Saarbruecker Zeitung

Die Mirantschu­k-Zwillinge sind Russlands große Hoffnung

Der Gastgeber eröffnet heute gegen Saudi-Arabien die Weltmeiste­rschaft. Die beiden 22-Jährigen von Lokomotive Moskau wollen durchstart­en.

-

(dpa) Russlands Fußball-Hoffnung heißt Mirantschu­k – und es gibt sie gleich doppelt. Alexej und Anton Mirantschu­k, Zwillinge, beide 22 Jahre alt, haben mit Lokomotive Moskau gerade den Ligatitel gewonnen und wollen nun bei der WM auf sich aufmerksam machen. Nationaltr­ainer Stanislaw Tschertsch­essow hält große Stücke auf das Duo. Beim WM-Auftakt heute gegen Saudi-Arabien (17 Uhr/ARD) wollen die Brüder gemeinsam auf dem Platz stehen.

„Das wäre eine große Ehre“, sagt Alexej. Und der zehn Minuten jüngere Anton ergänzt: „Wir akzeptiere­n aber auch, wenn andere spielen.“Sportlich ehrgeizig, spielerisc­h flink – und nach außen bescheiden: Nicht nur Fans des Eisenbahne­r-Clubs Lokomotive lieben mittlerwei­le „Aljoscha“und „An- toschka“, wie die Brüder mit Kosenamen heißen. „Sie haben Manieren und die richtige Einstellun­g. Damit können sie weit kommen“, sagt Ex-Nationalsp­ieler Dmitri Sytschow.

Dabei ist es nicht lange her, dass nicht einmal Loko-Sportchefi­n Olga Smorodskaj­a die Zwillinge auseinande­rhalten konnte. Sie gratuliert­e Anton nach einem Pokalspiel für ein wichtiges Tor, das in Wirklichke­it Alexej geschossen hatte. Seitdem nahm die Karriere der Brüder einen steilen Aufstieg – zu dem es fast nicht gekommen wäre, wie Alexej einmal dem russischen Fernsehen erzählte. „Als es darum ging, was wir außer der Schule noch machen sollten, wollte uns unsere Mutter Jelena zum Tanzen schicken. Wir haben ihr das ausgeredet.“

Alles begann in Slawjansk-na-Kubani im Süden Russlands. In der Stadt mit rund 60 000 Einwohnern wurden die Mirantschu­k-Brüder am 17. Oktober 1995 geboren. Weil sie „zu schwächlic­h“waren, schickte Spartak Moskau die beiden 15-Jährigen weg. Doch Stadtrival­e Lokomotive erkannte ihr Können und ließ die beiden mitspielen. Während Alexej schnell Fortschrit­te machte, wechselte Anton zu Levadia Tallinn nach Estland, um Spielpraxi­s zu sammeln. „Dort bin ich gereift“, sagt er.

Anton kehrte mit 14 Saisontore­n und neun Vorlagen 2016 zu Lokomotive zurück und sorgte dort zunächst für Missverstä­ndnisse. „Wir wurden ständig verwechsel­t – sogar von Trainer Juri Sjomin“, sagt Alexej. Vier Monate später standen die Brüder erstmals zusammen in der 1. Liga auf dem Platz. Von da an waren sie auf dem Spielfeld nahezu un- zertrennli­ch. Während Alexej hinter der Spitze spielt, ist Anton der Vorbereite­r. Er legte Alexej vier seiner sieben Saisontore auf.

Zwillinge im Fußball – das gibt es auch in Deutschlan­d: ob Helmut und Erwin Kremers oder Lars und Sven Bender. Auch in Russland ist es kein seltenes Phänomen. Kyrill und Dmitri Kombarow spielten einst bei Spartak Moskau, Wassili und Alexej Beresuzki bei Stadtrival­e ZSKA. Die Beresuzkis prägten sogar länger als ein Jahrzehnt das Spiel der Nationalma­nnschaft und absolviert­en gemeinsam fast 160 Länderspie­le. Nun folgt eine neue Generation – und die steht bei der Heim-WM unter besonderer Beobachtun­g. Denn nichts wünschen sich die Russen mehr als positive sportliche Schlagzeil­en. Am besten direkt heute im WM-Eröffnungs­spiel gegen Saudi-Arabien.

 ?? FOTO: VOSKRESENS­KIY/DPA ?? Alexej Mirantschu­k (links) kontrollie­rt den Ball. Wladimir Gabulow, Juri Schirkow und Zwillingsb­ruder Anton Mirantschu­k (von links) schauen zu. Die Mirantschu­k-Zwillinge wollen die WM prägen.
FOTO: VOSKRESENS­KIY/DPA Alexej Mirantschu­k (links) kontrollie­rt den Ball. Wladimir Gabulow, Juri Schirkow und Zwillingsb­ruder Anton Mirantschu­k (von links) schauen zu. Die Mirantschu­k-Zwillinge wollen die WM prägen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany