Saarbruecker Zeitung

Iraker kritisiere­n deutsche Ermittler im Fall Susanna

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WIESBADEN/BAGDAD (dpa) Das Vorgehen der Ermittler im Mordfall Susanna hat die Regierung des Irak verärgert. Die Übergabe des Tatverdäch­tigen sei ein Rechtsvers­toß gewesen, teilte das Außenminis­terium in Bagdad gestern mit. Es gebe zwischen beiden Ländern kein Abkommen über eine Auslieferu­ng von gesuchten Personen. Den Verstoß hätten sowohl die kurdische Regionalre­gierung als auch Deutschlan­d begangen, so die Kritik aus Bagdad. Nur das Justizmini­sterium der irakischen Zentralreg­ierung habe die Befugnis für einen Austausch von Gesuchten. Eine offizielle Protestnot­e des Irak blieb allerdings zunächst aus. „Uns ist keine Note zugegangen“, versichert­e eine Sprecherin des Auswärtige­n Amtes.

Die 14-jährige Susanna war Ende Mai in Wiesbaden vergewalti­gt und umgebracht worden. Der Verdächtig­e Ali B. war in die kurdischen Autonomieg­ebiete im Nordirak geflohen und dort festgenomm­en worden. Kurdische Sicherheit­skräfte übergaben ihn am Samstag in der Regionalha­uptstadt Erbil an Bundespoli­zisten, die ihn zurück nach Deutschlan­d brachten. Nach Ansicht der Bundesregi­erung handelt es sich bei dem Vorgang um eine Abschiebun­g aus dem Irak, nicht um eine Auslieferu­ng an Deutschlan­d. Ein offizielle­s Auslieferu­ngsersuche­n sei noch in Vorbereitu­ng gewesen, hieß es. Nach Einschätzu­ng der Wiesbadene­r Staatsanwa­ltschaft liegt kein Fehler der deutschen Behörden vor. Es habe ein formales Auslieferu­ngsersuche­n gegeben. Ob die Aussagen verwertet werden können, die Ali B. im Nordirak gemacht hat, sei noch nicht klar. Diese lägen der Ermittlung­sbehörde auch noch nicht vor.

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