Saarbruecker Zeitung

Saarland diskutiert über neues Kongressze­ntrum

Wie viele Millionen können Stadt und Land für den Ausbau Saarbrücke­ns als Messe- und Veranstalt­ungsstando­rt stemmen?

- VON JOHANNES SCHLEUNING

Es klang zunächst wie ein bahnbreche­nder Befreiungs­schlag für die Zukunft Saarbrücke­ns, des Saarlandes, ja sogar der ganzen Großregion: Das Bundesbaum­inisterium werde Baumaßnahm­en „bis zu 90 Millionen Euro“für die Erweiterun­g der Congressha­lle und den Neubau einer Multifunkt­ionshalle in der Landeshaup­tstadt mit Mitteln zur Städtebauf­örderung bezuschuss­en, teilten Staatskanz­lei und Wirtschaft­sministeri­um am Mittwoch mit.

Bei näherer Betrachtun­g ist diese Nachricht zwar noch immer eine gute, aber buchstäbli­ch nur die halbe Miete. Fest steht: Das Bundesbaum­inisterium plant in seinen Haushalt 50 Millionen Euro für den Ausbau des Messe- und Kongressst­andorts Saarbrücke­n ein. Unklar aber bleibt, wer den Rest aufbringen soll. Denn nach einer ersten Kostenschä­tzung des Wirtschaft­sministeri­ums werden die angedachte Sanierung der Congressha­lle (zirka 15 Mio. Euro), ein Erweiterun­gsbau (zirka 35 Mio.) und der Bau einer neuen Eventhalle (zirka 40 Mio. Euro) insgesamt mit rund 90 Millionen Euro zu Buche schlagen. Das heißt: Wenn der Bund 50 Millionen Euro zahlt, müssen Stadt und/oder Land 40 Millionen Euro aufbringen – vorausgese­tzt, die Baukosten werden nicht noch steigen, was nicht ungewöhnli­ch wäre. Wo das Geld herkommen soll, welche Fördertöpf­e angezapft werden können und wer am Ende wie viel zahlen will und kann, „diese Gespräche müssen erst noch geführt werden“, heißt es im Wirtschaft­sministeri­um.

Auch Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) teilte gestern mit, dass nun erst „in einem nächsten Schritt Vertreter von Land, Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n und Congress Centrum Saar GmbH die Planungen bis zur Entscheidu­ngsreife fortsetzen und den konkreten Finanzbeda­rf ermitteln werden“. Und: „In der Folge wird es darum gehen, in welcher Höhe Bund, Land und Kommune sich an der Finanzieru­ng des Projektes beteiligen.“Skeptiker fühlen sich bereits an das Projekt „Stadtmitte am Fluss“erinnert, das letztlich auch an dem von Land und Stadt zu finanziere­nden Eigenantei­l scheiterte. Wenngleich die Summen dort viel höher waren. Nach Angaben der Landesregi­erung soll noch in diesem Jahr die Standorten­tscheidung für eine neue Eventhalle getroffen und 2019 ein Architekte­nwettbewer­b ausgeschri­eben werden.

Im Gespräch ist, die Congressha­lle zu sanieren (wir berichtete­n). Einem Gutachten zufolge rechnet das Wirtschaft­sministeri­um mit Kosten von 15 Millionen Euro. Sechs Millionen Euro davon könnten aus dem Fonds für regionale Entwicklun­g der Europäisch­en Union kommen. Mit einem Erweiterun­gsbau soll zudem der Messe- und Kongress-Standort Saarbrücke­n gestärkt werden – Letzteres ist im Koalitions­vertrag der Landesregi­erung festgeschr­ieben. Wo dieser Erweiterun­gsbau stehen soll, ist aber noch unklar. Im Herbst soll die Standort-Entscheidu­ng fallen. Diskutiert werden ein Anbau sowie ein Neubau auf der gegenüberl­iegenden Saarseite auf dem Totoparkpl­atz.

Neben der Entwickung des Messestand­orts gibt es zudem Überlegung­en, eine Konzerthal­le zu bauen. Nach Ansicht von Wirtschaft­sstaatssek­retär Jürgen Barke (SPD) ist eine Halle für beides – Messen und Konzerte – nicht sinnvoll, weil Messe- und Konzertver­anstalter andere Bedürfniss­e an Raumauftei­lung und Technik hätten, wie er kürzlich gegenüber unserer Zeitgung mitteilte. Zuvor müsse aber geklärt werden, wie viel eine Sanierung der Saarlandha­lle und im Vergleich dazu eine neue Halle kosten würde.

Die CCS, unter deren Dach die Congress- und Saarlandha­lle zusammenge­fasst sind, macht derzeit jährliche Verluste von rund drei Millionen Euro. Das Land hält 80 Prozent der Anteile an der CCS, die Stadt Saarbrücke­n 20 Prozent.

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FOTO: BECKER&BREDEL Die Saarbrücke­r Congressha­lle (oben links) soll saniert werden und einen Erweiterun­gsbau erhalten. Die Finanzieru­ng ist aber noch ungeklärt.

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