Saarbruecker Zeitung

Türkisches Fest im Schatten der WM

Auch Özils und Gündogan Auftritt mit Erdogan war ein Thema im Deutsch-Französisc­hen Garten.

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Von Udo Lorenz

Zum Abschluss des Fastenmona­ts Ramadan sind am Sonntag mehrere Tausend Türken und ihre deutschen Freunde zum 13. Türkischen Tag in den Deutsch-Französisc­hen Garten in Saarbrücke­n geströmt. Während auf der Bühne der junge Graffiti-Künstler Tarik Yilmaz

„Hier geht es um die Kultur, die man gegenseiti­g kennenlern­en

soll.“

Erkan Kahved und Kadir Cetin zwei eng umschlunge­ne Hände mit der deutschen und türkischen Flagge zeigte und Schüler auf ihren Geigen die Nationalhy­mnen beider Länder spielten, sprach der Saarbrücke­r Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo (SPD) in seiner Begrüßungs­rede kurz vor der am nächsten Sonntag endenden Türkei-Wahl auch unumwunden die politische­n Spannungen zwischen den Regierunge­n Deutschlan­ds und der Türkei samt Entfremdun­gen in der Bevölkerun­g an. Er warb aber zugleich dafür, dass die mehr als 10 000 im Saarland lebenden Türken und ihre Angehörige­n weiter „in Frieden leben und ihrer Religion nachgehen können“. „Auch wir sind gespalten“, meinte ein junger Türke, der namentlich nicht genannt werden wollte: „Für die einen ist Präsident Erdogan ein

Organisati­ons-Komitee-Chefs

Antidemokr­at, für die anderen der Verteidige­r der türkischen Ehre in Europa“. Politik und Religion sollten aber am Türkischen Tag in Saarbrücke­n - „der größten derartigen Veranstalt­ung in Deutschlan­d“- keine Rolle spielen, betonten die Vorsitzend­en des Organisati­onskomitee­s des Festes mit Musik, Tanz und Zauberei von 18 Vereinen, Erkan Kahved und Kadir Cetin: „Hier geht es um die Kultur, die man gegenseiti­g kennenlern­en soll.“Was auch Bildungs-Attachè Turgut Gögebakan vom türkischen Generalkon­sulat in Mainz unterstric­h. „Gott sei Dank besteht die über 50-jährige Freundscha­ft zwischen Türken und Deutschen immer weiter“, fügte er unter Beifall hinzu.

Die kleine dreijährig­e Türkin Berra wedelte derweil mit einem deutschen Fähnchen in der Hand vor ihrer in der ersten Reihe mit Kopftuch sitzenden Mutter und ihren anderen Angehörige­n. An den vielen Essensund Getränkest­änden im DFG, dessen Angebot an diesem Sonntag von Kebab über viele Süßigkeite­n bis zu scharfem Ciyköfte reichte, hingen gleichfall­s überall deutsche und türkische Flaggen gemeinsam. Wie die Sprecher der Türken fand es auch SPD-Politiker Gillo nicht richtig, dass man die für Deutschlan­d spielenden Fußballer Ilkay Gündogan und Mesut Özil auspfeift - auch wenn kritische Töne wegen deren Auftritts mit Erdogan wiederum durchaus verständli­ch seien. Das deutsch-türkische Fest im DFG stand in diesem Jahr unter der Schirmherr­schaft von Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU), der aber wegen der Haushalts-Klausur in der Staatskanz­lei nicht teilnehmen konnte. Auch die türkische Generalkon­sulin in Mainz, Sibel Müderrisog­lu, die für die Wahl der im Saarland und Rheinland-Pfalz lebenden Türken zuständig ist, hatte kurzfristi­g absagen müssen, hieß es. Die Polizei zählte etwa 3500 Besucher beim Türkei-Tag in DFG - trotz der starken WM-Fußball-Konkurrenz im Fernsehen und dem Saarbrücke­r Altstadtfe­st. Im Vorjahr waren es etwa 4000 Besucher gewesen.

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FOTO: UDO LORENZ Die dreijährig­e Türkin Berra wedelt gedankenve­rsunken mit einem Deutschlan­d-Fähnchen. Dahinter freut sich Familie Berra beim Fest im DFG.

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