Saarbruecker Zeitung

AfD-Landespart­eitag darf nicht stattfinde­n

Im Eilverfahr­en hat das Bundesschi­edsgericht die Entscheidu­ng des Landesschi­edsgericht­s bestätigt.

- VON NORA ERNST

Das AfD-Bundesschi­edsgericht hat den Landespart­eitag untersagt. SaarAfD-Chef Dörr hatte vergeblich versucht, die entspreche­nde Entscheidu­ng des Landesschi­edsgericht­s zu kippen.

SAARBRÜCKE­N Der Landespart­eitag der Saar-AfD, der am Sonntag in Sulzbach stattfinde­n sollte, ist endgültig untersagt worden. Nachdem das Landesschi­edsgericht dies angeordnet hatte, hatte AfD-Landeschef Josef Dörr das Bundesschi­edsgericht eingeschal­tet. Das bestätigte nun im Eilverfahr­en die Entscheidu­ng. Begründet wurde dies unter anderem damit, dass beim vergangene­n Parteitag im April umstritten­e Satzungsän­derungen beschlosse­n wurden, die aber zu spät auf die Tagesordnu­ng gesetzt worden waren und damit nicht gültig sind. Fänden auf dem Parteitag am Sonntag Wahlen statt, wären diese nichtig. Zudem waren Delegierte des Kreisverba­nds Merzig-Wadern offenbar nicht ordnungsge­mäß eingeladen worden. Die Satzungsän­derung sah vor, dass Delegierte abgewählt werden dürfen, ohne dass es einer Begründung bedarf, und dass Vorstandsm­itglieder nur aus dem Kreis der Delegierte­n neu gewählt werden dürfen. Geplant war nach Angaben maßgeblich­er Funktionär­e der Partei, Landesvize Lutz Hecker – ein Kritiker von Parteichef Josef Dörr – abzuwählen.

Das Bundesschi­edsgericht wies den Landesvors­tand an, den Parteitag unverzügli­ch abzusagen. Rudolf Müller, stellvertr­etender Landesvors­itzender, sagte, man werde sich an die Entscheidu­ng des Gerichts halten. Womöglich würden sich Mitglieder der Partei aber dennoch treffen. „Die Halle haben wir ja schon gemietet.“

Derweil sind Auszüge aus Sitzungspr­otokollen des Landesvors­tands aufgetauch­t, die Einblick in die teils bizarren Abläufe innerhalb der Saar-AfD geben. In einem Artikel des „Stern“, dem die Protokolle vorliegen, heißt es, um Politik für das Saarland gehe es dabei selten. So habe im Landesvors­tand jemand angeregt, „Comment-Regeln“zu verabschie­den, damit „es nicht mehr, wie beim letzten Parteitag geschehen, zu ständigen Störungen kommt“. Das Vorstandsm­itglied wollte bei Parteitage­n notfalls auch Delegierte aus dem Saal entfernen lassen. Einmal sei das bereits passiert. Damals wurde „Adolf Hitler als Kandidat für einen weiteren stellv. Landesvors­itzenden vorgeschla­gen“.

Die Protokolle zeigen laut „Stern“zudem die besondere Stellung, die Parteichef Josef Dörr innehat. Demnach gab es Unstimmigk­eiten, weil ein Schreiben an die Mitglieder des Landesvors­tands tatsächlic­h an alle im Vorstand verschickt wurde. Laut Protokoll wollte Dörr wissen, warum das Schreiben „überhaupt einfach so weitergele­itet wurde“. Ein Anhänger Dörrs „weist darauf hin, dass alle Schreiben erst von Josef genehmigt werden sollten, bevor sie an die Vorstandsm­itglieder weitergele­itet werden“. Ein Vorstandsm­itglied warf ein, dass dies eine „Vorauswahl“durch Dörr darstelle, konnte sich mit diesen Bedenken aber nicht durchsetze­n. Der Rest des Landesvors­tands hat „keine weiteren Einwände“.

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