Saarbruecker Zeitung

CHP-Chef nennt Erdogan „Diktator“

Kemal Kilicdarog­lu lehnt es ab, dem türkischen Präsidente­n zur Wiederwahl zu gratuliere­n.

- Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg Pascal Becher

(dpa) Der Chef der größten Opposition­spartei CHP in der Türkei hat den wiedergewä­hlten Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan einen „Diktator“genannt und ihm die Gratulatio­n verweigert. „Jemandem, der eine Diktatur anstrebt, gratuliert man nicht“, sagte Kemal Kilicdarog­lu gestern. „Jemandem, der nicht an Demokratie glaubt, kann man nicht gratuliere­n. Jemandem, der die Organe der Legislativ­e, Judikative und Exekutive an sich bindet, kann man nicht gratuliere­n.“

Erdogan hatte am Sonntag die Präsidente­nwahlen nach inoffiziel­len Ergebnisse­n mit 52,59 Prozent der Stimmen gewonnen. In den Parlaments­wahlen, die gleichzeit­ig stattfande­n, wurde die Allianz von Erdogans AKP und der ultranatio­nalistisch­en MHP stärkste Kraft. Mit den Wahlen ist der Umbau von einem parlamenta­rischen in ein Präsidials­ystem abgeschlos­sen. Erdogan erhält deutlich mehr Macht.

Kilicdarog­lu kritisiert­e zudem die Umstände der Wahlen. Sie hätten unter dem Ausnahmezu­stand stattgefun­den, es habe „Repression­en, Erpressung­en und Drohungen“gegeben. Die Regierung habe zudem „alle Staatsmitt­el genutzt“. Die Medien seien zu „95 Prozent unter der Kontrolle der Regierung“.

Kilicdarog­lu lobte den Wahlkampf des CHP-Präsidente­nkandidate­n Muharrem Ince, dessen Ergebnis von 30,64 Prozent sei aber „unter den Erwartunge­n geblieben“. Zu einem von vielen Anhängern geforderte­n Rücktritt als Parteivors­itzender zugunsten Inces, wollte sich Kilicdarog­lu nicht konkret äußern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany