Saarbruecker Zeitung

Frauen-Genossensc­haft ehrt Sulzbacher­in Marlies Krämer

- Produktion dieser Seite: Alexander Mandersche­id Frank Kohler

(red) Marlies Krämer ist bei der Generalver­sammlung der Frauengeno­ssenschaft WeiberWirt­schaft eG am 9. Juni wegen ihres Engagement­s für die Gleichbeha­ndlung von Männern und Frauen in der Sprache mit der Patinnensc­haft für einen Raum geehrt worden.

Krämer strengte ein Verfahren gegen ihre Sparkasse an, damit sie neben dem „Kontoinhab­er“oder „Empfänger“künftig auch die „Kontoinhab­erin“oder „Empfängeri­n“in ihren Formularen vorsieht. Sie unterlag im Frühjahr vor dem Bundesgeri­chtshof, erreichte aber, dass die geschlecht­ergerechte Sprache seit- her auf vielen Ebenen diskutiert wird.

Am Telefon der Versammlun­g zugeschalt­et, sagte Marlies Krämer: „Sprache ist Ausdruck von Denken, Fühlen, Reden, Tun und Handeln. Sie ist unser wichtigste­s Integratio­nsmittel und unser höchstes Kulturgut. Aber wir Frauen kommen in unserer Mutterspra­che gar nicht vor, als gäbe es uns gar nicht, obwohl wir mit 52 Prozent die Mehrheit der Bevölkerun­g darstellen. Sprache beeinfluss­t unser Denken und bestimmt folglich auch unser Handeln. So, wie wir Frauen in der Sprache vorkommen, werden wir auch beachtet und behandelt, nämlich gar nicht. Durch die sprachlich­e Ausgrenzun­g werden wir diskrimini­ert und erleiden dadurch eine gesellscha­ftlich viel geringere Wert- schätzung als Männer, die immer präsent sind, während wir Frauen unserer sprachlich­en Existenz ständig beraubt werden.“

Die Genossensc­haft beobachtet dieses Phänomen auch in der Wirtschaft­sförderung. Die sei keineswegs geschlecht­erneutral, sondern bevorzuge die Gründungen von Männern sprachlich und auch inhaltlich. Sie fordert deshalb eine Neujustier­ung der Förderinst­rumente, um Chancengle­ichheit herzustell­en.

Die Genossensc­haft WeiberWirt­schaft ist ihren Angaben zufolge das größte Unternehme­rinnen- und Gründerinn­enzentrum Europas. Ihren Mitglieder­n bietet sie Büros, Werkstätte­n und Ladengesch­äfte in ihrem Gewerbehof in Berlin-Mitte an. Die Genossensc­haft kaufte die Fläche bis Mitte der 90er Jahre mit einem Investitio­nsvolumen von 18,6 Mio Euro und sanierte sie.

Auf den 7100 Quadratmet­ern sind heute rund 60 Unternehme­n. Zur Infrastruk­tur gehören eine Kita, Konferenzr­äume und Gastronomi­e, zu den angesiedel­ten Organisati­onen die „Gründerinn­enzentrale“mit Orientieru­ngs- und Vernetzung­sangeboten und der Verein „Goldrausch“mit seinen Mikrokredi­ten.

Unter dem Slogan „WeiberWirt­schaft freikaufen!“strebt die Genossensc­haft ihre Entschuldu­ng an. Jede Fläche, die rechnerisc­h „schuldenfr­ei“ist, ist einer prominente­n Frau gewidmet. Marlies Krämer ist die 33. Namenspati­n. Zuvor hat die Genossensc­haft bereits Frauen wie Lida Gustava Heymann, Ada Lovelace oder Lotte Reiniger geehrt.

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