestandpunkt, gleiche Lichtverhältnisse. In den Siebziger Jahren dokumentierte das Künstlerpaar Bernd und Hilla Becher vom Untergang bedrohte Industriebauten. Die Ästhetik ihrer technisch anspruchsvollen, betont sachlichen Fotoserien von Fördertürmen, Wassertürmen etc. wurde stilbildend.
Kultusminister Ulrich Commerçon (SPD), seit November zuständig für „Industriekultur“, wünschte sich bei der Feierstunde neben dem Erhalt von Baudenkmälern einen Fokus auf die Menschen. Generalkonsulin Catherine Robinet zeigte durch ihre Präsenz Frankreichs Interesse an der Großregion. Bärbel Bergerhoff-Wodopia von der RAG hoffte mit einem herzlichen „Glück auf!“auf ein Weiterleben bergmännischer Werte und Tugenden. Der Verein „PixxelCult“erhält finanzielle Unterstützung vom saarländischen Ministerium für Bildung und Kultur, Saartoto und der RAG-Stiftung.
Dem Pariser Essayisten Hervé Le Goff gelang bei seinem Vortrag mit Fotobeispielen aus drei Jahrhunderten ein schillernder Gang durch die Geschichte der Fotografie, der sehr passgenau die PixxelCult-Aspekte kulturelles Gedächtnis und Dokumentarfotografie berücksichtigte. Die ersten Aufnahmen der Cheops-Pyramiden dienten der Anschauung, hinein kopierte Menschen dem Größenvergleich: die Fotografie als Garant von Objektivität. Ganz anders später die Piktorialisten, die Malerisches, Schönheit und Poesie in den selben Pyramiden suchten. Nur noch auf alten Fotos zu sehen sind die Pariser Hallen, der Trocadéro, die Pissoirs. Le Goff integrierte Fotografien der PixxelCult-Künstler in seinen Vortag. „Völklingen. Spuren der Vergangenheit“etwa zeigt Jekaterina Solovieva, verloren bis abweisend wirkt alles im Schatten des einst bestimmenden Kolosses Völklinger Hütte. Berthold Königs nüchterner Blick auf „Architektur im saarländisch-lothringischen Kohlerevier“könnte Einheimische wie Zugezogene recht nachdenklich stimmen. Wie viel versöhnlicher sind da Ruth Stolzenbergs humorvolle Ansichten ihrer Heimat Schengen. Menschenleer ist das Haus von „Josefine“, das Jutta Schmidt in Urexweiler besucht und die Spur der letzten Bewohner zart aufnimmt, ihr „Flickwerk“, ihre Alltagsgegenstände sprechen lässt.
„PixxelCult“will nicht nur virtuell agieren, Workshops sind geplant und weitere Zusammenkünfte. „Man fotografiert, weil man Augen hat und etwas sagen möchte“, sagte schon der Fotograf Robert Frank und mahnte, sich nicht zu sehr auf den „kleinen Apparat“zu verlassen. „PixxelCult“gibt Raum für diese individuellen Blicke auf die Großregion. www.pixxelcult.de