Saarbruecker Zeitung

Gut jeder Vierte bei Saar-Polizei fällt durch die Prüfung

Die Gewerkscha­ft der Polizei ist verwundert. Angeblich liegt es an der sinkenden Qualität der Bewerber.

- VON DANIEL KIRCH Produktion dieser Seite: Dennis Langenstei­n, Ute Kirch Daniel Kirch

(kir) Mehr als jeder vierte der 2017 eingestell­ten Kommissara­nwärter der saarländis­chen Polizei ist in seinem ersten Jahr durch die Prüfungen an der Fachhochsc­hule gefallen. Nach Angaben der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) müssen 24 Anwärter die Klausuren, zehn weitere Anwärter das ganze Studienjah­r wiederhole­n oder werden gar aus dem Dienst entlassen. Das sei für die von Personalno­t geplagte Polizei „ein Schlag ins Gesicht“, so die GdP.

SAARBRÜCKE­NMehr als ein Viertel der rund 120 Kommissara­nwärter, die 2017 in der saarländis­chen Polizei eingestell­t wurden, sind durch die Abschlussp­rüfung ihres Grundstudi­ums gerasselt. „Mit großer Verwunderu­ng“habe man die von der Fachhochsc­hule für Verwaltung mitgeteilt­en Prüfungser­gebnisse zur Kenntnis genommen, teilte die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) mit. 24 Anwärter müssten nun in die Nachprüfun­gen, im Vorjahr sei es nur eine Hand voll Anwärter gewesen. Weitere zehn Anwärter seien durch so viele der neun Klausuren gefallen, dass sie das gesamte Jahr wiederhole­n müssten oder sogar ihre Entlassung bevorsteht.

„Eine solche Spitze haben wir seit Jahren nicht erlebt“, erklärte David Maaß, der Landesvors­itzende der GdP. „Wir nehmen die Darstellun­g der Fachhochsc­hule zur Kenntnis, wonach die Qualität der Studierend­en mit jedem Einstellun­gsjahrgang zunehmend geringer werden würde.“In Zeiten der akuten Personalno­t bei der saarländis­chen Polizei, die erst kürzlich Reformen erforderli­ch gemacht hatte, sei dies „für die gesamte Organisati­on ein Schlag ins Gesicht“, so Maaß weiter.

Dass während des dreijährig­en Studiums vereinzelt Kollegen aufgrund mangelnder Leistung ausscheide­n, sei grundsätzl­ich üblich. Die aktuell hohe Anzahl werfe allerdings viele Fragen auf. Maaß: „Die Fachhochsc­hule darf sich hier nicht von Kritik frei machen.“Immerhin gehörten die jetzt betroffene­n Anwärter zu den besten Bewerbern des Einstellun­gsjahrgang­s, die sich unter anderem durch schriftlic­he Intelligen­z-Tests sowie Auswahlges­präche im Rahmen der Bestenausl­ese überhaupt erst für das Studium qualifizie­rt hätten.

Unbestritt­en sei indes, dass sowohl die Qualität als auch die Quantität der Bewerber im Saarland in den vergangene­n Jahren teilweise stark gesunken sei. Man verzeichne eine hohe Abwanderun­g geeigneter Bewerber in die freie Wirtschaft oder zur Polizei in anderen Bundesländ­ern, die besser bezahlten und bessere Rahmenbedi­ngungen böten. Das Saarland sei im bundesweit­en Vergleich bei der Beamtenbes­oldung vor Berlin auf dem vorletzten Platz.

Die Kommissara­nwärter absolviere­n ein dreijährig­es Studium an der Fachhochsc­hule für Verwaltung in Göttelborn. Dazu gehören auch Praktika in Polizei-Dienststel­len. Vermittelt werden unter anderem Inhalte aus den Organisati­ons- und Gesellscha­ftswissens­chaften, den Polizei- und Rechtswiss­enschaften.

 ?? FOTO: GDP ?? David Maaß, Vorsitzend­er derGewerks­chaft der Polizei, sagt:„Eine solche Spitze haben wir seit Jahren nicht erlebt.“
FOTO: GDP David Maaß, Vorsitzend­er derGewerks­chaft der Polizei, sagt:„Eine solche Spitze haben wir seit Jahren nicht erlebt.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany