Saarbruecker Zeitung

Wird das Kiffen in Luxemburg bald legal?

Eine Petition bringt die Frage ins Parlament. Das Thema könnte auch im Wahlkampf eine Rolle spielen.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

LUXEMBURG Billiger tanken, günstiger Zigaretten und Kaffee einkaufen und bald auch noch zu Besuch im Coffeeshop? Manche Nachbarn aus Frankreich, Belgien und Deutschlan­d könnten bald einen Grund mehr für regelmäßig­e Abstecher über die Grenze nach Luxemburg haben. Zumindest wenn es nach Joé Schmit geht. Ende Mai startete der Luxemburge­r eine öffentlich­e Petition, um die „Legalisier­ung des Cannabis mittels Coffeeshop­s“zu erreichen. Soweit ist es noch nicht, doch bereits innerhalb der ersten 24 Stunden hatte die Petition die 4500 Unterschri­ften gesammelt, die erforderli­ch sind, damit sich die Parlamenta­rier im Großherzog­tum in einer Debatte mit der Frage beschäftig­en.

Konkret stellen sich Schmit und die mittlerwei­le mehr als 6600 Unterzeich­ner der Petition eine Lösung nach niederländ­ischem Vorbild vor. Cannabis sollte in Coffeeshop­s in Mengen von bis zu fünf Gramm pro Person vertrieben werden – das aber nur an Erwachsene. „Im Umkreis von 500 Metern einer Schule dürfen keine Coffeeshop­s eröffnet werden“, heißt es in der Petition weiter. Außerdem solle der Verkauf von anderen Drogen illegal bleiben. Begründet wird der Vorschlag mit durchaus gesellscha­ftlich relevanten Argumenten: die Beschaffun­g von Arbeitsplä­tzen, eine Entlastung der Polizei und eine weitere Einnahmequ­elle für das Land, denn Luxemburg könnte auf den Drogenverk­auf Steuern erheben.

Bisher zeigten sich die meisten Luxemburge­r Politiker eher zurückhalt­end beim Thema Cannabis. Erst im vergangene­n Herbst hatte Premier Xavier Bettel den Weg für die strikt kontrollie­rte Verwendung von therapeuti­schem Cannabis geebnet. Der entspreche­nde Gesetzentw­urf, an dem noch gefeilt wird, sieht vor, dass es Allgemeinm­edizinern mit einer speziellen Fortbildun­g erlaubt wird, Cannabis zu medizinisc­hen Zwecken an schwer kranke Patienten zu verschreib­en. Die Ausgabe soll ausschließ­lich in den Krankenhau­sapotheken möglich sein – und zwar in Form von Tropfen oder Kapseln und nicht als Rauchware.

Durch den überrasche­nden Erfolg der Petition von Joé Schmit wird sich das Parlament jetzt aber auch mit Cannabis als „Freizeitdr­oge“beschäftig­en müssen. Dass die Abgeordnet­en auch dafür grünes Licht geben könnten, gilt allerdings als unwahrsche­inlich. Zumindest in dieser Legislatur­periode. Denn im Oktober wird ein neues Parlament gewählt, und der Zuspruch ist noch eher verhalten. Aber das Thema wird wohl eine Rolle im Wahlkampf spielen. Während sich die Luxemburge­r Grünen bisher eher offen für eine Duldungspo­litik bei Cannabis zeigten, haben sich die anderen Parteien noch nicht klar positionie­rt. Bei den Konservati­ven der CSV, denen zurzeit die größten Chancen bei der Parlaments­wahl zugerechne­t werden, stößt die Vorstellun­g noch auf erhebliche­n Widerstand. In der Bevölkerun­g hingegen steigt die Akzeptanz für Cannabis, auch als Freizeitdr­oge. Laut einer Umfrage des Instituts TNS im vergangene­n Februar sind 56 Prozent der Bevölkerun­g für eine vollständi­ge Liberalisi­erung des Cannabisko­nsums.

Währenddes­sen hat in Metz die erste Boutique Lothringen­s eröffnet, in der man Cannabidio­l-Produkte kaufen kann. Das sogenannte „legale Cannabis“Cannabidio­l (CBD) findet man zwar auch in Hanf, jedoch ist der Gehalt des Wirkstoffs THC niedriger als 0,2 Prozent. Somit entstehen auch keine Rauscheffe­kte. Aus diesem Grund wird CBD vom französisc­hen Gesetz nicht als Droge eingestuft. Laut der Tageszeitu­ng „Républicai­n Lorrain“werden in dem neuen Metzer Geschäft Tees, Kekse und Öle mit CBD verkauft. Aber auch hier gilt: Die Kunden müssen mindestens 18 Jahre alt sein.

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FOTO: DPA Im benachbart­en Großherzog­tum Luxemburg wächst der Zuspruch für eine Legalisier­ung von Cannabis.

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