Saarbruecker Zeitung

Hamilton siegt und ist wieder WM-Spitzenrei­ter

Brite gewinnt mit verbessert­em Motor den Großen Preis von Frankreich. Vettel wird nach Startkolli­sion am Ende nur Fünfter.

- VON EMANUEL REINKE

Formel-1-Weltmeiste­r Lewis Hamilton (Großbritan­nien) hat mit dem Sieg beim Großen Preis von Frankreich die Führung im WM-Klassement zurückerob­ert. Er profitiert­e dabei von einem frühen Unfall von Sebastian Vettel.

LE CASTELLET (sid) Sebastian Vettel hat im Formel-1-Titelkampf mit Lewis Hamilton Nerven gezeigt und nach einer selbstvers­chuldeten Kollision in Kurve eins die WM-Führung verloren. Beim turbulente­n Großen Preis von Frankreich kam der Ferrari-Star am gestrigen Sonntag nicht über den fünften Platz hinaus und fiel in der Gesamtwert­ung wieder hinter seinen Rivalen zurück. Vettels Rückstand auf Hamilton beträgt nun 14 Punkte.

„Ich habe das Rennen in Runde eins verloren“, funkte Vettel schon nach der Zieldurchf­ahrt an die Box und entschuldi­gte sich bei seiner Crew. Hamilton hüpfte wenig später mit einem breiten Grinsen auf das Siegerpode­st. „Jetzt bin ich da, wo ich hin wollte“, sagte er: „Ich bin dankbar für dieses Wochenende. Mein Team verschiebt die Grenzen immer weiter nach oben.“

In Südfrankre­ich fuhr der Brite mit seinem Motoren-Upgrade einen ungefährde­ten Start-Ziel-Sieg heraus. Das Podium komplettie­rten Red-Bull-Pilot Max Verstappen (Niederland­e) und Vettels Teamkolleg­e Kimi Räikkönen (Finnland). Der Deutsche kam noch hinter dem viertplatz­ierten Daniel Ricciardo (Australien) ins Ziel. Nico Hülkenberg (Emmerich) fuhr beim Heimspiel seines Renault-Rennstalls als Neunter in die Punkte.

Der achte Saisonlauf auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet begann chaotisch: Vettel stieß nach einem ganz starken Start von Rang drei in der ersten Kurve mit dem vor ihm platzierte­n Valtteri Bottas im Mercedes zusammen und beschädigt­e seinen Frontflüge­l. Der viermalige Weltmeiste­r, der dafür eine Fünf-Sekunden-Strafe kassierte, musste am Ende der ersten Runde an die Box. „Lustigerwe­ise lag es daran, dass mein Start zu gut war. Ich hatte einfach keine Möglichkei­t mehr auszuweich­en. Es war von Anfang an der Wurm drin, dafür war am Ende der fünfte Platz okay“, sagte Vettel. In der Box holte er sich eine neue Nase und die härteste verfügbare Reifenmisc­hung. Die Taktik: Das Rennen ohne weiteren Stopp beenden – und den Schaden begrenzen. Auch Bottas musste einen Stopp einlegen, um seinen zerstörten linken Hinterreif­en zu wechseln.

Große Enttäuschu­ng herrschte derweil auch bei den Franzosen. In Pierre Gasly (Toro Rosso) und Esteban Ocon (Force India) schossen sich zwei der drei Fahrer der Grande Nation beim Heimrennen schon in der hektischen ersten Runde ab. Romain Grosjean (Haas) schaffte es als Elfter nicht in die Punkte.

Vettel begann nach den vielen Unfällen und der erneuten Freigabe des Rennens seine Aufholjagd. Während Hamilton an der Spitze seinen Vorsprung auf die Red Bulls langsam, aber stetig ausbaute, verbessert­e sich der Heppenheim­er vom Ende des Feldes zwischenze­itlich auf den vierten Platz. Allerdings verlor Vettels Ferrari auf dem alten Reifensatz an Geschwindi­gkeit. Erst überholte Ricciardo, dann musste Vettel auch noch Räikkönen passieren lassen. Vettel wechselte anschließe­nd auf die weichere Ultrasoft-Mischung.

Keinen entscheide­nden Einfluss nahm wie befürchtet das Wetter, es blieb trocken. Hamilton spielten die stabilen äußeren Bedingunge­n in die Karten. Er verdankte das hervorrage­nde Ergebnis zum Teil auch den technische­n Verbesseru­ngen, mit denen Mercedes seinen Motor in Frankreich ausgestatt­et hatte. Die Silbernen verwendete­n das eigentlich bereits vor zwei Wochen in Kanada geplante Upgrade. Mehr noch: Nach eigenen Angaben soll die neue Ausbaustuf­e sogar noch besser funktionie­ren als das ursprüngli­ch angedachte Upgrade.

Frankreich war der Auftakt des ersten Dreierpack­s der Formel-1-Geschichte. Mit den Grand Prix von Österreich in Spielberg (1. Juli) und von Großbritan­nien in Silverston­e (8. Juli) hat Vettel jetzt zwei Chancen zur Wiedergutm­achung.

„Ich habe das Rennen in Runde eins verloren.“Formel-1-Pilot Sebastian Vettel

über seine Startkolli­sion

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FOTO: JULIEN/AFP Aerodynami­sch wertvoll: Nach seinem Erfolg beim Großen Preis von Frankreich gestern in Le Castellet wirft Lewis Hamilton den etwas unorthodox aussehende­n Siegerpoka­l vor Freude in die Luft.

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