Saarbruecker Zeitung

Saarländer sind 43 Stunden pro Woche im Netz

Die Deutschen verbringen fünf Stunden mehr pro Woche im Netz als im Büro, zeigt eine Untersuchu­ng der Postbank.

- VON PETER BYLDA

Gut 35 Stunden beträgt nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s die durchschni­ttliche wöchentlic­he Arbeitszei­t in Deutschlan­d – wer nur die Vollzeitbe­schäftigte­n betrachte, komme auf 41,4 Stunden. Doch die Zeiten, da die Arbeitszei­t das größte Kontingent im wöchentlic­hen Zeitbudget ausmachte, sind lange vorbei. Wie eine gerade veröffentl­ichte Untersuchu­ng der Postbank zeigt, gibt es eine Beschäftig­ung, der die Menschen in Deutschlan­d einen wesentlich größeren Teil ihrer Zeit widmen: das Surfen im Internet. Präzise 46,2 Stunden, das hat eine repräsenta­tive Umfrage unter 3100 Menschen aller Altersgrup­pen ergeben, verbringt der Deutsche pro Woche im Web. Doch das ist nur der Durchschni­ttswert. Wer Menschen aus jüngeren Altersgrup­pen befrage, komme auf ganz andere Werte. Internetnu­tzer zwischen 18 und 34 Jahren, im Fachchines­isch der Branche als Digital Natives bezeichnet, sind zwölf Stunden länger im Netz unterwegs als der Durchschni­tt. Sie kommen auf 58 Stunden wöchentlic­h.

Die Macher der Postbank-Statistik gingen bei ihrer Umfrage ins Detail. Klassische Anwendunge­n des World Wide Web, so berichten sie, verlieren rasant an Bedeutung. Am Arbeitspla­tz würden Internetdi­enste im Schnitt 2,6 Stunden pro Wo- che für berufliche Zwecke genutzt. Stattdesse­n gehe der Blick auch im Büro immer häufiger zum Smartphone. Überhaupt sei das Mobiltelef­on mittlerwei­le das wichtigste Surfbrett im Netz. Mobilgerät­e haben dem stationäre­n PC schon län- ger den Rang abgelaufen, er ist nur noch für ein Drittel der Nutzer die Nummer eins beim Internetzu­gang. Doch auch beim Rennen zwischen Notebook und Smartphone scheint alles entscheide­n. 14,6 Stunden verbringe der Durchschni­ttsdeutsch­e pro Woche am Smartphone, nur noch 13,4 Stunden am Mobilcompu­ter.

Die Unterschie­de seien noch deutlicher, wenn die Statistik nach Altersgrup­pen aufgeschlü­sselt werde. Junge Deutsche zwischen 18 und 34 Jahre verwendete­n überwiegen­d (89 Prozent) das Smartphone zum Surfen, einen klassische­n PC nutze weniger als die Hälfte. Auch bei den Älteren ab 35 Jahren sei das Mobilgerät im Kommen: 65 Prozent gingen mit ihren Smartphone­s online. Immerhin 57 Prozent nutzten aber noch einen normalen Computer.

Wer die Postbank-Studie nach Regionen aufschlüss­elt, erkennt: Nirgendwo wird mehr gesurft als in der Hauptstadt. Die Berliner hängen den Rest der Republik aber nicht nur deshalb ab, weil sie mit 56,4 Stunden pro Woche Spitzenrei­ter bei der Internetnu­tzung sind. Sie haben mit fast 13 Prozent auch den mit Abstand höchsten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichne­n. Die Plätze zwei und drei gehen an die Stadtstaat­en Bremen (53,4) und Hamburg (51,3 Stunden). Das Saarland (43,2) und Rheinland-Pfalz (43,9) belegen Plätze in der unteren Hälfte der Tabelle. Schlusslic­ht in der Postbank-Statistik ist Thüringen mit 40,5 Stunden Internetnu­tzung wöchentlic­h – das heißt aber auch, dass selbst die zurückhalt­enden Thüringer mehr Zeit im Internet als am Arbeitspla­tz verbringen.

In der Fachwelt wird der unauf- haltsam scheinende Vormarsch des Mobiltelef­ons mittlerwei­le kritisch betrachtet. Der Bonner Informatik­er Alexander Markowetz hat 2015 eine Online-Untersuchu­ng mit einer App gestartet, die nichts anderes tat, als das Verhalten eines Nutzers am Handy aufzuzeich­nen und diese Daten anonymisie­rt auszuwerte­n. Über 300 000 Personen luden die „Menthal“genannte App aufs Smartphone. Das Ergebnis der Studie sei alarmieren­d gewesen. Der Durchschni­ttsnutzer habe den Bildschirm des Geräts 88 Mal am Tag aktiviert – in 35 Fällen, um die Uhrzeit abzulesen. Durchschni­ttlich 53 Mal pro Tag hätten die Testperson­en allerdings Mails geschriebe­n, eine App aufgerufen oder seien im Internet aktiv geworden. Geht man davon aus, dass ein Mensch acht Stunden am Tag schläft, bedeutet das, dass er tagsüber alle 18 Minuten sein Smartphone aktiviert und dafür eine andere Tätigkeit unterbrich­t. Unter diesen Umständen werde konzentrie­rtes Arbeiten immer schwierige­r.

 ?? FOTO: WESTEND/DPA ?? Fast immer online – auch zu Hause: Nutzer zwischen 18 und 34 Jahren sind zwölf Stunden länger im Netz unterwegs als der Durchschni­tt.
FOTO: WESTEND/DPA Fast immer online – auch zu Hause: Nutzer zwischen 18 und 34 Jahren sind zwölf Stunden länger im Netz unterwegs als der Durchschni­tt.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany