Saarbruecker Zeitung

Union und FDP attackiere­n Scholz im Streit um den Wehretat

Wie viele Milliarden soll die Bundeswehr künftig bekommen? Was dem einen Koalitionä­r zu wenig ist, ist dem anderen zu viel.

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(dpa) Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen (CDU) will nach einem Bericht viel mehr Geld für die Bundeswehr, als Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) dafür eingeplant hat. Die beiden Minister liegen für den Zeitraum bis 2022 um 25 Milliarden auseinande­r, berichtete die „Bild“-Zeitung. Der „Spiegel“zitiert zudem aus einem internen Dokument der CDU/ CSU-Fraktion, wonach die Finanzplan­ung des Vizekanzle­rs aus Sicht der Unionsabge­ordneten gegen den Koalitions­vertrag verstößt.

Von der Leyen verlangt nach „Bild“-Informatio­nen bis Ende der Wahlperiod­e (2021) rund 15 Milliarden Euro mehr für die Bundeswehr als eingeplant. Für 2022 wolle sie noch einmal zehn Milliarden Euro zusätzlich, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen ihr vorliegend­en vertraulic­hen Bericht des Verteidigu­ngsministe­riums. Darin heiße es, dass ohne zusätzlich­es Geld „mehr als 200 neue Vorhaben“nicht realisierb­ar seien, darunter Gemeinscha­ftsprojekt­e wie die „Eurodrohne“. Zum „gewaltigen Modernisie­rungsbedar­f“der Truppe kämen die angestrebt­e Personalau­fstockung und andere Kostenfakt­oren hinzu.

Ein Ministeriu­mssprecher wollte die „Bild“-Angaben nicht bestätigen. Er sagte jedoch, bei dem zitierten Papier könnte es sich möglicherw­eise um ein fast über drei Monate altes internes Planungsdo­kument handeln. „Diese Papiere werden natürlich ständig aktualisie­rt“, sagte er.

Der Wehretat ist schon jetzt der zweitgrößt­e Haushalts-Posten. Für das laufende Jahr sind 38,5 Milliarden Euro vorgesehen, für das kommende 41,5 Milliarden Euro. Von der Leyen fordert jedoch schon seit Längerem, dass ihr Etat auf 1,5 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s steigt – rund 60 Milliarden Euro jährlich.

In dem vom „Spiegel“zitierten Papier der Unionsfrak­tion heißt es: „Die derzeitige­n Pläne von Minister Scholz ignorieren den dringend notwendige­n Bedarf der Bundeswehr“und gefährdete­n die internatio­nale Handlungsf­ähigkeit Deutschlan­ds. Demnach würde der Wehretat in den Jahren nach 2021 sogar wieder sinken. „Eine solche mittelfris­tige Finanzplan­ung widerspric­ht eindeutig dem Koalitions­vertrag“, sagte Fraktionsv­ize Johann Wadephul (CDU) dem Nachrichte­nmagazin.

Der SPD-Verteidigu­ngs- und Haushaltsp­olitiker Johannes Kahrs warf der Union beim Thema Verteidigu­ng „Versagen auf ganzer Linie vor“. Er wies auf Twitter auf die bekannten Ausrüstung­sprobleme der Truppe hin und erklärte: „Mehr Geld bringt erst mal nix.“

Die FDP rief Scholz auf, sich der Realität zu stellen. Die Bundeswehr müsse endlich modernisie­rt werden und dafür bedürfe es eines angemessen­en Etats, erklärte die verteidigu­ngspolitis­che Sprecherin der FDP-Fraktion, Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Als überzogen bezeichnet­en die Grünen von der Leyens angemeldet­en Geldbedarf. Sicherheit­s- und Haushaltsp­olitiker Tobias Lindner warf von der Leyen Maßlosigke­it vor. „Einfach mal alle möglichen Beschaffun­gsvorhaben aufzuschre­iben, die der Ministerin in den Sinn kommen, ist nicht nur unbezahlba­r, sondern hat auch mit vernünftig­en Prioritäte­n für die Ausstattun­g der Bundeswehr nichts zu tun“, sagte er.

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FOTO: NIETFELD/DPA Sie möchte mehr Geld für die Truppe: Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU).

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