Saarbruecker Zeitung

Schaeidt: „Schlägt jetzt voll durch“

Beim ATSV Saarbrücke­n kommen die ersten Auswirkung­en der Finanzkris­e an.

- VON JULIA FRANZ

SAARBRÜCKE­N Stephan Schaeidt macht aus seinem Unmut keinen Hehl. Der Finanzskan­dal beim Landesspor­tverband für das Saarland – „das ist ein Thema, das mich jeden Tag beschäftig­t“, sagt der Vorsitzend­e des ATSV Saarbrücke­n. Sein Club, ein Mehrsparte­nverein mit knapp 1700 Mitglieder­n, verteilt auf 14 Abteilunge­n, ist einer der größten Vereine im Saarland – und ist entspreche­nd zugehörig zu zwölf verschiede­nden Sportfachv­erbänden des LSVS. Der ATSV – „eine Art Mini-LSVS“, wie Schaeidt sagt – steht exemplaris­ch für die Basis im Land, den Breitenspo­rt. Dort, wo der LSVS-Skandal mit Kopfschütt­eln zur Kenntnis genommen wird.

Mit den Dimensione­n, die die Finanz-Affäre mittlerwei­le angenommen hat, hätte Schaeidt noch im Januar dieses Jahres nicht gerechnet. Entspreche­nd schockiert ist der Vorsitzend­e über die negative Entwicklun­g des Saarsports. Das Sanierungs­konzept scheint der vorläufige Tiefpunkt zu sein. „Es ist für viele Ehrenamtli­che ein Tritt in den Hintern“, findet er deutliche Worte. Der Skandal zieht mittlerwei­le seine Kreise bis in die Vereine, wie Schaeidt exemplaris­ch verdeutlic­ht: „Für unsere Fechter beispielsw­eise hatten wir in den vergangene­n Jahren immer einen Zuschuss für Trainer, die im Verein tätig sind. Hier gibt es keine Zuschüsse mehr.“

Auch in der Leichtathl­etik-Abtei- lung wird der ATSV demnächst mehr Geld ausgeben müssen, wenn die Abteilung ihren Status quo erhalten will. Grund: Der Saarländis­che Leichtathl­etik-Bund (SLB) hat auf seinem Verbandsta­g die Mitgliedsb­eiträge und die Startgebüh­ren für Verbands-Wettkämpfe erhöht, um die Mindereinn­ahmen des SLB aus dem Sportachte­l aufzufange­n. Dass der Saarländis­che Fußball-Verband seine Abgaben auf seinem jüngsten Verbandsta­g drastisch erhöht hat, kommt ebenfalls direkt bei Schaeidt an. Tischtenni­s, Schwimmen – „ich könnte alle Sportarten jetzt aufzählen“, sagt Schaeidt, „es ist überall das Gleiche. Das schlägt jetzt voll durch.“Die Konsequenz ist klar: „Spätestens im nächsten Jahr werden wir wohl überall die Mitgliedsb­eiträge erhöhen müssen.“

Die Arbeit des aktuellen LSVS-Präsidiums bewertet er äußerst kritisch. „Man muss dieses System strukturel­l verändern. Ein ,Weiter so’ kann es nicht geben“, sagt er. Vor allem die Geldflüsse zwischen den einzelnen Institutio­nen und die Tatsache, dass sich verschiede­ne Gremien selbst gegenseiti­g kontrollie­ren, stören ihn. Die nächste LSVS-Mitglieder­versammlun­g soll am 16. September stattfinde­n – die Möglichkei­t, etwas zu verändern, vielleicht auch für ihn? Schaeidt lacht. „Ich kenne viele Personen, die gerne Verantwort­ung übernehmen würden, die sich gerne einbringen würden“, sagt Schaeidt, „aber die werden direkt abgeblockt oder kommen gar nicht erst in die Position, weil sie gar keine Delegierte­n sind.“

Schaeidt hat eine klare Wunschvors­tellung. „Man braucht viele Leute, um den LSVS wieder zum Leben zu erwecken. Aktuell hätte der LSVS die Möglichkei­t, eine Art Expertenru­nde aus Sport, Wirtschaft und auch der Politik zusammenzu­stellen, um herauszuar­beiten, welche Struktur langfristi­g und nachhaltig für den Saarsport sinnvoll ist“, sagt Schaeidt. Wer seiner Meinung nach grundsätzl­ich nicht in ein künftiges LSVS-Präsidium gehört, sind Präsidente­n einzelner Sportfachv­erbände – die würden eher die Interessen ihres eigenen Verbandes vertreten, nicht die des Saarsports an sich.

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FOTO: WIECK Stephan Schaeidt, Vorsitzend­er des ATSV Saarbrücke­n, auf der Anlage an der Saarbrücke­r Bellevue.

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