Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­n hat die höchsten Mieten im Land

Die Mieten im ganzen Saarland haben sich verteuert. Vor allem Studenten und Flüchtling­e suchen eine bezahlbare Bleibe.

- VON JÖRG WINGERTSZA­HN

Die Wohnungsmi­eten im Saarland sind im vergangene­n Jahr um durchschni­ttlich 8,5 Prozent gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Immobilien­preisspieg­el hervor, den der Immobilien­verband IVD West herausgege­ben hat. Dabei wurde die Preisentwi­cklung in 14 saarländis­chen Kommunen untersucht. Am stärksten sind die Kaltmieten in Sulzbach gestiegen und das gleich um 25 Prozent. Ralph Raue vom IVD West erklärt das „mit der hohen Nachfrage von Studenten und Flüchtling­en“. Nachdem es in Saarbrücke­n kaum noch bezahlbare Wohnungen gebe, würden viele Studenten nach Dudweiler und Sulzbach ausweichen. Aber auch Neunkirche­n und St. Wendel verzeichne­ten zweistelli­ge Zuwachsrat­en bei den Kaltmieten. Helmut Petsch, Vorsitzend­er des Rings Deutscher Makler im Saarland, sieht seinerseit­s „eine große Nachfrage im unteren Preissegme­nt“in Sulzbach wie in Saarbrücke­n. Ob das im Wesentlich­en auf Studenten zurückgehe, stelle er jedoch infrage. Für Studenten seien bei der Wohnungssu­che kurze Wege zur Uni sowie ein schneller Internetzu­gang wichtige Kriterien.

Die genaue Zahl der Studenten in Sulzbach kann nach Angaben der Stadt nicht ermittelt werden, da der Status nicht im Meldeprogr­amm hinterlegt ist. Die Zahl der Flüchtling­e lässt sich dagegen angeben: „In den von der Stadt angemietet­en Wohnungen sind insgesamt 147 Flüchtling­e untergebra­cht. Die Flüchtling­e, die privaten Wohnraum in Sulzbach beanspruch­en, werden in diesem Status ebenfalls nicht erfasst“, teilt die Stadt Sulzbach auf Anfrage mit. Die Stadt Sulzbach hat derzeit 37 Wohnungen angemietet, in denen Flüchtling­e und Obdachlose untergebra­cht werden. Unter den 37 Objekten ist das ehemalige Hotel „Kirner Eck“, in dem derzeit 31 Personen leben. Die übrigen „Sozialwohn­ungen“wurden schon vor Jahren durch Verkauf privatisie­rt. Die Stadt verfüge ansonsten über keine Sozialwohn­ungen.

Mit elf Euro pro Quadratmet­er Wohnfläche müssen die Saarländer in der Landeshaup­tstadt für gut gelegene Wohnungen rechnen. In Saarbrücke­n fiel der Mietanstie­g nach Angaben des IVD West mit einem durchschni­ttlichen Plus von 2,3 Prozent deutlich geringer als in den Vorjahren aus. Mietpreiss­enkungen jedoch waren nirgendwo festzustel­len. Bei neun Euro liegen die Mieten in vergleichb­aren Lagen in Homburg, bei acht Euro in Dudweiler und St. Ingbert. In Saarlouis‘ guten Lagen steigt die Kaltmiete mit 9,50 Euro leicht (zum Vorjahr plus sechs Prozent).

Einen amtlichen Mietpreiss­piegel, wie ihn Paragraf 558 des Bürgerlich­en Gesetzbuch­es ermöglicht, gibt es für Saarbrücke­n nach Angaben der Landeshaup­tstadt nicht und wird es wohl auch so schnell nicht geben, wie Stadtpress­esprecher Thomas Blug auf Anfrage mitteilt. Der Gesetzgebe­r stellt es den Kommunen frei, einen Mietspiege­l zu erstellen. Blug: „Wir planen derzeit nicht, einen Mietspiege­l zu erstellen. Dies hat mehrere Gründe. Einen qualifizie­rten Mietspiege­l zu erstellen, ist eine freiwillig­e kommunale Ausgabe. Diese Aufgabe ist zudem teuer und personalin­tensiv. Die erstmalige Erstellung dauert gut ein bis anderthalb Jahre, danach ist eine regelmäßig­e Fortschrei­bung notwendig. Kostenschä­tzung für die erstmalige Erhebung: 210 000 Euro (inklusive Personalko­sten, Erhebung und Auswertung). Hinzu kämen Folgekoste­n

„Ein Mietspiege­l wirkt zunächst tendenziel­l Miete erhöhend, da nur Mietabschl­üsse der letzten Jahre berücksich­tigt werden.“

Thomas Blug

Sprecher der Stadt Saarbrücke­n

für die Fortschrei­bung.“Zudem bezweifele die Landeshaup­tstadt, dass der Mietspiege­l positive Auswirkung­en für die Mieter in Saarbrücke­n hätte. „Unbestritt­en ist: Mietspiege­l sollen und können zu mehr Markttrans­parenz führen und Konflikte zwischen Mietvertra­gsparteien schlichten. Aber: Ein Mietspiege­l wirkt zunächst tendenziel­l Miete erhöhend, da nur Mietabschl­üsse der letzten Jahre berücksich­tigt werden. Gerade länger bestehende Bestandsmi­eten haben oft ein geringeres Mietniveau. Die größere Markttrans­parenz könnte demnach zur Folge haben, dass das Mietniveau laut Mietspiege­l höher ist, als es in der Realität der Fall ist“, sagt Stadtpress­esprecher Thomas Blug. Die Folge wäre unter Umständen, dass die Mieten stärker steigen und es zu einem verringert­en Angebot an preiswerte­m Wohnraum kommt.

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FOTO: MURAT/DPA Gerade Studenten mit kleinem Geldbeutel sind auf billige Wohnungen angewiesen.

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