Saarbruecker Zeitung

CDU besorgt über Umfrage-Plus der AfD im Saarland

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(SZ) Die im neuen Saarland-Trend gestiegene­n Umfragewer­te der AfD lösen bei den anderen Parteien Unruhe aus. Die „Zuwächse der Populisten“seien „besorgnise­rregend“, sagte CDU-Generalsek­retär Markus Uhl. Für die Entwicklun­g machte er auch den Asylstreit mit der CSU verantwort­lich. Uhl forderte die Verantwort­lichen in München und Berlin auf, sich „wieder stärker auf die lösungsori­entierte Sacharbeit“zu besinnen. Die AfD ist in der Umfrage von Infratest Dimap für den SR der größte Gewinner. Sie käme auf 15 Prozent und würde drittstärk­ste Kraft hinter der CDU (35) und der SPD (26).

Noch wiegen sich die beiden Groko-Parteien CDU und SPD im Gefühl der Sicherheit nach den Verlusten bei der Saarland-Trend-Umfrage des SR. Die Saar-CDU will so weitermach­en wie bisher, die SPD freut sich, dass ihre Parteichef­in Anke Rehlinger noch einen Tick beliebter ist als der noch amtsfrisch­e Ministerpr­äsident Tobias Hans. Zusammenge­nommen können die beiden großen Saar-Parteien noch gut 60 Prozent in die Waagschale werfen. Und das ist angesichts des die Kanzlersch­aft Angela Merkels bedrohende­n Berliner Koalitions­krachs nicht wenig, denken sich offenbar Hans, Rehlinger und Co.

Dabei können sie sich zudem noch glücklich schätzen, dass die Wähler die großen Versäumnis­se, Fehler und auch die Justiz beschäftig­enden Skandale ihnen bei der Stimmabgab­e noch nicht anrechnen. So ist der gesamte Finanzskan­dal beim Landesspor­tverband nach Wählermein­ung (so die SR-Umfrage) den Sport-Funktionär­en und nicht den Politikern von CDU und SPD anzukreide­n. Dabei haben die Wähler offenbar noch nicht registrier­t, dass die Spitzenfun­ktionäre im Saar-Sport in den vergangene­n 60 Jahren Vertreter von CDU und SPD waren, zuletzt die Herren Meiser und Roth. Und dass die Kontrolle über die Geschäfte des Landesport­verbands seit Jahren das CDU-geführte Innenminis­terium hatte – von Annegret Kramp-Karrenbaue­r bis Klaus Bouillon. Auch die Brandbrief­e der Schulen, die vor ungelösten Problemen mit der Integratio­n der Flüchtling­e und sozial Benachteil­igten sowie mit der Inklusion stehen, spielen offenbar ebenso wenig eine entscheide­nde Rolle wie die angespannt­e Sicherheit­slage nachts auf Saarbrücke­r Straßen.

Doch auch wenn es die CDU nicht wahrhaben will: Der Rechtsdral­l im Saarland ist ein klares Warnsignal. Wenn Politiker vom Schlage eines Josef Dörr und Rudolf Müller (beide AfD), die mit menschenve­rachtenden Äußerungen im Landtag über Behinderte und Flüchtling­e Aufmerksam­keit auf sich ziehen wollen, 15 Prozent Zuspruch bekommen, zeigt das, dass das Saar-Groko-Schiff nicht nur durch die Ausläufer des Berliner Sturmtiefs Leck geschlagen ist. Denn die Saar-AfD, die durch innerparte­iliche Machtkämpf­e derart zerrüttet ist, dass sie nicht einmal einen Landespart­eitag veranstalt­en kann, sammelt die Stimmen der Enttäuscht­en ein.

Der Saarland-Trend beweist zudem, dass es keinerlei Alternativ­e im Saarland zur Groko gibt. Selbst der erneute Einzug der Grünen in den Landtag könnte nicht dafür sorgen, dass die SPD sich aus der Umklammeru­ng der CDU löst. Denn zu Rot-Rot-Grün langt es bei Weitem nicht. So werden die Sozialdemo­kraten weiter ihren Schlingerk­urs zwischen dem Schultersc­hluss mit Hans und Nadelstich­en in Bildungs- oder Kommunalfi­nanzierung­sfragen fahren. Das ist wenig verlockend für den Wähler.

Ob Saar-CDU und -SPD das Schwinden des Wählervert­rauens bis zur nächsten Landtagswa­hl 2022 stoppen können, liegt an ihnen. Denn bis dahin wird es dem Wähler doch dämmern, das nicht nur in Berlin, sondern auch an der Saar der Wurm in der Groko steckt.

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FOTO: BECKER&BREDEL Markus Uhl, Generalsek­retär der CDU Saar, fordert ein Endedes Asylstreit­s.
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