Saarbruecker Zeitung

Vorhang auf zur nächsten Ronaldo-Show?

Portugal träumt vor dem Gruppenfin­ale vom WM-Titel. Zunächst muss heute im Fernduell mit Spanien aber gegen den Iran ein Punkt her.

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„Wir sind fast im Achtelfina­le, aber noch nicht ganz. Und was dann passiert, werden wir sehen“, sagt Ronaldo, der sein Team vor zwei Jahren zum EM-Titel geführt hat. Ein Remis reicht sicher zum Weiterkomm­en, doch daran verschwend­et der 33-Jährige ebenso wenig einen Gedanken wie an eine Niederlage, die das Aus bedeuten könnte. „Wir wollen Gruppensie­ger werden“, sagt er.

Die Voraussetz­ungen für den ganz großen Wurf sind jedenfalls da. Das gibt sogar Irans Nationaltr­ainer Carlos Queiroz zu. „Portugal hat die magische Formel, um die WM zu gewinnen. Sie haben ein großartige­s Team – und einen Spieler, der den Unterschie­d macht. Die Geschichte zeigt, dass man beides braucht“, sagt der Portugiese. Queiroz hatte einst den 19 Jahre alten Ronaldo zu Manchester United geholt, später war er sein Nationaltr­ainer.

„Es gibt mehrere Beispiele: Brasilien mit Pelé, Argentinie­n mit Maradona, England mit Charlton, Deutschlan­d mit Beckenbaue­r“, sagte Queiroz vor dem Duell mit seinem Heimatland. Ronaldo und Portugal, das passe einfach. „Heute ist Portugal ein solches Team.“Also dann: Vorhang auf zur nächsten Ronaldo-Show. Portugal ist aber auch sehr vom Superstar abhängig – alle vier Tore beim 3:3 gegen Spanien und 1:0 gegen Marokko schoss er selbst. Sein Mitspieler José Fonte warnt: „Der Fall Argentinie­n zeigt, wie groß die Qualitäten der Mannschaft­en sind und wie hoch der Schwierigk­eitsgrad bei einer WM ist.“

Dennoch: Erfahrene Spieler wie Ricardo Quaresma, Pepe und Bruno Alves, aber auch Talente wie Gelson Martins und Bernardo Silva halten ihrem Star Ronaldo den Rücken frei. Oder treiben ihn durch Wetten zu Höchstleis­tungen an. So wie Quaresma. „Wir waren in der Sauna. Ich habe Ricardo gesagt: Wenn ich gegen Spanien treffe, bleibt der Bart bis zum WM-Ende dran“, sagte Ronaldo nach dem 1:0 gegen Marokko.

Damit entgegnete Ronaldo auch Spekulatio­nen, sein Ziegenbart sei ein Affront gegen seinen ewigen Rivalen Lionel Messi. Der Argentinie­r hatte sich zuletzt mit einer Ziege fotografie­ren lassen. Das englische Wort für Ziege, „Goat“, steht auch für „Greatest of all time“. Ob nun Ronaldo der größte Fußballer aller Zeiten ist oder doch Messi, wird sich zeigen. Derzeit hat jedenfalls Ronaldo gute Chancen, zum sechsten Mal zum Weltfußbal­ler gewählt zu werden. Aktuell stehen beide bei fünf Auszeichnu­ngen.

Von all dem will sich der Iran nicht beeinfluss­en lassen. Nach dem 1:0 gegen Marokko und dem starken Auftritt beim 0:1 gegen Spanien geht der dreimalige Asienmeist­er mit viel Selbstvert­rauen in die Begegnung. „Wir haben es in der eigenen Hand. Wenn wir gewinnen, sind wir weiter. Und wir werden gewinnen“, sagt Queiroz. Kinnbart hin oder her.

Die Konstellat­ion in der Gruppe birgt Hochspannu­ng. Die iberischen Nachbarn Spanien und Portugal liegen punkt- und torgleich auf Rang eins, wenn dies auch nach den zeitgleich stattfinde­nden Partien so ist, sichert sich das bis dato fairere Team Platz eins. Jede Gelbe Karte kann wehtun. Zunächst gilt es aber für beide Teams, den noch fehlenden Punkt fürs Achtelfina­le zu holen

Auch die Spanier haben Titelambit­ionen. Das Team des Last-Minute-Trainers Fernando Hierro ist seit mittlerwei­le 22 Spielen ungeschlag­en. Die Mischung aus aufstreben­den Jungstars und Ikonen wie Sergio Ramos und Andrés Iniesta stimmt. Und für den 34-jährigen Iniesta könnte das letzte große Turnier die Krönung werden.

„Sie haben ein großartige­s Team – und einen Spieler, der den Unterschie­d macht.“

Irans Trainer Carlos Queiroz

über Ronaldos Portugiese­n

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FOTO: LEONG/AFP Also, rein barttechni­sch ist bei Cristiano Ronaldos (links) kaum zu erkennende­m Ziegenbart noch viel Luft nach oben. Sportlich kaum, denn alle vier Tore der Portugiese­n schoss bisher der Superstar von Real Madrid.

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