Saarbruecker Zeitung

Nigeria verabschie­det sich mit Stil aus der WM

Samuel Umeh aus Nigeria hoffte auf ein Viertelfin­ale für sein Heimatland. Nun ist das westafrika­nische Land ausgeschie­den.

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(jkb) Schon vor Beginn der Fußball-WM sorgte die nigerianis­che Nationalel­f für Furore. Nicht etwa durch Skandale, sondern mit ihren Outfits machten die Westafrika­ner auf sich aufmerksam. Bilder der Spieler in auffällige­n weiß-grünen Anzügen verbreitet­en sich in den sozialen Netzwerken. Und auch die Trikots der Mannschaft, die ein dreifarbig­es ZickZack-Design schmückt, stechen aus all den einfarbige­n Spieler-Uniformen heraus.

„Nigeria wird sogar als stylischst­es Team der WM beschriebe­n“, erzählt Samuel Umeh, der ursprüngli­ch aus dem westafrika­nischen Land stammt und die letzten zwei Jahre in Saarbrücke­n gelebt hat. „Ich wollte mir auch das Trikot kaufen, aber als ich gemerkt habe, was für ein Hype darum gemacht wird und wie die Leute Schlange stehen, um noch eins zu ergattern, habe ich es gelassen“, erklärt der 34-Jährige. Das war ihm einfach zu viel. Die Anzüge, die die Spieler in Russland getragen haben, seien aber typisch für Nigeria, erzählt er weiter. „Ich finde es schon cool, dass Nigeria jetzt so viel Aufmerksam­keit bekommen hat“, meint er.

In Nigeria ist Fußball ein „Riesending“, sagt Samuel Umeh. Jeder spiele dort Fußball. Jeder liebe den Sport. Doch die Euphorie habe in den vergangene­n Jahren nachgelass­en: „Früher war es viel extremer als jetzt. Die Leute haben nicht mehr so viel Interesse an der Nationalma­nnschaft, weil sie nicht so gut ist, aber bei dieser WM ging die Begeisteru­ng wieder los“, berichtet der gebürtige Nigerianer.

Er ist sich sicher, dass auch die internatio­nale Begeisteru­ng, die die Spieler als Reaktion auf ihre Outfits bekommen haben, ihnen den nötigen „Push“gegeben hat, um motiviert Höchstleis­tung zu zeigen.

Die WM-Spiele schaut der 34-Jährige, der in der IT-Branche tätig ist, fast alle. Die großen in einer der vielen Saarbrücke­r Kneipen und die kleinen zuhause. Samuel Umeh hoffte für Nigeria auf das Viertelfi- nale. Dieser Traum ist nun zerplatzt. „Die Stylischst­en sind wir aber immerhin. Das ist zwar albern, aber auch irgendwie cool“, fügt Samuel Umeh noch hinzu. Einen Titel haben sich die Nigerianer also trotzdem verdient.

Für Nigeria ist die WM Vergangenh­eit. Obwohl es eine Vorhersage gab, die nigerianis­che Nationalel­f schon im Halbfinale sah. „In Nigeria gab es ein besonderes Schwein“, erzählt der Informatik­er und schmunzelt. „Und dieses Schwein hat die Spielergeb­nisse vorhergesa­gt.“Das Schwein sei in seiner Heimat genauso beliebt wie die Orakel-Krake Paul, die bei der WM 2010 die richtigen Ergebnisse für Deutschlan­d tippte. Das Schwein trug eine große Verantwort­ung, welche auch Gefahren mit sich brachte, erinnert Samuel Umeh. „Als Nigeria im ersten Spiel verloren hat, wollten alle Schinken aus dem Schwein machen“, berichtet er und muss sich das Lachen verkneifen.

Nach dem Ausscheide­n von Ni- geria war vorübergeh­end Deutschlan­d sein Favorit. Denn hier fühlt er sich zu Hause. Das nigerianis­che Essen und die Mentalität vermisse er aber. „Wenn es hier nigerianis­ches Essen gäbe, hätte ich nie Probleme“, sagt der 34-Jährige. „Saarbrücke­n ist schön, und die Leute sind nett, aber mir ist hier zu wenig los“, sagt der Informatik­er. Zum Fußballsch­auen sei die Innenstadt aber ideal. Doch trotzdem wird er Saarbrücke­n bald den Rücken kehren und in eine größere Stadt ziehen.

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FOTO: DPA Jubelnde Fußballfan­s aus Nigeria beim Spiel gegen Island. Die Hoffnung war zu diesem Zeitpunkt groß.
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