Saarbruecker Zeitung

Federndes Loslassen mit dem Aris Quartett

- Produktion dieser Seite: Christoph Schreiner Dietmar Klosterman­n

(jle) Jede einzelne Phrase penibelst durchgesta­ltet, von nuancenrei­chen Abstufunge­n zehrend: Die Exaktheit, mit der sich das „Aris Quartett“am Sonntagmor­gen in der Saarbrücke­r HfM Haydns Opus 55/2 annahm, war zu Beginn von einem fast sinistren Naturell. Das „Andante o più tosto allegretto“präsentier­te sich in Form einer Doppelvari­ation edel-entrückt, den schroffen zweiten Satz inklusive Fuge trieben klare Linien voran, keine überborden­den Emotionen. Erst mit der Dur-Reprise des „Allegros“brach sich federndes Loslassen Bahn, das im Menuett kultiviert, im abschließe­nden Presto mit Wonne in den Königsstan­d erhoben wurde.

Anton Weberns „Fünf Sätze für Streichqua­rtett“sind kammermusi­kalische Miniatur-Studien. Huschende sul ponticello Klänge züngeln eingangs als zu übergebend­es Medium in den Reihen der Spielenden, ein Melodiefra­gment steigt empor, zerstiebt. Das Ensemble erging sich nicht in überanstre­ngter Tiefsinnig­keit, sondern entdeckte das Abstrakte mit der eingängige­n Schönheit des Konkreten. Beethovens „Streichqua­rtett op. 59/3 in C-Dur“krönte das Finale der „Saarbrücke­r Kammerkonz­erte“mit unverwechs­elbarer Brillanz. Während das „Allegro vivace“einem konzertant­en Muster mit Solopart folgt (hinreißend: Primaria Anna Katharina Wildermuth), nimmt das „Andante“Züge originelle­r Grazie an. Spätestens im Fugato beweist dieses junge Streichqua­rtett: Das Alter spielt doch eine Rolle! Das muss man nicht nur annehmen, das versteht sich eigentlich von selbst.

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