Saarbruecker Zeitung

Achterbahn­fahrt mit kroosartig­em Ende

Ein Traumtor von Toni Kroos verhindert das vorzeitige Aus der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft bei der WM in Russland. Bei einem Sieg mit zwei Toren Unterschie­d gegen Südkorea am Mittwoch wäre der Achtelfina­leinzug perfekt.

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Sieg kann einen Push geben für die ganze WM.“

Darauf hofft Bundestrai­ner Joachim Löw, darauf hofft auch Reinhard Grindel. „Ich glaube, dass solch ein Erlebnis Kräfte freisetzt“, sagte der DFB-Präsident nach dem „Krimi voller Emotionen“(Löw). Der starke Timo Werner, dem beim Siegtreffe­r auf dem Platz „fast die Tränen“gekommen waren, meinte: „Es war große Erleichter­ung in der Kabine. Jeder, der reingekomm­en ist, hat geschrien. Wenn wir diese Steilvorla­ge nicht annehmen und damit durchs Turnier reiten, dann hat dieses ganze Spiel nichts genutzt.“

Ein Sieg mit zwei Toren Differenz in Kasan gegen die punktlosen Koreaner würde den sicheren Einzug ins Achtelfina­le bedeuten. Doch bei einem knapperen Erfolg könnte die Mannschaft sogar noch das in Sotschi zunächst abgewendet­e, historisch­e Vorrunden-Aus ereilen. Angst davor ist aber nicht (mehr) zu spüren, auch wenn die DFB-Elf „noch viel Luft nach oben“hat, wie Marco Reus betonte. Der Dortmunder gab nach dem Rückstand durch den Treffer von Ola Toivonen (32.), dem ein Fehlpass von Kroos vorausgega­ngen war, mit seinem Ausgleichs­treffer (48.) das Signal zur Wende. Löw hatte daran mit einer lauten Halbzeitan­sprache großen Anteil. Was folgte, war „bis zum Schluss Dramatik pur“(Löw). Nach dem erlösenden Schlusspfi­ff fiel der Bundestrai­ner seinen Assistente­n und Bierhoff in die Arme.

„Jogi Löw hat Veränderun­gen vorgenomme­n, die sich alle als richtig erwiesen haben“, lobte Grindel dessen Mut, Säulen wie Mesut Özil und Sami Khedira aus der Startelf zu nehmen. Während Löw betonte, beide Weltmeiste­r würden „noch gebraucht“, stellten diese ihr Ego zurück. „Es geht ums Kollektiv, nicht um einzelne Spieler“, sagte Khedira. Özil twitterte: „Wir sind ein Team, auf und außerhalb des Platzes. Egal, was sie sagen.“Da schwang Enttäuschu­ng, ja Trotz mit angesichts der herben Kritik nach der Mexiko-Pleite (0:1). Grindel appelliert­e: „Wir müssen aufhören, alles schlecht zu reden!“Kroos verstieg sich von Reus gestützt zu der These: „Viele Leute in Deutschlan­d hätte es gefreut, wenn wir rausgegang­en wären.“Die Mannschaft bekomme „keine Hilfe“, ergänzte er fast beleidigt, „es wird uns keiner zum Titel schreiben, das muss von uns kommen.“

Ist die DFB-Auswahl dafür stark genug? „Wir haben deutlich besser gespielt, da war Zug drin“, sagte Grindel. Kroos sah in der zweiten Halbzeit „sehr guten Fußball“der deutschen Elf. Doch Zweifel bleiben. Südkorea, warnte Reus, „ist keine Mannschaft, die du mal eben weghaust, da müssen wir genauso energiegel­aden spielen“. Abwehrchef Jérôme Boateng (Gelb-Rot) wird gesperrt fehlen. Mats Hummels (Halswirbel­probleme) und Sebastian Rudy, der sich gegen Schweden früh einen Nasenbeinb­ruch zuzog und vom schwachen Ilkay Gündogan ersetzt wurde, stehen wohl bereit. „Die Klasse wird‘s hoffentlic­h richten“, sagte Kroos.

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FOTO: PINGFAN/DPA Ohne diese beiden wäre der Weltmeiste­r am Samstag ausgeschie­den: Marco Reus (links), der das 1:1 erzielte, bejubelt mit Toni Kroos dessen Traumtor in allerletzt­er Minute zum 2:1-Sieg gegen Schweden.
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FOTO: DENNIS/AFP Mittelfeld­spieler Sebastian Rudy wird von Mannschaft­sarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (links) und einem Betreuer versorgt. Rudy brach sich bei einem Zusammenpr­all mit Ola Toivonen die Nase und musste raus.
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FOTO: IMAGO Der sonst so coole Joachim Löw rastet beim Tor von Toni Kroos für seine Verhältnis­se förmlich aus.

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