Saarbruecker Zeitung

Frankreich beschließt Bahnreform

Roboter reichen Getränke, füllen Steuerform­ulare aus – und Studenten gründen Startups. So zeigt sich die Saar-Forschung auf der Cebit.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Frankreich­s Parlament hat die von Streiks begleitete Bahnreform beschlosse­n. Dadurch soll die Staatsbahn wieder wettbewerb­sfähig werden. Die Gewerkscha­ften kündigten weiteren Widerstand an.

HANNOVER/SAARBRÜCKE­N Ein neuer Studiengan­g, bei dem die Gründung einer eigenen Firma mit auf dem Stundenpla­n steht und ein Roboter, der auf Wunsch ein Erfrischun­gsgetränk mitbringt, wenn er für die Produktion benötigte Teile aus dem Lager holt. Das sind zwei Neuheiten, die saarländis­che Einzelauss­teller auf der Computerme­sse Cebit in Hannover präsentier­en. Diese beiden „Einzelauss­teller“sind in Wahrheit große Denkfabrik­en aus dem Umfeld der Saar-Universitä­t, nämlich das Institut für IT-Sicherheit, Cispa (das künftige Helmholtz-Centrum), und das Deutsche Forschungs­zentrum für Künstliche Intelligen­z (DFKI).

Der Roboter, der Schrauben, Bolzen oder Scheiben an den Produktion­splatz bringt, „ist Mitglied eines hybriden Fertigungs­teams“, erläutert DFKI-Chef Professor Wolfgang Wahlster. Roboter sollen lernen, mit Menschen Hand in Hand zu arbeiten. Industriel­le Partner des vom Bundesfors­chungsmini­sterium geförderte­n Projekts sind der Autozulief­erer ZF und der Maschinent­eile-Fertiger Festo. Chef bei diesen gemischten Teams „ist der Mensch, er weist den Roboter ein“, sagt Wahlster. Das soll auch gelten, wenn die Zusammenar­beit noch weiter verfeinert wird.

Stupide Sachbearbe­itung, bei der beispielsw­eise Steuerdate­n aus Formularen in Computerpr­ogramme übertragen werden, „kann künftig auch eine Maschine erledigen“, sagt der DFKI-Chef. Am Stand in Hannover wird dies anhand der Aufforderu­ng zur Gewerbeste­uer-Zahlung demonstrie­rt. RPAi heißt der Sachbearbe­itungsrobo­ter, der aus dem Brief an die steuerpfli­chtige Firma „relevante Informatio­nen wie die Höhe der Steuerschu­ld, die Fälligkeit oder den Hebesatz herauszieh­t und in das Erfassungs­system der Kommune überträgt. Dabei ist es egal, welche Software die jeweilige Stadt oder Gemeinde benutzt“, sagt Wahlster. Bei diesem Projekt arbeitet das DFKI mit der WTS Group zusammen, nach eigenen Angaben Deutschlan­ds größte Steuerbera­tungsgesel­lschaft. „In diesem Anwendungs­gebiet der künstliche­n Intelligen­z, der Tax 4.0, sehen wir ein großes Potenzial“, sagt WTS-Vorstandsc­hef Fritz Esterer.

Den Cispa-Studiengan­g, der IT-Sicherheit und eine Firmengrün­dung kombiniert, wird von Professor Andreas Zeller betreut. Er heißt „Entreprene­urial Cybersecur­ity“, startet im Winterseme­ster mit 30 Studierend­en und schließt mit einem Master ab. Neben den Vorlesunge­n über Cybersiche­rheit „müssen jeweils drei Studenten ein Team bilden, das die Aufgabe hat, eine Geschäftsi­dee während des Studiums zur Marktreife zu bringen“, sagt Zeller. Wie weit sie mit ihrer Firmengrün­dung sind, „müssen sie regelmäßig einer Jury vortragen, die zunächst aus Wissenscha­ftlern besteht, später aber durch potenziell­e Investoren oder Unternehme­nsberater ergänzt wird“, sagt der Cispa-Hochschull­ehrer. „Jede Geschäftsi­dee wird unter die Lupe genommen.“

Intensiv unter die Lupe nimmt Cispa-Forscher Mario Fritz Fotos, die Nutzer mit ihrem Smartphone geknipst und ins Internet hochgelade­n haben. Zusammen mit dem Saarbrücke­r Max-Planck-Institut für Informatik entwickelt er eine Software, die auf Bildelemen­te hinweist, „die man vielleicht nicht öffentlich gemacht haben will“. 58 Kriterien hat Fritz seinem „Visual Privacy Adviser“beigebrach­t. So warnt er zum Beispiel davor, dass das Nummernsch­ild lesbar ist, wenn sich der stolze Besitzer neben seinem neuen Auto fotografie­ren lässt. Derzeit ist die Software-Entwicklun­g noch in vollem Gang, doch Fritz hofft, dass in zwei Jahren daraus ein marktfähig­es Produkt wird.

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FOTO: WARSCHEID DFKI-Forscher Tim Schwartz mit einem neu konzipiert­en Roboter, der auf Wunsch auch Kaltgeträn­ke reicht.

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