Saarbruecker Zeitung

Bangen um „Leitfigur“Vogel

Zweimalige Bahnrad-Olympiasie­gerin liegt schwer verletzt im Krankenhau­s.

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(sid) „Fassungslo­s“, „traurig“, „am Boden zerstört“: Der deutsche Radsport steht nach dem schweren Trainingsu­nfall der zweimalige­n Bahnrad-Olympiasie­gerin Kristina Vogel unter Schock. Verantwort­liche und Mannschaft­skollegen sorgen sich um die langjährig­e Weggefährt­in, die schwer verletzt in einem Berliner Krankenhau­s liegt und intensiv behandelt wird.

„Die Brutalität dieser Nachricht ist ganz schwer wegzusteck­en“, sagte Sportdirek­tor Patrick Moster vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR): „Ich bin wie alle am Boden zerstört. Kristina ist eine Leitfigur im deutschen Radsport.“Vogel war am Dienstag beim Training in Cottbus verunglück­t und erlitt dabei eine schwere Wirbelsäul­enverletzu­ng. Die Erfurterin war bei voller Geschwindi­gkeit mit einem niederländ­ischen Fahrer kollidiert, der sich ebenfalls auf der Radrennbah­n befand. „Den genauen Hergang müssen Gutachter klären“, sagte Moster.

Die elfmalige Weltmeiste­rin Vogel wurde anschließe­nd mit einem Rettungshu­bschrauber nach Berlin geflogen und dort nach Verbandsan­gaben „intensivst versorgt“. Offizielle Angaben zu Vogels Gesundheit­szustand lagen am Mittwoch zunächst nicht vor. Laut Moster gebe es Anzeichen, dass die Operation gut verlaufen sei.

Dass sich mehrere Athleten im Training die Bahn teilen, ist laut Moster „eine tagtäglich­e Situation“. Diese Einschätzu­ng teilte Detlef Uibel. Der Bundestrai­ner war auch am Tag nach dem tragischen Vorfall tief betroffen. „Es ist schwer in Worte zu fassen“, sagte Uibel, der von einem „tragischen Moment“sprach. Ursächlich sei eine Verkettung von vielen unglücklic­hen Umständen. Vogel habe keine Chance gehabt, den Fahrer vor ihr zu erkennen.

Auch Bahnrad-Sprinter Maximilian Levy reagierte schockiert. „Ein ganz trauriger Tag, den wir heute überstehen mussten. Als Freund das zu erleben, ist qualvoller als jedes eigene Leiden“, schrieb Levy auf Facebook. Vogels langjährig­e Teamsprint-Kollegin Miriam Welte aus Kaiserslau­tern sagte: „Ich bin fassungslo­s. Das darf einfach nicht wahr sein. Ich hoffe, es wird alles wieder gut.“

Vogel hatte sich auf die traditions­reiche Bahnrad-Veranstalt­ung „Großer Preis von Deutschlan­d“vorbereite­t, die trotz des Unfalls am kommenden Wochenende stattfinde­n soll. „Wir haben uns dazu entschiede­n, das Rennen in Cottbus durchzufüh­ren“, sagte Uibel. Er ist sicher, dass Vogel die Entscheidu­ng eine Austragung des Wettkampfe­s befürworte­n würde: „Sie war immer ein Vorbild. Sie würde sagen: Augen zu und durch, jammert nicht so viel und setzt euch aufs Rad. Aber das ist schwierig zu vermitteln. Man hat ein trauriges Gefühl.“

Vogel wurde bereits zum zweiten Mal Opfer eines schweren Sturzes. 2009 mit 18 Jahren war sie beim Training auf der Straße schwer verunglück­t. Damals hatte ihr ein Kleintrans­porter die Vorfahrt genommen, sie knallte in die Seite des Fahrzeugs. Vogel verlor sechs Zähne, brach sich den Kiefer und vier Handwurzel­knochen. Außerdem hatte sie eine leichte Gehirnblut­ung und gebrochene Brustwirbe­l.

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FOTO: VINCENT YU/DPA Bahnradfah­rerin Kristina Vogel hat in ihrer Karriere bereits elf WM-Titel gewonnen.

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