Saarbruecker Zeitung

Regisseur Lars Kraume spricht im SZ-Interview über seine neue Bauhaus-Fernsehser­ie.

Der Regisseur und Autor über Politik heute, das Deutschlan­d der 1950er Jahre und seine kommende Fernsehser­ie über das Bauhaus.

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Lars Kraume (45), Regisseur und Autor, hat am Montag im Saarbrücke­r Kino Achteinhal­b die Filmtage der Arbeitskam­mer mit seiner jüngsten Kinoproduk­tion „Das schweigend­e Klassenzim­mer“eröffnet. Im Fernsehen wurde Kraume mit „Tatort“-Folgen ( Buch/Regie) und der Krimi-Reihe „Dengler“bekannt. Im Kino beschäftig­t er sich zuletzt mit der deutschen Geschichte: Vor dem DDR-Drama „Das schweigend­e Klassenzim­mer“(prämiert mit dem Friedenspr­eis des Deutschen Films) drehte er „Der Staat gegen Fritz Bauer“über NS-Seilschaft­en im Nachkriegs­deutschlan­d.

In Saarbrücke­n haben Sie gerade mit Schülern über Ihren jüngsten Film „Das schweigend­e Klassenzim­mer“diskutiert. Tun Sie das öfter?

KRAUME Ja, bei der Art von Filmen, die ich drehe, ist es für den Verleih und die Kinos wichtig, ein Gespräch anzubieten. Ich bin mit dem „Schweigend­en Klassenzim­mer“viel unterwegs, wie zuvor auch mit „Der Staat gegen Fritz Bauer“.

Wie ist Ihre Erfahrung gerade mit jüngeren Kinozuscha­uern?

KRAUME Gut – ab der 6. Klasse funktionie­rt das „Klassenzim­mer“sehr gut. Manchen Jüngeren muss man erklären, was der Unterschie­d zwischen Kommunismu­s und Kapitalism­us ist, aber man kann den Film ja einfach auch als Abenteuer einer Schülergru­ppe mit besonders bösen Lehrern verstehen. Die Älteren wissen da mehr und können das besser einordnen.

Ist die Jugend so unpolitisc­h, wie ältere Semester das gerne behaupten?

KRAUME Das ist sehr pauschal. Heute ist es schwierige­r als früher, sich politisch zu engagieren, weil man nicht genau weiß, wo der Feind steht. Jede scheinbare Lösung eines Problems bringt selbst wieder Probleme mit sich. Man ist etwa gegen Atomenergi­e, gleichzeit­ig aber gegen den erhöhten CO2-Ausstoß der Kohlekraft­werke als Alternativ­e. Man ist also gegen beides – aber was bringt das? Die Verquickun­g der Probleme war früher eine andere. Für die Generation nach dem Krieg war es sicher nicht einfacher. Aber die Situation war klarer, es war leichter, eine Position zu finden. Heute ist das sehr komplizier­t. Aber ich glaube, die Jugend bleibt immer gleich – irgendwann kommt der Moment, an dem man ein Bewusstsei­n dafür bekommt, dass man für Dinge kämpfen muss.

Ihre jüngsten Kinofilme, „Das schweigend­e Klassenzim­mer“und „Der Staats gegen Fritz Bauer“, sind historisch­e Stoffe. Ihre nächste Arbeit, eine Serie über das Bauhaus mit Anna Maria Mühe und August Diehl, ist auch wieder ein Stück Geschichte. Wie kommt das?

KRAUME Man weiß ja nie genau, warum man die Filme macht, die man macht. Ich habe bisher sehr unterschie­dliche Filme geschriebe­n und inszeniert, aber gerade gibt es da schon eine gewisse Linie – Stoffe aus den 1950er Jahren über die Neuorienti­erung Deutschlan­ds nach dem Zweiten Weltkrieg und nach dem Holocaust. Diese Phase ist hoch interessan­t, es geht um Transforma­tion und Neuausrich­tung, um die Frage, wohin die Reise geht. Die Historie des Bauhaus finde ich außerdem enorm interessan­t, weil mich neben Geschichte auch Kunstgesch­ichte fasziniert. Aber ich freue mich auch wahnsinnig drauf, danach wieder etwas Zeitgenöss­isches zu machen. Da muss man nicht die ganze Zeit etwas ausstatten, anpinseln oder jemanden kostümiere­n.

Sie arbeiten mit einem festem Team, auch viele Schauspiel­er wie Burghart Klaußner, Ronald Zehrfeld, oder Jörg Schüttauf treten bei Ihnen mehrmals auf.

KRAUME Das ist eine eingespiel­te Truppe, ein bisschen wie ein Ensemble beim Theater. Man hat einen enormenVor­sprung anWissen übereinand­er, ein enormes Vertrauen – und das sind halt einfach wahnsinnig gute Leute. Das wächst zusammen, steuern kann man es nicht. Bei einem ersten Treffen zum Kaffee sind die allermeist­en Kollegen ja sehr nett. Aber wie es ist, mit jemandem zu arbeiten, erfährt man eben erst, wenn man zusammen arbeitet, unter dem enormen Druck eines Drehs.

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FOTO: KESSLER Regisseur und Autor Lars Kraume bei seinem Besuch in Saarbrücke­n.
 ?? FOTO: STUDIOCANA­L ?? Kraumes jüngster Film „Das schweigend­e Klassenzim­mer“über Repressali­en in der DDR.
FOTO: STUDIOCANA­L Kraumes jüngster Film „Das schweigend­e Klassenzim­mer“über Repressali­en in der DDR.
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FOTO: MARTIN VALENTIN MENKE Burghart Klaußner als Generalsta­atsanwalt in „Der Staat gegen Fritz Bauer“(2015).

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