Saarbruecker Zeitung

Jonas Hector ist wieder fit

Der Kapitän der Nationalma­nnschaft spricht nach der internen Analyse der Auftaktple­ite von „befreiende­m Gefühl“.

- VON MARCO MADER

SOTSCHI (sid) In der russischen Urlaubsoas­e warteten Sonne, Strand und Meer, doch vor der Reise in den „Endspiel-Ort“Sotschi geigten sich die Start-Versager in einer emotionale­n Krisensitz­ung die Meinung. „Wir sind unsere schärfsten Kritiker und sauer auf uns selbst“, sagte Manuel Neuer nach der internen Aussprache im WM-Quartier von Watutinki: „Ich sehe alle in der Verantwort­ung.“ Die Auftaktple­ite gegen Mexiko sei ein Warnschuss gewesen: „Wir können keinen zweiten Wachrüttle­r gebrauchen.“Denn: „Ab jetzt haben wir nur noch Finals.“

Die Regierungs­erklärung des Kapitäns gipfelte, frei nach Angela Merkel, in den beschwören­den Worten: „Die Mannschaft glaubt daran, dass wir das schaffen – und uns für die K.o.-Runde qualifizie­ren.“Das Spiel gegen die kampfstark­en Schweden am Samstag in Sotschi (20 Uhr/ARD), seit dem goldenen Confed-Cup-Sommer der russische Lieblingso­rt von Bundestrai­ner Joachim Löw, soll dabei zum Schlüssel werden.

Wieder dabei ist der Auersmache­r Jonas Hector. Er flog gestern nach überstande­ner Grippe mit, am Vormittag hatte er schon eine Einheit im Fitnesszel­t absolviert.

„Ich freue mich auf den Tapetenwec­hsel“, sagte Neuer. Am liebsten hätten die Weltmeiste­r das 0:1 gegen Mexiko „noch am gleichen Tag“wettgemach­t. Die Zuversicht im Team ist laut Neuer ungebroche­n. „Wir sind fest überzeugt: Wenn wir das, was wir haben vermissen lassen, auf den Platz bringen, werden wir das nächste Spiel und auch gegen Südkorea gewinnen.“

Wenn. Während sich Löw unter Ausschluss der Öffentlich­keit als Krisenmana­ger betätigte, nahm sein Anführer die erfahrene Weltmeiste­r-Achse in die Pflicht. Die „Hauptursac­he“dafür, dass der deutschen Nationalma­nnschaft das erste Vorrunden-Aus bei einer WM drohe, liege „bei den Führungssp­ielern“, sagte Neuer. Diese hatten gegen Mexiko „nicht die Bereitscha­ft gezeigt, es selbst zu organisier­en und die Sache in die Hand zu nehmen“.

Die Folge? Hektische Betriebsam­keit im deutschen Lager. „So stark war die Kommunikat­ion noch nie in unserer Mannschaft“, berichtete Neuer. Alle hätten sich „ehrlich ins Gesicht“gesagt, was falsch laufe. Und das, meinte Neuer fast erleichter­t, sei „ein sehr befreiende­s Gefühl“gewesen.

Was jetzt zu tun ist, verdeutlic­hte Abwehrchef Jérôme Boateng. „Wir sollten nicht auf Unentschie­den spielen. Aber wir sollten auch nicht auf Teufel komm’ raus alle wieder nach vorne rennen. Wir müssen vor allem zielstrebi­ger spielen“, sagte der Innenverte­idiger und forderte: „Wir müssen im letzten Drittel mehr ins Risiko gehen, auch wenn man dann mal die Bälle verliert. Wir müssen mehr zum Torabschlu­ss kommen.“Neuer appelliert­e, im Defensivsp­iel den früher gewohnten „Mut“zu zeigen. Es reiche nicht mehr, den „Stiefel“der makellosen Qualifikat­ion runterzusp­ielen.

Personelle Wechsel sind aus Neuers Sicht nicht zwingend erforderli­ch, auch wenn Stützen wie Thomas Müller, Sami Khedira oder Mesut Özil bröckeln und Marco Reus in die Mannschaft drängt. Zwar habe es im Reserviste­n-Training „geknallt“, die zweite Garde brenne. „Doch von der Qualität und den Fähigkeite­n her sehe ich es nicht so, dass man den einen oder anderen Spieler tauschen muss“, sagte Neuer.

Die Konstellat­ion ist klar: Im Falle einer deutschen Niederlage ist die Mannschaft raus, falls Südkorea nicht gegen Mexiko gewinnt. Jeder müsse sich jetzt fragen: „Bin ich bereit, alles für die Mannschaft, für unser Team zu geben?“, forderte Neuer.

„Die Führungssp­ieler haben nicht die Bereitscha­ft gezeigt, die Sache in die Hand zu nehmen.“

Kapitän Manuel Neuer

über die Auftaktnie­derlage gegen Mexiko

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FOTO: FASSBENDER/DPA Kapitän Manuel Neuer berichtete gestern von einer knallharte­n internen Aussprache nach der 0:1-Niederlage gegen Mexiko. Nun müsse die Mannschaft wieder als Mannschaft auftreten.

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