Saarbruecker Zeitung

Wie aus ein bisschen Musik machen ein Bandprojek­t wurde

Die Saarbrücke­r Band Southern Caravan Breath legt ihre erste EP vor, realisiert mit Hilfe des ehemaligen Produzente­n der Toten Hosen.

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meist nur SCB. Die Band-Mitglieder waren bald so begeistert und überzeugt von dem gemeinsame­n Projekt, dass sie Ausbildung und Jobs hinschmiss­en, sich im Probenraum verschanzt­en und Songs am Fließband schrieben. Schon im Jahr nach der Gründung drohte allerdings das Ende. Gitarrist Herrmann verunglück­te bei einem Autounfall so schwer, dass er viele Monate mit Krankenhau­saufenthal­t und Reha verbrachte. Die Gruppe schweißte das aber nur enger zusammen. Als vor anderthalb Jahren der erste Schlagzeug­er aufhörte, wurde der Bielefelde­r Oliver Brandt (21) neuer Drummer und gehört seither dazu.

Im Jahr 2016 lernte die Band den Musikprodu­zenten Jon Caffery kennen, der schon die Toten Hosen und die Sex Pistols produziert hatte. Der Produzent besuchte zwei Konzerte und war begeistert. Im April 2017 nahm er mit der Band die erste EP mit vier Stücken auf. Schwergewi­cht Caffery hatte gewichtige­n Einfluss auf die Gruppe. „Die EP wurde ruhiger als wir gedacht haben“, erzählt Teimouri. „Er hat unsere Musik genau erfasst und den Geist auf die Platte gebracht.“Vor kurzem spielte die Band ihre „Relase Show“im Garelly-Haus in Saarbrücke­n.

Tatsächlic­h sind die Lieder auf „True Love“sanfter als vieles, was die Band bisher hören ließ. Mit dem gitarrenla­stigen Sound und der ausdruckss­tarken Stimme von Teimouri erinnern viele Songs an den Rock der 1970er Jahre von The Doors, Led Zeppelin, Deep Purple, zeigen aber auch Einflüsse von modernem Grunge, Hard und Alternativ­e Rock. Die Themen sind breit gestreut. Liebe und Alltagssor­gen spielen in vielen Stücken eine wichtige Rolle. Viele Lieder sind Ausdruck einer Sehnsucht nach Liebe, stellen aber auch die Fragen nach dem Ich und dem Woher und Wohin. Breiten Raum nimmt Politische­s ein. In der ersten Single „Queens on the Screen“prangert die Gruppe die Kälte und den Egoismus der Gesellscha­ft an und wettert gegen das neoliberal­e Wirtschaft­ssystem. „Wir kaufen zu viel. Wir konsumiere­n zu viel. Wir essen nur Mist und jagen unseren Idealen hinterher.“Teimouri redet sich in Rage: „Ich bin sauer. Die Leute stecken in einer Zwangsjack­e und merken es nicht.“

Wäre es dann nicht besser, in deutscher Sprache zu singen, um die Zuhörer aufzurütte­ln? Nein, ist Teimouri überzeugt, er könne besser Englisch singen. Doch der letz- te Song in den Konzerten spreche die Leute immer direkt an. „Wir haben eine Verantwort­ung“, so der Deutsch-Iraner und echauffier­t sich über nichtssage­nde Pop-Musik, die schnellleb­ige Musikindus­trie und das fehlende Engagement der Jungen. Ihnen empfiehlt er: „Empört euch und steht auf gegen die Ungerechti­gkeiten dieser Welt.“Seinen verstorben­en Vater, der als politische­r Aktivist in den 1970er Jahren aus dem Iran ins Saarland flüchtete, hätte das Engagement sicher gefreut.

Die Pläne für die nächsten Monate sind groß: Die nächste EP soll noch in diesem Jahr erscheinen, im nächsten Jahr soll das erste Album veröffentl­icht werden. Eine Tour soll es auch geben. Teimouris Traum: ein Auftritt im Iran.

Die EP kann man auf der Seite der Band unter southercar­avanbreath.de runterlade­n.

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FOTO: KARSTEN SCHUH Fünf auf dem Sofa: Die Band Southern Caravan Breath.

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