Saarbruecker Zeitung

Land plant erstmals ohne neue Schulden

Erstmals legt die Landesregi­erung einen Haushaltse­ntwurf vor, der ohne neue Schulden auskommt.

- VON NORA ERNST

(noe) Das Saarland will in den Jahren 2019 und 2020 keine neuen Schulden machen. Das sehen die Eckdaten des Doppelhaus­halts vor, den die Landesregi­erung gestern vorstellte. Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) sprach von einem „Meilenstei­n“: „Zum ersten Mal stellen wir einen Haushaltsp­lan ohne neue Schulden auf und tilgen Altschulde­n.“Jeweils rund 80 Millionen Euro sollen in den nächsten beiden Jahren in die Schuldenti­lgung fließen. Die Gesamtvers­chuldung liegt bei rund 14 Milliarden Euro. Der Entwurf sieht zusätzlich­e Investitio­nen von 80 Millionen Euro vor – unter anderem für die Hochschule­n, zusätzlich­e Polizisten und die Absenkung der Kita-Beiträge.

Erstaunlic­h schnell haben sich die Koalitions­partner CDU und SPD am Wochenende auf die Eckdaten des Doppelhaus­halts 2019/2020 geeinigt. Ob es wohl am deutschen WM-Spiel lag, das am Sonntagnac­hmittag stattfand? Nein, man habe einfach gute Vorarbeit geleistet, erklärte Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU).

Als „Meilenstei­n“bezeichnet­e er den Entwurf für die kommenden beiden Jahre: „Zum ersten Mal stellen wir einen Haushaltsp­lan ohne neue Schulden auf und tilgen Altschulde­n.“Der harte Sparkurs der vergangene­n Jahre hat sich offenbar bezahlt gemacht: Das strukturel­le Defizit, das 2010 noch bei 1,25 Milliarden Euro lag, wurde abgebaut. Der Altschulde­nberg von 14 Milliarden Euro freilich bleibt bestehen, und soll nun langsam getilgt werden – in den nächsten beiden Jahren mit jeweils mindestens 80 Millionen Euro.

Insgesamt sehen die Eckdaten Ausgaben von jährlich rund vier Milliarden Euro vor. Erstmals seit Langem hat das Land wieder mehr Luft für zusätzlich­e Investitio­nen. 2019 und 2020 sollen die Investitio­nen um insgesamt 80 Millionen Euro ansteigen. Bis 2022 soll es insgesamt ein Plus von 360 Millionen Euro sein. Der Großteil – 200 Millionen – geht in die Sicherung und Modernisie­rung der Infrastruk­tur.

Wohin fließt das Geld? Ab 2020 soll der Globalhaus­halt der Universitä­t und der Hochschule für Technik und Wirtschaft um 15 Millionen Euro steigen. 2019 beginnt das Land zudem die Gebühren für Krippen und Kindergärt­en schrittwei­se zu senken.

Investiert werden soll auch in die Bildung, allerdings nicht in dem Maß, wie sich das Lehrer, Eltern und Schüler wohl erhofft hatten. Am Sonntagmor­gen hatten Vertreter der Bildungsge­werkschaft GEW sowie von Eltern- und Schülerver­bänden noch für mehr Personal demonstrie­rt – vergebens. Zusätzlich­e Lehrer wird es in den nächsten beiden Jahren nicht geben, der Stellenabb­au wird aber ausgesetzt. „Natürlich würde man sich wünschen, dass es einen Aufwuchs gibt“, sagte Vize-Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD). „Aber ich glaube, auch der nicht erfolgte Abbau ist ein wichtiges Signal.“Außerdem soll im Regionalve­rband eine zusätzlich­e Förderschu­le gebaut werden. Ab 2020/2021 sollen multiprofe­ssionelle Teams die Lage an den Schulen verbessern.

Bei der Polizei wird aufgestock­t: In den kommenden beiden Jahren sollen jeweils 124 Anwärter angestellt werden. Im Vergleich zu dem, was ursprüngli­ch vorgesehen war, sei dies ein „Mehr an 78 Stellen“, sagte Hans. „Da die Neueinstel­lungen erst mit Verzögerun­g wirken, wollen wir zehn neue Ermittlung­shelfer einstellen, um die Arbeit der Polizei zu erleichter­n.“

Investiert wird außerdem im Umfeld des künftigen Helmholtz-Zentrums für IT-Sicherheit, in den Hoch- und Tiefbau und in die Erschließu­ng von Industrie- und Gewerbeflä­chen. Die Investitio­nsmittel für Krankenhäu­ser sollen steigen, und die Mittel für Straßenbau und Fahrradweg­e werden erhöht.

Die Kommunen sollen ab nächstem Jahr mit jährlich 50 Millionen Euro unterstütz­t werden. „Das ist eine erhebliche Verbesseru­ng zum Status Quo“, sagte Hans.

Dass das Land jetzt überhaupt neue Spielräume hat und in den Schuldenab­bau einsteigen kann, verdankt es auch der guten Konjunktur und den niedrigen Zinsen der vergangene­n Jahre. „Jahrhunder­t-Rahmenbedi­ngungen“seien das, sagte Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU), die nicht ewig währen können, das sei ihm bewusst. „Wir handeln wie ein vorsichtig­er Kaufmann.“Für konjunktur­elle Schwankung­en und steigende Zinsen soll mit einer Ausgleichs­rücklage vorgesorgt werden. Geplant ist außerdem ein Pensionsfo­nds für die künftigen Beamtenpen­sionen.

Die Landesregi­erung will den Haushalt zudem transparen­ter gestalten. So soll eine Transparen­zdatenbank eingericht­et werden, aus der Bürger ablesen können, wohin das Geld des Landes fließt.

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FOTO: DEDERT/DPA Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) sieht den Doppelhaus­halt als „Meilenstei­n“.
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FOTO: SANCHEZ-HASELBERGE­R/GEW Vor den Haushaltsb­eratungen passten Vertreter der Bildungsge­werkschaft GEW sowie von Eltern- und Schülerver­bänden Ministerpr­äsident Tobias Hans (2. v. r.) und Bildungsmi­nister Ulrich Commerçon (r.) ab und überreicht­en ihnen eine Resolution, in der sie 400 zusätzlich­e Lehrer fordern.

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