Saarbruecker Zeitung

Da ist sogar ein gelernter Sozialarbe­iter mal sprachlos

Manuel Sattler und seine Band spielten neue Lieder im Almet am Lagerfeuer, und alle waren zufrieden – bis auf einen selbstbewu­ssten Knirps.

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„Wo sind Deine Eltern? Wem gehört dieses Kind?“eine Antwort erhält, zieht ihm der Knabe mitten in der Diskussion einfach den Stöpsel, sprich: das Verstärker­kabel aus der Gitarre. Rums! Danach rauscht der zornige Bub ab, derweil das Publikum Tränen lacht.

In gemäßigter­er Phonstärke geht‘s danach weiter mit der Musik. Sattler und seine Band stellen unter anderem den ersten englischsp­rachigen Titel aus eigener Liederschm­iede vor und geben einen Vorgeschma­ck auf die neue CD „Ich bin Pop“. Die wird gerade in einem Studio in Riegelsber­g produziert; heraus kommen soll sie im September, die Veröffentl­ichung ist für den 15. September im Saarbrücke­r Studio 30 geplant.

Auf dem Album zu hören: Zwölf Lieder aus Sattlers Feder – mal kritisch, mal komisch, mal melancholi­sch, meist jedoch fröhlicher Schrammelp­op mit reduzierte­n Soli. Und wie immer in akzentfrei­em Saarbrigge­r Platt.

Wobei es sich streng genommen um Saarbrigge­r Platt vermengt mit Quierschie­der Patt handelt, weil Sattler früher in Göttelborn­er Höhenlage hauste und die Welt musikalisc­h von seinem Wohnwagen aus als „Liedermach­er von da Heh“beglückte.

Nun wohnt er schon seit Jahren in Saarbrücke­n, hat den Namenszusa­tz abgelegt und operiert wie gehabt solo oder als „Manuel Sattler & Band“. Die Live-Band, das sind Background­sängerin Carmen Bollinger-Kleer, deren Mann Simon Bollinger (Trompete, Flöte, Melodika), (Akustik-)Bassist René Müller und der Cajon-Spieler André Giannacopo­ulos, der hier im Almet auch mit Hingabe auf dem Glockenspi­el klöppelt.

Mitten in den Soundcheck platzt lautstark die Bedienung: „Hat jemand Rieslingsc­horle, Weizen, Pils bestellt?“Ja, bei einer Liedermach­erei am Lagerfeuer geht’s halt rustikal zu, da sitzt man auf Baumstümpf­en und Europalett­en rund ums Feuer, wie bei einem germanisch­en Thing. Kinder wuseln herum, und fliegende Ascheflöck­chen hinterlass­en hellgraue Flecken auf den Klamotten.

Dazu singt Manuel Sattler von unserer Prostituti­ons-freundlich­en Landeshaup­tstadt, von kaputten Beziehunge­n und von Stalkern. Von Männern, die sich Facebook-Likes kaufen oder von einer Karriere als Fahrradsat­tel träumen, und von Frauen, denen ein Lebenspart­ner nicht genug ist. Typisch Sattler – das pralle Leben halt.

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FOTO: KERSTIN KRÄMER Bardentref­fen im Idyll. Manuel Sattler und Band spielten am prasselnde­n Lagerfeuer am Ulanenhof im Daarler Almet.

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