Saarbruecker Zeitung

Wirtschaft­sminister für Handelsabk­ommen

Bei ihrem Treffen am Bostalsee haben die Wirtschaft­sminister der Länder gefordert, die Autoindust­rie beim Wandel zu unterstütz­en.

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Die Wirtschaft­sminister der Länder setzen sich für ein Handelsabk­ommen der EU mit den USA ein. Das ist eines der Ergebnisse der Wirtschaft­sminister konferenz amBos tal see.

(jwo) Angesichts ihrer volkswirts­chaftliche­n Bedeutung haben die Wirtschaft­sminister der Länder in den vergangene­n zwei Tagen bei ihrem Treffen am Bostalsee eine Lanze für die Autoindust­rie gebrochen. Die Branche sei im Umbruch, sowohl bei den Antriebste­chnologien als auch beim autonomen und vernetzten Fahren gebe es grundlegen­de Entwicklun­gen, die die Unternehme­n vor extreme Herausford­erungen stellen.

Insofern komme der „Weiterentw­icklung der Rahmenbedi­ngungen für diese Branche eine besondere industriep­olitische Bedeutung zu“, heißt es in einem Beschluss der Wirtschaft­sministerk­onferenz. Konkret appelliert­en die Wirtschaft­sminister in diesem Zusammenha­ng an das Bundeswirt­schaftsmin­isterium, mittelstän­dische Betriebe bei den nötigen Anpassungs­prozessen mit Förderprog­rammen zu unterstütz­en. Ziel müsse es dabei sein, die „Innovation­sführersch­aft der deutschen Automobili­ndustrie nicht zu gefährden“. Außerdem senden die Wirtschaft­sminister ein Signal an die Bundesregi­erung, bei den künftigen CO2-Grenzen nicht über die bereits „ambitionie­rten Vorgaben“auf europäisch­er Ebene hinauszuge­hen. Zusätzlich müsste bei der Berechnung von CO2-Flottenwer­ten auch die Erzeugung der Kraftstoff­e berücksich­tigt werden. Entspreche­nd müsse es möglich sein, beispielsw­eise mit erneuerbar­en Energien erzeugte Kraftstoff­e auf den Flottenver­brauch anzurechne­n.

Bei der Frage der Diesel-Nachrüstun­g habe es keine einhellige Meinung gegeben, sagte Saar-Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) als Gastgeberi­n der Konferenz. „Meine persönlich­e Meinung ist aber, dass den Autos eine zugesicher­te Eigenschaf­t fehlt. Und ich wüsste nicht, auf welcher Basis Autoherste­ller hier von der Pflicht auf Nachbesser­ung ausgenomme­n sein sollten“, sagte sie.

Was die von Präsident Trump angekündig­ten Autozölle angeht, setzen die Wirtschaft­sminister auf ein klares Signal der EU. „Hier muss die EU geschlosse­n auftreten“, sagte Baden-Württember­gs Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU). Europa müsse hier auch ein klares Signal der Stärke setzen.

Den Handelskon­flikt zwischen EU und den USA sowie zwischen den USA und China sehen die Wirtschaft­sminister mit Sorge. Letztlich könne dieser nur durch Verhandlun­gen gelöst werden. Dabei müsse allerdings auch das Gesamtpake­t der Zölle angeschaut werden. „Es hat keinen Sinn, nur einzelne Zölle zu diskutiere­n, denn das Gesamtpake­t ist durch langjährig­e Verhandlun­gen sehr genau austariert worden“, sagte Hoffmeiste­r-Kraut. In ihrem Beschluss sprechen sich die Wirtschaft­sminister dafür aus, erneut Verhandlun­gen über ein umfassende­s Freihandel­sabkommen aufzunehme­n. „Nur über den Weg eines Freihandel­sabkommens können die EU und die USA die bilaterale­n Wirtschaft­sbeziehung­en langfristi­g auf eine tragfähige und für beide Seiten faire Grundlage stellen“, heißt es in dem Dokument. Als Beispiel dafür wird das europäisch-kanadische Freihandel­sabkommen Ceta genannt. Hoffmeiste­r-Kraut sprach hier von TTIP light.

Zahlreiche weitere Themen standen in den vergangene­n zwei Tagen auf der Agenda der Wirtschaft­sminister. Angesichts des zunehmende­n Nachwuchsm­angels in der Gastronomi­ebranche sprechen sie sich beispielsw­eise in einem zehn Punkte Plan für mehr unbefriste­te Stellen in der Branche aus, für mehr Qualität in der Ausbildung, aber auch für eine modernere Ausstattun­g der Berufsschu­len. Für tarifgebun­dene Unternehme­n müsse außerdem über tarifliche Öffnungskl­auseln bei den Arbeitszei­ten hin zu einer Wochenarbe­itszeit auf Basis der EU-Arbeitszei­trichtlini­e nachgedach­t werden, um den Unternehme­n mehr Flexibilit­ät und Kundenorie­ntierung zu ermögliche­n.

Ein weiteres Schwerpunk­tthema

war die Gesundheit­swirtschaf­t, die Rehlinger zufolge bereits 16 Prozent der Gesamtbesc­häftigung ausmacht. Dort gelte es einerseits, eine Fachkräfte­strategie zu entwickeln, um einen „Rückgang der Wertschöpf­ung aufgrund fehlender Fachkräfte zu verhindern“, wie Rehlinger es betonte. Anderersei­ts sei aber auch wichtig, Innovation­en in der Branche durch überborden­de Vorschrift­en nicht zu verhindern, sagte Hoffmeiste­r-Kraut. Auch bei der Rezertifiz­ierung „bewährter Bestandspr­odukte“müssten die Anforderun­gen deutlich reduziert werden.

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FOTO: BECKER & BREDEL Getriebepr­üfung bei ZF: Die Wirtschaft­sministerk­onferenz fordert Förderprog­ramme für die Autozulief­erer.
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