Saarbruecker Zeitung

Gewaltiger Zoff im Dudweiler Wald

Bündnis 90/Die Grünen und der Saarforst Landesbetr­ieb stehen sich mit ihren Meinungen unversöhnl­ich gegenüber.

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Detlef Towaer Wald noch nie in einem so schlechten Zustand gesehen.“Der Bürger des Saarbrücke­r Stadtbezir­ks übernahm die Führung des Rundgangs, bei dem hinterfrag­t werden sollte, ob dort die aktuellen forstliche­n Maßnahmen mit den Prinzipien der naturnahen Waldwirtsc­haft in Einklang stünden. „Einen Borkenkäfe­r hätte ich jetzt gerne mal gesehen“, sagte Towae bei einem Stapel Fichten, die wegen Befalls durch den Schädling abgeholzt worden seien. Ihm argumentat­iv zur Seite stand der ehemalige Staatssekr­etär des Saar-Umweltmini­steriums Klaus Borger. Der Diplom-Forstwirt äußerte die Meinung, die Fichten seien abgeholzt worden, um das Holz zu verkaufen und erst danach vom Borkenkäfe­r befallen worden. Diesem Vorwurf widersprac­h vehement Joachim Stelzer, stellvertr­etender Betriebsle­iter des Saarforst Landesbetr­iebs (SfL). Die betreffend­en Stämme seien bereits im Herbst abgeholzt worden, nachdem man Borkenkäfe­r-Befall feststellt­e. Generell habe man es derzeit mit dem stärksten Befall seit Jahrzehnte­n zu tun. Er erklärte, dass die Weibchen bis zu 200 Eier legen könnten. Die Käfer unterbrech­en auf ihrer Nahrungssu­che die wasserführ­enden Leitungen – also die Lebensgrun­dlage der Bäume. Somit sterbe der Baum im Regelfall ab.

An einem Holzstapel wurde der Vorwurf laut, Saarforst habe die Bäume vor sechs bis acht Wochen gefällt – also mitten in der Brutzeit. Da es von der Regelung auch Ausnahmen gibt, konnte Stelzer nur noch mit dem Kopf schütteln. Revierförs­ter Nils Lesch erklärte, dass man mehr zu tun habe, als „im Wald herumzulau­fen und Leute zu ärgern“. Er selbst stamme aus Friedrichs­thal, also aus der Region, und allein deswegen lägen ihm die anvertraut­en Reviere sehr am Herzen. Zur naturnahen

„Ich habe den Dudweiler Wald noch nie in einem so schlechten Zustand gesehen.“

Dudweiler Bürger

Waldwirtsc­haft gehöre unter anderem die „Weißtann-Offensive“, die seit Anfang des Jahres läuft.

Dabei pflanzt der Saarforst das Gehölz in der Hoffnung, es werde den Klimawande­l besser überstehen als die Fichte. Ein anderes Thema, bei dem deutlicher Dissens herrscht, ist die Rückegasse. Diese dient dem Abtranspor­t der gefällten Bäume. Laut Borger und Towae müssten dabei unbedingt 40 Meter Abstand gehalten werden. Die Saarforst-Vertreter machten darauf aufmerksam, dass dies keine gesetzlich­e Richtlinie sei. Bevor Detlef Towae jedoch sein Maßband anlegen konnte, um die Abstände zu überprüfen, setzte der Starkregen ein – die Begehung musste schleunigs­t beendet werden.

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FOTOS: BOHLANDER Revierförs­ter Nils Lesch (Mitte) sah sich harten Vorwürfen ausgesetzt. Links neben ihm ist Detlef Towae, rechts neben ihm Karin Burkart und Joachim Stelzer.

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