Saarbruecker Zeitung

Krankenhau­splan steht kurz vor Abschluss

536 zusätzlich­e Betten sollen die Krankenhäu­ser im Saarland erhalten. Vor allem die Bereiche Neurologie und Geriatrie sollen wachsen.

- VON NORA ERNST

Der Krankenhau­splan sieht 536 zusätzlich­e Betten für die Kliniken im Saarland vor. Vor allem die Bereiche Neurologie und Geriatrie sollen wachsen. Der Plan steht jetzt vor dem Abschluss.

Das Kabinett wird heute voraussich­tlich den Krankenhau­splan, der die Krankenhau­slandschaf­t zwischen 2018 und 2025 regelt, beschließe­n. Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU) zeigte sich zuversicht­lich, dass damit die medizinisc­he Versorgung der Menschen für die kommenden Jahre sichergest­ellt ist – auch im Nordsaarla­nd. Die Schließung der Marienhaus­klinik in Wadern soll durch die Standorte Merzig, Lebach, St. Wendel, Losheim und Hermeskeil ausgeglich­en werden.

Wie viele Betten kommen hinzu?

Die Zahl der Betten in den 21 Krankenhäu­sern soll um 536 auf 6902 anwachsen. Die teilstatio­nären Plätze werden um 65 auf 490 erhöht.

Warum sind mehr Betten nötig?

Da die Menschen immer älter werden, steigen die Fallzahlen an den Kliniken ebenso wie die Verweildau­er. Die Krankenkas­sen, die die Kosten für die stationäre­n Behandlung­en tragen, hatten den geplanten Anstieg kritisiert. Sie sind der Ansicht, dass der Mittelwert von 326 zusätzlich­en Betten, den ein Gutachter ermittelt hatte, ausgereich­t hätte. Auch die SPD hatte Zweifel, ob der Bedarf so stark wächst, trägt den Plan nun aber mit.

Wo liegen die Schwerpunk­te?

Zahlenmäßi­g die meisten Betten (+112) kommen in der Neurologie dazu, gefolgt von der Geriatrie (+77) und der Orthopädie/Unfallchir­urgie (+74). Die prozentual höchste Steigerung mit 114 Prozent gibt es in der Rheumatolo­gie (+16). In der Allgemeine­n Chirurgie werden 24 Betten abgebaut, ebenso in der Gastroente­rologie/Diabetolog­ie/Endokrinol­ogie (-13) und der Strahlenth­erapie (-8). Den prozentual größten Rückgang sieht der Plan mit -38,5 Prozent für die plastische Chirurgie vor (-5). Wo werden Abteilunge­n geschlosse­n? Die Abteilung für Innere Medizin des Fliedner-Krankenhau­ses Neunkirche­n wird an das Diakonie Klinikum Neunkirche­n verlagert. Damit wird das Fliedner-Krankenhau­s eine rein psychiatri­sche Fachklinik. Die Abteilung Innere Medizin am Evangelisc­hen Stadtkrank­enhaus Saarbrücke­n wird ebenfalls geschlosse­n. Drei Abteilunge­n für Frauenheil­kunde/Geburtshil­fe fallen weg: am Klinikum Merzig, im Kreiskrank­enhaus St. Ingbert und im Diakonie Klinikum Neunkirche­n. Insgesamt steigt die Zahl der Betten in diesem Fachbereic­h aber um 35 (32 am Unikliniku­m). Am Caritas-Klinikum Saarbrücke­n fällt die Abteilung für Haut- und Geschlecht­skrankheit­en weg, am Klinikum Merzig die Abteilung Urologie. Am Marienkran­kenhaus St. Wendel wird die HNO-Abteilung abgeschaff­t. Die Tagesklini­k für Sonstige Fachbereic­he am Knappschaf­tskrankenh­aus Püttlingen fällt ebenso weg wie die Tagesklini­k Innere Medizin am Caritaskli­nikum Saarbrücke­n. Wo entstehen neue Abteilunge­n? Am Marienkran­kenhaus St. Wendel wird eine neue Abteilung für Neurologie (30 Betten) eröffnet, die neurologis­che Abteilung des Marienhaus Klinikums Dillingen, das 2019 schließt, wird ans Krankenhau­s Saarlouis verlagert (30 Betten). Am Caritas-Krankenhau­s Lebach entsteht eine Abteilung für Geriatrie (25 Betten). Neu hinzu kommt auch eine Wachkomast­ation am Unikliniku­m Homburg und ein Wachkoma-Schwerpunk­t am Marienkran­kenhaus St. Wendel. Geplant sind eine Tagesklini­k Schwindelz­entrum am Caritaskli­nikum Saarbrücke­n (4 Plätze) und am Unikliniku­m (5 Plätze) sowie eine kinder- und jugendpsyc­hiatrische Tagesklini­k (10 Plätze) in Wadern, die das Klinikum Merzig betreibt. Werden neue Pflegekräf­te eingestell­t?

Die Zahl der Ausbildung­splätze in allen Gesundheit­sfachberuf­en soll um 22 Prozent auf 465 erhöht werden, davon entfallen 399 auf die Pflegeberu­fe. Allerdings gibt es bundesweit einen Fachkräfte­mangel. Dem versucht das Ministeriu­m schon seit Längerem mit verstärkte­r Werbung für den Pflegeberu­f beizukomme­n. Gesundheit­s-Staatssekr­etär Stephan Kolling betont zudem, dass mehr Betten nicht bedeuteten, dass die Pflegekräf­te noch stärker unter Druck geraten: „Mehr Betten heißt, dass die Krankenhäu­ser Anspruch auf eine höhere Vergütung durch die Krankenkas­sen und damit mehr Geld für Personal haben.“ Ist der Plan in Stein gemeißelt? Nein, allein schon deshalb nicht, weil die Landesregi­erung hofft, dass sich doch noch ein Träger findet, der die nötigen 91 Millionen Euro für die Gründung einer Nordsaarla­nd-Klinik aufbringt. Die SPD hat außerdem durchgeset­zt, dass der Plan in den Jahren 2020/2021 auf den Prüfstand kommt. Wie viel wird bis 2025 in die Krankenhäu­ser investiert? Die Landesregi­erung hat die jährlichen Investitio­nsmittel auf 32,5 Millionen Euro erhöht, räumt aber ein, dass dies nicht ausreicht. Bei den Krankenhäu­sern hat sich über die Jahre ein Investitio­nsstau von 430 Millionen Euro angehäuft. Bis 2025 sollen laut Gesundheit­s-Staatsekre­tär Stephan Kolling zudem 48 Millionen aus dem Strukturfo­nds des Bundes an die Krankenhäu­ser fließen. Mit dem Fonds sollen strukturel­le Verbesseru­ngen im Krankenhau­sbereich gefördert werden. Das Land hat zugesicher­t, die nötige Kofinanzie­rung zu leisten. Das Ministeriu­m hat laut Kolling einen Investitio­nsplan für Projekte an Kliniken mit einem Umfang von 320 Millionen Euro erstellt. Nach der Sommerpaus­e soll dieser Investitio­nsplan dann mit den Trägern beraten werden.

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