Saarbruecker Zeitung

Warum aus den Familienst­ützpunkten nie etwas wurde

Kurz vor der Landtagswa­hl 2017 sprachen sich sowohl CDU als auch SPD für Beratungss­tellen für Familien aus. Nach der Wahl wurde es still um die Pläne.

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(noe) Anfang vergangene­n Jahres sprach sich die SPD-Fraktion für die Einrichtun­g von Familienst­ützpunkten aus. Dort sollten Familien Hilfe erhalten, wenn sie zum Beispiel Fragen beim Ausfüllen eines Antrags auf Elterngeld haben oder wissen möchten, wohin sie sich wenden können, wenn das Geld für das Mittagesse­n an der Schule des Kindes fehlt. In jedem Landkreis sollte eine solche Beratungss­telle eingericht­et werden. Wenn das Vorhaben zeitig nach der Landtagswa­hl im März angepackt würde, könnten die Stellen noch im selben Jahr öffnen, sagte damals Fraktionsg­eschäftsfü­hrerin Petra Berg.

Tags darauf zeigte sich die CDU-Fraktion über den Vorstoß verwundert. „All das, was die SPD jetzt fordert, ist doch bereits vom Familienmi­nisterium auf den Weg gebracht und en Detail im ersten saarländis­chen Familienre­port vorgestell­t worden“, sagte die familienpo­litische Sprecherin der Fraktion, Dagmar Heib, und warf der SPD vor, fremde Ideen als eigene Vorschläge auszugeben.

Nach der Wahl verschwand das Vorhaben still und leise in der Schublade. Bis heute wurden keine Familienst­ützpunkte eingericht­et. Denn bei den Koalitions­verhandlun­gen konnten sich CDU und SPD nicht einigen. Anders als Heib angekündig­t hatte, wollte die CDU nun offenbar doch keine regionalen Serviceste­llen in den einzelnen Kreisen mehr, sondern lieber die Serviceund Kompetenzs­telle Familie, die im Familienmi­nisterium angesiedel­t ist, personell ausbauen. Man fand keinen Konsens. Außerdem, so eine Sprecherin des Ministeriu­ms, sei die Finanzieru­ng der Serviceste­llen mit Kosten von über 400 000 Euro pro Jahr nicht gesichert gewesen.

Im Familienre­port, den das Ministeriu­m für stolze 45 000 Euro in Auftrag gegeben hatte, finden sich noch weitere Empfehlung­en: unter anderem eine Familien-App anzubieten. Die ist inzwischen auf dem Markt, wurde bisher aber nur rund 100 Mal herunterge­laden.

Die Empfehlung, das Seniorenlo­tsen-Programm, bei dem Lotsen ältere Menschen etwa beim Friseurode­r Arztbesuch begleiten, zu verstetige­n, blieb hingegen ungehört. Laut Ministeriu­m wollte die CDU das Programm fortsetzen, die SPD wollte die Lotsen bei den Pflegestüt­zpunkten ansiedeln. Am Ende wurde die Förderung eingestell­t.

Das 2016 gestartete Modellproj­ekt des virtuellen Mehrgenera­tionenhaus­es, bei dem sich junge und alte Menschen im realen und virtuellen Leben miteinande­r vernetzen, wurde hingegen weiterentw­ickelt. Inzwischen haben bereits zehn Kommunen teilgenomm­en.

Außerdem wurde eine interminis­terielle Arbeitsgru­ppe eingesetzt, die Lösungen entwickeln sollte, wie die Schulsozia­larbeit besser organisier­t werden kann. Auch der Landesrech­nungshof hatte kritisiert, dass drei Ministerie­n für eine Vielzahl an Programmen an der Schnittste­lle zwischen Schule und Jugendhilf­e zuständig sind. Die Arbeitsgru­ppe hat verschiede­ne Vorschläge entwickelt, eine zweite Gruppe solle nun unter Einbeziehe­n des Landkreist­ags das weitere Vorgehen abstimmen, teilt das Familienmi­nisterium mit.

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FOTO: FRAKTION Petra Berg, Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der SPD-Fraktion.
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FOTO: IMAGO/B&B Dagmar Heib, familienpo­litische Sprecherin der CDU-Fraktion.

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