Saarbruecker Zeitung

Wenn Zinsen auf ein Nicht-Darlehen fällig werden

Ein Anschreibe­n der Kreisspark­asse Saarlouis an die Firmenkund­en sorgt für Ärger. Doch die Forderung ist branchenüb­lich.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Über mangelnden Ärger konnte sich die Kreisspark­asse Saarlouis in den vergangen Wochen nicht beklagen. In einem Schreiben an die Firmenkund­en kündigte sie unlängst an, dass sie künftig eine Kreditprov­ision von 0,80 Prozent pro Jahr erheben muss, wenn ein eingeräumt­er Kontokorre­ntkredit nicht in Anspruch genommen wird. Bislang fielen – wie allgemein üblich – bei dem Kreditinst­itut „nur Sollzinsen auf den in Anspruch genommenen Kreditbetr­ag an“, merkt die Sparkasse an. Das soll sich ab 1. Juli mit der Einführung der Kreditprov­ision ändern. „Hierfür bitten wir Sie um Verständni­s“, heißt es in dem Schreiben der Kreisspark­asse Saarlouis weiter. Doch das Verständni­s hält sich in Grenzen. Die Leute, die sich bei unserer Zeitung gemeldet haben, waren ziemlich sauer. „Ich schicke meinen treuesten Kunden ja auch keine Rechnung, weil sie meine Dienste nicht in Anspruch genommen haben, obwohl meine Personal- und Sachkosten weiterlauf­en“, schimpfte ein Handwerker.

Stephan Eisenbart, stellvertr­etender Vorstandsv­orsitzende­r des Instituts, sagt hingegen, dass sich die Aufregung in Grenzen gehalten hat, obwohl rund 1900 Briefe verschickt worden seien. „Manch einer hat mich gefragt, warum wir diese Provision erst jetzt eingeführt haben. Andere Banken würden das schon länger machen.“

Womit er nicht ganz unrecht hat. Recherchen unserer Zeitung bei anderen

„Hierfür bitten wir Sie

um Verständni­s.“Aus dem Anschreibe­n der Kreisspark­asse Saarlouis an Firmenkund­en

saarländis­chen Sparkassen haben ergeben, dass sich die meisten von ihnen ebenfalls eine Kreditprov­ision bezahlen lassen, diese aber individuel­l mit einzelnen Kunden vereinbare­n. Lediglich die Saarlouise­r haben einen Rundbrief verschickt. Eine Empfehlung des Sparkassen­verbands, wie mit diesem Thema umzugehen ist, gibt es nicht. „Das ist Sache jeder einzelnen Sparkasse“, sagt Verbands-Geschäftsf­ührer Christian Molitor.

Doch nicht nur im Sparkassen­lager, auch bei den Genossensc­haftsund Geschäftsb­anken ist die Praxis der Kreditprov­ision verbreitet. „Die Konditione­n werden „zwischen dem Institut und dem Kunden besprochen“, sagt Carlo Segeth, Sprecher der Saar-Genossensc­hafts-Banker und Vorstandsc­hef der Bank 1 Saar. Ähnlich verfahren die Geschäftsb­anken. Bei den Konditions­vereinbaru­ngen mit Firmeninha­bern werden „im Regelfall auch Bereitstel­lungsprovi­sionen für nicht in Anspruch genommene Linien vereinbart und im Vertrag aufgenomme­n“, sagt eine Sprecherin der Commerzban­k. Ähnlich hält es die Deutsche Bank, so ein Sprecher.

Denn die Banken müssen für Kontokorre­ntkredite, die sie ihren Firmenkund­en zur Verfügung stellen, Kapital in Reserve haben. „Das ist mit Aufwand verbunden“, sagt Sparkassen-Mann Eisenbart. Rund 220 Millionen Euro würde die Bank durchschni­ttlich vorhalten. Davon würden etwa 65 Millionen Euro in Anspruch genommen. Diese Relation soll verkleiner­t werden. „Denn es ist zu befürchten, dass in Zukunft Kontokorre­nt-Kredite stärker als bisher mit Eigenkapit­al hinterlegt werden müssen“, meint Eisenbart. „Das würde unserer Kennziffer­n verschlech­tern. Daher müssen wir darauf reagieren.“

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