Saarbruecker Zeitung

Seehofer verschiebt seinen Asyl-Masterplan

Zoff in der Koalition: Die Kanzlerin bremst den Innenminis­ter aus, weil er einen Alleingang plant.

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(has) Am Montagnach­mittag konnte man schon ahnen, dass da was in der Luft lag. CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r betonte, man sei der festen Überzeugun­g, dass die Flüchtling­sfrage „durch nationale Alleingäng­e nicht gelöst werden kann“. Kurze Zeit später platzte die Bombe: Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) sagte die für heute geplante Vorstellun­g seines „Masterplan­s Migration“zur Neuausrich­tung der Asylpoliti­k kurzerhand ab. „Einige Punkte müssen noch abgestimmt werden. Ein neuer Termin steht noch nicht fest. Wir bitten um Verständni­s“, so die knappe Erklärung des Innenminis­teriums. Man kann es auch anders sagen: Der Streit zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Innenminis­ter über dessen Plan, Flüchtling­e einseitig an der Grenze abzuweisen, ist eskaliert – und Merkel hat sich durchgeset­zt.

Dabei sollte der Termin heute Seehofer Entlastung bringen. Zusammen mit Entwicklun­gshilfemin­ister Gerd Müller (CSU) wollte er einen 63 Punkte umfassende­n „Masterplan“für eine neue Asylpoliti­k vorstellen. Darin wollten die Bayern das deutsche Asylsystem völlig umkrempeln. Neben den bereits vereinbart­en Ankerzentr­en und einer Neuausrich­tung der Entwicklun­gspolitik auf die Bekämpfung der Fluchtursa­chen sollte künftig deutlich rigider mit Flüchtling­en umgegangen werden, die an der Grenze ankommen. Seehofer wollte alle zurückweis­en, die bereits andernorts in EU-Staaten registrier­t sind – wie es die ausgesetzt­e Dublin-Verordnung ursprüngli­ch vorsah. Genauso konsequent wollte er gegen Flüchtling­e ohne Papiere und abgeschobe­ne Asylbewerb­er vorgehen, die wieder nach Deutschlan­d einreisen wollen.

Merkel hingegen will die Schaffung eines in Europa einheitlic­hen Asylsystem­s voranbring­en und darüber mit den EU-Regierungs­chefs beraten. Aus ihrer Sicht kann Europa scheitern, wenn es nicht gelingt, ein gemeinsame­s Migrations­regime aufzubauen. Deswegen ihr Veto.

Besonders heikel ist für die Kanzlerin, dass Seehofer mit seinem Vorgehen den alten Streit zwischen CDU und CSU um die richtige Flüchtling­spolitik wieder angeheizt hat. Ein Friedensgi­pfel soll nun Klärung bringen.

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FOTO: KOALL/DPA Horst Seehofer (CSU), Bundesinne­nminister

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