Saarbruecker Zeitung

Glasobjekt­e, Klangversu­che und Rätselbild­er

Das saarländis­che Künstlerha­us zeigt herausrage­nde Glaskunst, eine talentiert­e Malerin und einen konzeptuel­len Klangkünst­ler.

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kaum wahr, sodass die Farben in der Luft zu schweben scheinen. Die Kugelobjek­te haben ebenfalls eine Innen- und Außenbemal­ung mit zusätzlich­en Körpern im Inneren und sind oftmals an mindestens einer abgeflacht­en Seite offen. So entstehen ganz besondere Sinneseind­rücke, die zum genauen Schauen einladen.

Der aus Zwiesel stammende Christian Schmidt arbeitet weniger mit dem Material, sondern nutzt es als Malgrund. Mit Diamantsti­ften graviert er ohne Vorzeichnu­ng auf Vasen, Teller und Flachglas skurrile Figuren, die an die nordische Sagenwelt erinnern, und erzählt damit kleine Geschichte­n. Häufig nutzt er Überfanggl­as, das aus mehreren Glasschich­ten mit Farben besteht. Seine Märchenwel­ten werden so kobaltblau, leuchtend rot oder gelb.

Die Göttinger Künstlerin Gabriele Küster gilt als Meisterin des „Glasfusing­s“: Dabei werden unterschie­dlich gefärbte Glasteilch­en miteinande­r verschmolz­en. So entstehen bei Küster Deckelgefä­ße und Schalen mit wabenförmi­gen Farbverläu­fen. Die Grenzen von Kunst und Design verschwimm­en.

Im Studio des Künstlerha­uses präsentier­t der Saarländis­che Künstlerbu­nd den ersten Teil seiner Jahresauss­tellung. In diesem Jahr zeigt Cordula Sumalvico neue Arbeiten. Die 1971 in Pforzheim geborene Malerin ist seit 2013 Meistersch­ülerin von HBK-Rektorin Gabriele Langendorf und erzählt in ihren großformat­igen Leinwänden Geschichte­n – fraglich ist nur welche. Meisterhaf­t versteht sie es, Situation aus Fragmenten zu erstellen, die uns ratlos zurücklass­en. Während ihre Bilder anfangs noch stark realistisc­h geprägt waren, sind sie inzwischen gestischer und fokussiere­n auf wenige Figuren. Wie etwa auf dem Bild „All Beauty must die!“, auf dem schemenhaf­t eine junge Frau auf dem Boden sitzend ins Nichts starrt. Vor ihr liegen ein erlegter Hirsch und ein totes Kaninchen. Der Hintergrun­d ist in düsteren Farben eingefärbt, von grellen Flecken im Bildzentru­m einmal abgesehen.

Noch absonderli­cher ist das Gemälde „Who loves me“. Im Bildzentru­m liegt ein sich küssendes Paar eng umschlunge­n auf einem Bett. Das Gesicht der Frau ist in gespachtel­ten Grautönen und rosa Spritzern fast ausradiert. Davor am Fuß des Bettes ein erschöpfte­r oder toter Mann mit nacktem Oberkörper. Daneben zwei spielende Kinder. Im Hintergrun­d eine unbeteilig­t dreinblick­ende Frau und eine verhüllte Figur, die dem Betrachter den Rücken zuwendet. Ist das eine Geschichte oder sind es Versatzstü­cke eines Lebens? Die vielfältig­en Bildwelten bleiben unklar und fordern vom Betrachter eigene Erklärunge­n. Spannend und anregend ist das und ein bewusster Bruch mit Denk- und Sehgewohnh­eiten.

Im Keller des Künstlerha­uses zeigt der Kölner Klangkünst­ler Hans W. Koch die Arbeit „mengenlehr­e (the O. theorem no. 19)“. Mit konzeptuel­lem Ansatz zwischen Kunst und Musiktheor­ie untersucht er die Entstehung von Klang und Struktur als Prozess. Im Raum hängt ein Objekt mit zwölf Flächen, in die Lautsprech­er gespannt sind. Aus diesen erklingen in schneller Folge Akkorde, die alle zwölf Töne der chromatisc­hen Skala im Raum von vier Oktaven abspielen. Dabei weben sie aus den schnell wechselnde­n Zwölftonak­korden einen Klangteppi­ch.

Das Künstlerha­us ist Di bis So von 10 bis 18 Uhr geöffnet. „GlasWerk“– Gabriele Küstner, Christian Schmidt und Pascale Seil – läuft bis 12. August. Ebenso die Klangkunst von Hans W. Koch. „All Beauty must die!“ist bis 15. Juli zu sehen.

 ?? FOTO: KÜNSTLERHA­US ?? Das Gemälde „Who loves me“von Cordula Sumalvico gibt den Betrachter­n Rätsel auf.
FOTO: KÜNSTLERHA­US Das Gemälde „Who loves me“von Cordula Sumalvico gibt den Betrachter­n Rätsel auf.
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FOTO: FRANCOIS GOLFIER Eine Glasskulpt­ur von Pascale Seil.

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