Saarbruecker Zeitung

Schwimmend­e Pyramide aus bunten Ölfässern

Installati­onskünstle­r Christo hat im Londoner Hyde Park sein erstes großes Außenproje­kt in Großbritan­nien vorgestell­t: Die „London Mastaba“.

- Produktion dieser Seite: Esther Brenner Christoph Schreiner

Plattform bleibt dort bis zum 23. September verankert.

„Dies ist ein ganz besonderer Sommertag“, sagte der 83 Jahre alte Künstler gestern vor seinem in der Sonne schimmernd­en Projekt. „Alle Interpreta­tionen sind erlaubt, denn alle regen zum Nachdenken an – und das Denken macht uns zu Menschen.“Während die Fässer auf den Schrägseit­en der „Mastaba“rot-weiß bemalt sind, dominieren auf den geraden Außenseite­n dunkelrot, blau und lila. „Ich wähle die Farben so, dass sie sich an sonnigen und regnerisch­en Tagen in die Landschaft und Vegetation einfügen“, sagte Christo. Bei seiner den Natureleme­nten ausgesetzt­en Kunst gehe es um die „reale Welt – um Schönheit im weiteren Sinn, nicht Schönheit um der Schönheit willen.“

Mit dem Londoner Projekt erfüllt sich für Christo ein Traum. Schon seit 1977 arbeitet er an „The Mastaba“– einer Nachempfin­dung altägyptis­cher Grabbauten. Versuche in Texas, den Niederland­en und den USA schlugen fehl. Auch das 500 Tonnen schwere Londoner Projekt, mit einer Dimension von 30 Metern Breite und 40 Metern Länge, gilt als Vorläufer eines noch viel ehrgeizige­ren Plans. Noch gemeinsam mit seiner 2009 gestorbene­n Frau Jeanne-Claude hatte Christo Ende der 1970er Jahre eine „Mastaba“für die Wüste Abu Dhabis konzipiert, die aus 410 000 bunten Ölfässern bestehen soll. Es wäre mit einer Höhe von 150 Metern und 300 Metern Länge die größte Skulptur der Welt. An dem Plan hält Christo fest. Das „lebenslang­e Projekt“sei in Arbeit, hieß es. Christo, der 1956 aus Bulgarien floh und amerikanis­cher Staatsbürg­er ist, hat mit Jeanne-Claude in den vergangene­n 60 Jahren mehr als 23 Projekte realisiert. Dazu gehört auch die Verhüllung des Berliner Reichstags.

Wie alle seine bisherigen Werke ist auch das Londoner Projekt eigenfinan­ziert und nach streng ökologisch­en Gesichtspu­nkten entstanden. Die Fässer werden wiederverw­endet. Das auf drei Millionen Pfund (3,4 Millionen Euro) bezifferte Werk wird von einer Ausstellun­g in der nahe gelegenen Serpentine Gallery über die Arbeit mit Fässern von Christo und Jeanne-Claude seit 1958 begleitet.

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FOTO: VICTORIA JONES/DPA Christo-Skulptur im Londoner Hyde Park.

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