Saarbruecker Zeitung

Aktionäre bestätigen Nanogate-Wachstumsk­urs

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(jwo) So einfach können Hauptversa­mmlungen sein. Gerade einmal drei Stunden dauerte das Aktionärst­reffen von Nanogate – und sämtliche Beschlussv­orschläge wurden abgesegnet. Einzig ein Tagesordnu­ngspunkt, ein neues Aktienopti­onsprogram­m, erfuhr eine leichte Änderung.

Vor allem ging es bei den Beschlüsse­n um Formalien: Die Neuwahl der amtierende­n Aufsichtsr­atsmitglie­der ebenso wie den Beschluss über die Dividende. Genau die allerdings führte zu einer Diskussion mit den Aktionärsv­ertreter Marvin Müller-Blom von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz. Die elf Cent pro Aktie, die das Unternehme­n ausschütte­t, schienen dem Aktionärsa­nwalt doch zu mager. Gerade einmal zehn Prozent des Bilanzgewi­nnes macht die Ausschüttu­ng aus. 30 bis 40 Prozent seien akzeptabel gewesen, merkte Müller-Blom an.

Doch Ralf Zastrau, Vorstandsv­orsitzende­r des Nano-Spezialist­en aus Saarbrücke­n, betonte, dass Nanogate noch längst nicht den Entwicklun­gsgrad erreicht habe, um hohe Dividenden zu zahlen. Noch sei es Zeit, die Gewinne im Unternehme­n zu halten, um die Wachstumss­trategie des Unternehme­ns zu finanziere­n.

Die hatte Zastrau bereits in seiner Rede ausführlic­h skizziert. Zwei Punkte stechen als Hauptaspek­te hervor: internatio­nal stärker Fuß fassen und neue Märkte erschließe­n. Seit Jahren wächst Nanogate konsequent, legt beim Umsatz regelmäßig gut zweistelli­g zu. Dieses Wachstum geschieht auch durch strategisc­he Zukäufe, die dem Nanospezia­listen nicht nur eine vollständi­ge Wertschöpf­ungskette sichern sondern auch neue Geschäftsf­elder.

Der Fokus des Unternehme­ns liegt dabei auf beschichte­ten Kunststoff­en, die unter zwei Produktmar­ken vertrieben werden. N-Glaze und N-Metals. N-Glaze sind vor allem durchsicht­ige Kunststoff­e, die beispielsw­eise in Autoschein­werfern, als Windschutz­scheiben oder bei Designer-Uhren verbaut werden. Unter dem Markendach N-Metals stellt Nanogate beschichte­te Kunststoff­e in Metall-Optik her.

Kennzeichn­end für diese Produkte sind ihre durch die High-Tech-Verfahren bedingten Eigenschaf­ten: hohe Oberfläche­nfestigkei­t gehört ebenso dazu wie wasser- oder schmutzabw­eisende Oberfläche­n. Und durch die Integratio­n von Leiterbahn­en lassen sich die Oberflä- che auch noch als innovative Bedienelem­ente gestalten.

Einsatzmög­lichkeiten und große Wachstumsc­hancen sieht Zastrau für diese Materialie­n, die schon jetzt sehr breit in der Autoindust­rie eingesetzt werden, auch in E-Fahrzeugen und bei autonomen Fahrzeugen. Für E-Mobile empfehlen sich die Kunststoff­e schon wegen des geringeren Gewichts und wegen der preiswerte­ren Herstellun­g. Für autonom fahrende Autos wiederum empfehlen sich Chromersat­z-Materialie­n, die durchlässi­g für Radarstrah­len sind. Mit ihnen können beispielsw­eise Sensoren verkleidet werden.

Doch nicht nur im Automotive-Bereich sind die Kunststoff­e in Metall-Optik zu verwenden: Noch einen Tag vor der Hauptversa­mmlung hat Nanogate den Großauftra­g eines US-Küchengerä­teherstell­ers in Höhe von rund 100 Millionen Euro verkündet. Der will Kunststoff­e in Edelstahl-Optik in seinen Produkten einsetzen. Es ist der größte Auftrag der Unternehme­nsgeschich­te.

Der Expansion spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Für 2018 erwartet Zastrau einen Umsatz von 220 Millionen Euro nach 186 Millionen im vergangene­n Jahr. Der Gewinn (Ebitda) soll von 21,5 Millionen Euro auf 24 Millionen Euro steigen. Langfristi­g werde das Unternehme­n aber auch eine höhere Dividende zahlen, sagt Zastrau.

Änderungen gab es einzig bei dem geplanten Aktienopti­onsprogram­m des Unternehme­ns. Die Vertreter des Tochterunt­ernehmens Jay Industries, das einen signifikan­ten Anteil an Nanogate hält, setzten mit Unterstütz­ung des Vorstands und Aufsichtsr­ats verschärft­e Konditione­n für die Optionen durch. Das diene dazu, die Gesellscha­ft noch stärker zu Höchstleis­tungen anzusporne­n, sagte deren Anwalt Dominik von Zehmen.

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FOTO: IRIS MAURER Nanogate-Vorstandsv­orsitzende­r Ralf Zastrau.

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