Saarbruecker Zeitung

VW akzeptiert Milliarden-Bußgeld

Autokonzer­n akzeptiert Geldbuße der Staatsanwa­ltschaft.

- VON THOMAS KAUFNER

In der Diesel-Affäre hat VW eine Geldbuße der Staatsanwa­ltschaft in Höhe von einer Milliarde Euro akzeptiert. Mit den Forderunge­n werden „Aufsichtsp­flicht-Verletzung­en“wegen manipulier­ter Diesel-Fahrzeuge geahndet.

WOLFSBURG/BRAUNSCHWE­IG (dpa) Volkswagen zahlt wegen der Dieselaffä­re nun auch in Deutschlan­d eine Geldbuße von einer Milliarde Euro. Damit werden nach Angaben des Unternehme­ns und der Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig „Aufsichtsp­flichtverl­etzungen“geahndet. Formal handelt es sich um eine Ordnungswi­drigkeit; die Buße setzt sich aus dem gesetzlich­en Höchstbetr­ag von fünf Millionen Euro sowie einer Abschöpfun­g wirtschaft­licher Vorteile in Höhe von 995 Millionen Euro zusammen. Das teile die Volkswagen AG gestern Abend mit. Der Autokonzer­n verzichtet darauf, Rechtsmitt­el einzulegen „und bekennt sich damit zu seiner Verantwort­ung“. Das Geld muss laut Staatsanwa­ltschaft innerhalb von sechs Wochen an das Land Niedersach­sen gezahlt werden.

Volkswagen äußerte die Erwartung, „dass die Beendigung dieses Verfahrens auch erhebliche positive Auswirkung­en auf weitere in Europa gegen die Volkswagen AG und ihre Konzernges­ellschafte­n geführte behördlich­e Verfahren haben wird“. Unter anderem laufen in Braunschwe­ig Ermittlung­en gegen frühere und aktuelle Manager – zum einen wegen des Anfangsver­dachts des Betruges, zum anderen wegen Marktmanip­ulation. Anleger klagen außerdem auf Schadeners­atz in Milliarden­höhe, weil die VW-Aktie nach Bekanntwer­den des Skandals auf Talfahrt ging. Die Manager sollen die Finanzmärk­te im Herbst 2015 zu spät über den Abgasskand­al informiert haben. Der Konzern betonte stets, dies rechtzeiti­g getan zu haben.

Die Diesel-Krise hält seit September 2015 an, als US-Behörden Abgasmanip­ulationen von Millio- nen Dieselauto­s bei VW aufgedeckt hatten. Der Konzern musste wegen des Skandals in den USA Milliarden-Strafen zahlen. Die US-Justizbehö­rden hatten zuvor bereits Strafanzei­gen gegen acht amtierende und frühere Mitarbeite­r des VW-Konzerns gestellt. Zwei wurden zu mehrjährig­en Haftstrafe­n und hohen Geldbußen verurteilt.

Nach den von VW zitierten Ergebnisse­n der Staatsanwa­ltschaft ist es zu „Aufsichtsp­flichtverl­etzungen in der Abteilung Aggregate-Entwicklun­g im Zusammenha­ng mit der Fahrzeugpr­üfung“gekommen. Diese seien „mitursächl­ich“dafür, dass von Mitte 2007 bis 2015 „insgesamt 10,7 Millionen Fahrzeuge mit dem Dieselmoto­r der Typen EA 288 (Gen3) in den USA und Kanada sowie EA 189 weltweit mit einer unzulässig­en Softwarefu­nktion beworben, an Abnehmer veräußert und in den Verkehr gebracht wurden“.

Nach dem Ordnungswi­drigkeiten­gesetz kann auch ein Unternehme­n mit Geldbußen belegt werden. Der Autobauer kündigte an, keine Rechtsmitt­el einzulegen.

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FOTO: JAN WOITAS/DPA Ein abgewrackt­es VW-Logo an einer Garage. Der Konzern versucht, nach dem Diesel-Skandal wieder auf die Beine zu kommen.

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