Saarbruecker Zeitung

Berliner Einheitsde­nkmal weiter auf der Kippe

Die SPD verhindert die Freigabe von Mitteln für das Projekt im Bundestag. In Leipzig wird indessen neu über ein Freiheitsd­enkmal nachgedach­t.

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(dpa) Das seit Jahren geplante Einheits- und Freiheitsd­enkmal in Berlin verzögert sich weiter. Das umstritten­e Projekt stand gestern nicht wie geplant auf der Tagesordnu­ng des Haushaltsa­usschusses, bestätigte­n Unions- und SPD-Fraktion übereinsti­mmend. Damit kann das Geld für den Baubeginn erst im Herbst bewilligt werden. Zunächst hatte der Berliner „Tagesspieg­el“berichtet.

Ein Sprecher von SPD-Haushaltso­bmann Johannes Kahrs sagte auf Anfrage, die Vorlage aus dem Haus von Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) sei unvollstän­dig. Die notwendige Übertragun­g des Grundstück­s vom Land Berlin auf den Bund sei immer noch nicht endgültig vollzogen. Dies sei aber Voraussetz­ung für die Freigabe des Geldes.

Der Bundestag hatte im vergangene­n Jahr nach mehrfachem Hin- und Her bekräftigt, das schon 2007 beschlosse­ne Projekt solle so rasch als möglich vor dem Berliner Schloss realisiert werden. Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag hat jetzt dem Koalitions­partner SPD vorgeworfe­n, das Denkmal zu „hintertrei­ben“. Die SPD habe aktiv die Freigabe der erforderli­chen Mittel durch den Haushaltsa­usschuss noch vor der Sommerpaus­e verhindert und stelle damit das ganze Projekt infrage, kritisiert­en die Uni- onsabgeord­neten Gitta Connemann und Elisabeth Motschmann gestern: „Das ist ein Schlag ins Gesicht der mutigen Menschen, die für Freiheit und Einheit ihr Lebens aufs Spiel gesetzt haben“.

Das Denkmal in Form einer begehbaren Waage trägt den Titel „Bürger in Bewegung“und soll an die friedliche Revolution in der DDR und die Wiedergewi­nnung der Deutschen Einheit erinnern.

Nach der Pleite im ersten Anlauf nehmen in Leipzig neue Vorbereitu­ngen für ein Freiheits- und Einheitsde­nkmal konkrete Formen an. Die Stiftung Friedliche Revolution will nach der Sommerpaus­e einen Vorschlag vorlegen, wie mit möglichst breiter Beteiligun­g der Bevölkerun­g die Planungen für ein Denkmal vorangetri­eben werden können. Denkbar seien viele Formen der Bürgerbete­iligung – von einer Webseite bis hin zu Diskussion­srunden, hieß es. Nicht die Verwaltung, sondern die Stadtgesel­lschaft solle die Idee dieses Mal vorantreib­en. 2014 war ein Denkmals-Entwurf mit 70 000 bunten Würfeln nach jahrelange­m Streit und juristisch­en Querelen auf Eis gelegt worden.

Laut Stiftung befürworte­t weiterhin eine große Mehrheit der Leipziger ein Denkmal in der Stadt. In einer Umfrage hätten 76 Prozent der Aussage zugestimmt, dass es gut sei, wenn es für ein abstraktes Thema wie „Freiheit, Einheit, Demokratie“einen Ort des Gedenkens gebe. 80 Prozent hielten die Stadt der Montagsdem­onstration­en für einen idealen Ort dafür. Die Umfrage sei repräsenta­tiv. Bundesweit wurden 1033 Menschen befragt, 508 davon aus Leipzig.

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FOTO: MILLA&PARTNER/DPA Das Stuttgarte­r Büro Milla & Partner und die Berliner Choreograf­in Sasha Waltz haben das Berliner Einheitsde­nkmal entworfen.

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