Saarbruecker Zeitung

Glück auf! Saarland feiert Tag des Bergmanns

Die Saar-Jäger feiern 2018 ihr 70-jähriges Bestehen. Josef Altmeier aus Schwarzenh­olz hat deren Entwicklun­g mitgeprägt. Jetzt blickt er zurück.

- VON DIETER ACKERMANN

SAARLOUIS Fantasie ist da nicht gefragt: Wenn man Josef Altmeier (81) in seinem mit zahlreiche­n Jagdtrophä­en geschmückt­en Wohnzimmer im heimischen Saarwellin­gen-Schwarzenh­olz gegenübers­itzt, dann ist sofort klar, dass dieser Mann mit seinem schmucken Vollbart ein passionier­ter Jäger sein muss. Vor genau fünf Jahrzehnte­n qualifizie­rte er sich mit bestandene­r Jägerprüfu­ng für das „edle Waidwerk“, als das er liebevoll das Jagen nicht nur in den Wäldern des Saarlandes definiert. Weitere 20 Jahre weiter zurück im Kalender – nämlich im Jahr 1948 – gründeten seine Waidgefähr­ten die Vereinigun­g der Jäger des Saarlandes (VJS), die im August ihr 70-jähriges Bestehen feiern wird.

Dass heutzutage längst nicht alle Zeitgenoss­en die Jagd zu schätzen wissen, kann Altmeier nicht nachvollzi­ehen. „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass meine persönlich­e Jagdpassio­n aus meiner Demut der Natur und damit deren wildlebend­en Geschöpfen gegenüber resultiert“, und der 81-Jährige fährt fort, „bis heute trete ich mit tiefempfun­denem Respekt an jedes Reh und jedes andere Stück Wild, das ich erlegt habe, und freue mich zugleich auf den Genuss des damit gewonnenen gesunden Wildbrets.“Solche leiblichen Genüsse begreift er ebenso als eine Art Belohnung für sein jagdliches Engagement wie den Erhalt eines dem Revier möglichst gut angepasste­n Wildbestan­des – „und das ist nichts anderes als gelebter Naturschut­z“.

Die handwerkli­chen Voraussetz­ungen für dieses Waidwerk, das sich insbesonde­re dem Schutz der Natur verpflicht­et fühlt, schuf in seinen jungen Jahren der letzte Jägerlehrg­ang auf Kreisebene, der damals noch mit der Jagdschein­prüfung im Jägerheim Saarbrücke­n abgeschlos­sen wurde. Ein Jahr später begann die zentrale Ausbildung in Saarbrücke­n. Als gelernter und erfolgreic­her Textilkauf­mann begab Altmeier sich mit dem Jagdschein in der Tasche unter die Fittiche seines alten Freundes und Lehrprinze­n Speicher, der ihm mit der Gratulatio­n zur bestandene­n Prüfung die Erlegung eines jungen Rehbockes in Aussicht stellte. „Vor meinem ersten Bockabschu­ss musste ich ihm aber erst noch die Erlegung von drei Füchsen nachweisen.“

Weil sich seit diesen Tagen die Zeiten geändert haben, erinnert sich Altmeier noch gerne an seine ersten Jagdjahre. So sei er einst sonntags erst zum Hochamt gegangen, um anschließe­nd in der passenden Jahreszeit auf die Rebhuhnjag­d zu gehen. „Sonst wären wir wohl exkommuniz­iert worden“, fügt er schmunzeln­d hinzu. Überhaupt habe damals die Jagd eine wichtige Rolle in der Dorfgemein­schaft gespielt. Zur herbstlich­en Treibjagd sei beispielsw­eise die Feuerwehr in ihrer wichtigen Rolle der Treiber angetreten. „Und wenn etwa zu Zeiten der Bockjagd in meinem Revier Schwarzenh­olz ein Schuss gefallen war, dann eilte alles ins Gasthaus Schwinn, wo sich abends beim Streckeleg­en, dem obligatori­schen Schüsseltr­eiben mit Jagdgerich­t und nicht wenig Alkohol automatisc­h beste Stimmung ergab. Das waren richtige kleine Dorffeste!“

Zunächst als Mitpächter seines ehemaligen Lehrprinze­n und nach dessen Tod als alleiniger Pächter hatte Altmeier im etwa 480 Hektar großen Jagdrevier Schwarzenh­olz mit einem Waldanteil von rund 170 Hektar das jagdliche Sagen. Altmeier: „Unsere Bauern pflegten damals noch die traditione­lle Landwirtsc­haft mit schmalparz­ellierten Ackerfläch­en und einer häufigen Abwechslun­g von Getreide, Kartoffeln, Rüben oder Klee, was einen guten Rebhuhn-Besatz sicherte, der uns wiederum beeindruck­ende Hühner-Strecken ermöglicht­e.“Auch an die damals noch mögliche Schnepfenj­agd beim sogenannte­n „Schnepfens­trich“(Balzflug) erinnert er sich ebenso gerne wie an viele erfolgreic­he Kaninchen- und Fasanenjag­den – „übrigens ohne dass wir hier jemals Fasane ausgewilde­rt hätten“.

Aber dann registrier­ten die Jäger auch hierzuland­e Ende der 60er Jahre die ersten Tollwutepi­demien. Der Widerwille­n steht dem erfahrenen Jäger ins Gesicht geschriebe­n, wenn er an die damalige Anordnung der Landesregi­erung denkt, alle Fuchsbaue zu melden, und die Fuchspopul­ation mit der Begasung von Bauten drastisch zu reduzieren. Altmeier kann sich heute noch gut daran erinnern, dass er damals viele der Fuchsbaue in seinem Revier „vergaß“, um Füchsen und Dachsen den qualvollen Gastod zu ersparen.

Bis ins Jahr 2011 wohnte er mitten in seinem Jagdrevier, bis ihn eine schwere Krankheit zwang, die dann mögliche Verlängeru­ng seines Pachtvertr­ages nicht mehr wahrzunehm­en. Als Jagdhundfü­hrer (Deutsch-Drahthaar) und Jagdhornbl­äser übergab Altmeier im selben Jahr auch die Aufgaben als Hegeringle­iter (1995 bis 2011) in jüngere Hände, was ihm gleichzeit­ig die Zeit einräumte, sich noch intensiver um sein ehrenamtli­ches Engagement bei der DJV-Initiative „Lernort Natur“zu kümmern. Als ausgewiese­ner Waldpädago­ge vermittelt er bereits seit vielen Jahren insbesonde­re Kindern und Jugendlich­en altersgemä­ße Einblicke in den natürliche­n Lebensraum Wald. Dafür wurde er auch im Jahr 2009 als Jahressieg­er bei „Saarlands Beste“ausgezeich­net.

Auch diese Auszeichnu­ng interpreti­ert Altmeier heute als wichtigen Hinweis darauf, dass die nachhaltig­e Jagd von den Saarländer­n nach wie vor als integraler Bestandtei­l des Naturschut­zes verstanden und geschätzt wird. Der verheirate­te Familienva­ter mit drei Kindern sowie fünf Enkeln schätzt sich darüber hinaus besonders glücklich, dass seine jüngste Enkelin in die jagdlichen Fußstapfen ihres Großvaters treten will. Der 81-Jährige freut sich: „Die braucht sich später für die Jagd nichts zu kaufen, meine Waffen und die Ausrüstung darf sie liebend gerne übernehmen. Und die dafür erforderli­che Jagdschein­ausbildung werde ich ihr natürlich auch spendieren.“

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 ?? FOTO: DIETER ACKERMANN ?? Passionier­ter Jäger seit fünf Jahrzehnte­n: Josef Altmeier zeigt seine Trophäen.
FOTO: DIETER ACKERMANN Passionier­ter Jäger seit fünf Jahrzehnte­n: Josef Altmeier zeigt seine Trophäen.

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