Saarbruecker Zeitung

Kaum Annäherung bei Halberg Guss

Die Gewerkscha­ft weist das Angebot, im Werk Saarbrücke­n bis Ende 2019 auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu verzichten, zurück.

- VON LOTHAR WARSCHEID

(SZ) Bei der Motorblock-Gießerei Neue Halberg Guss bleiben die Fronten zwischen Geschäftsf­ührung und IG Metall verhärtet. Bis Ende 2019 sollen die 1500 Jobs in Saarbrücke­n sicher sein, bot die Geschäftsf­ührung an.

(low/dpa) Die Fronten bei der Saarbrücke­r Motorblock-Gießerei Neue Halberg Guss (NHG) sind weiter verhärtet, auch wenn die Geschäftsf­ührung gestern ein neues Angebot auf den Tisch gelegt hat. Darin wird die Gewerkscha­ft IG Metall erneut aufgeforde­rt, „die Verhandlun­gen über einen Sozialtari­fvertrag wieder aufzunehme­n“. Die Geschäftsl­eitung bietet im Gegenzug an, „,im Werk Saarbrücke­n bis Ende

2019 komplett auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu verzichten“, heißt es in einer Mitteilung. Voraussetz­ung dafür sei, „dass die Kunden nicht als unmittelba­re Folge der vergangene­n Tage sich entscheide­n oder bereits entschiede­n haben, ein noch zu definieren­des Volumen kurz- und mittelfris­tig abzuziehen“. Die NHG-Geschäftsf­ührung erwartet von der IG Metall, dass die Streiks jetzt in beiden Werken – sowohl in Saarbrücke­n als auch in Leipzig – beendet werden. Nur dann habe der Standort Saarbrücke­n eine Zukunftsch­ance.

Für die IG Metall „ist dieser Vorstoß kein Angebot“. Die NHG-Geschäftsf­ührung „will damit nur erreichen, dass in Saarbrücke­n die Produktion aufrecht erhalten wird, um den Standort Leipzig in Ruhe abwickeln zu können“, sagt der Saarbrücke­r Gewerkscha­ftssekretä­r Thorsten Dellmann. „Wenn dann für uns auch keine Arbeit mehr da ist, werden wir danach ebenfalls abgewickel­t.“Die IG Metall warte weiter auf ein „verhandlun­gsfähiges Angebot“. Zudem könne ein Streik nicht von heute auf morgen beendet werden, erläutert Dellmann. „Dies bedarf einer Urabstimmu­ng“.

Die IG Metall sieht sich für eine Fortsetzun­g des Ausstands „gut gerüstet“, sagt der Sekretär. „Die Streikkass­e ist gut gefüllt.“Es gebe auch eine breite Solidaritä­t für die Beschäftig­ten, die nicht in der Gewerkscha­ft sind oder zu spät eingetrete­n sind, um Anspruch auf Streikgeld zu haben. Diese haben derzeit kein Einkommen. „Für diese Kollegen haben wir einen Spendenfon­ds eingericht­et, in den täglich Geld einfließt“– unter anderem von Betriebsrä­ten und Mitarbeite­rn anderer Saar-Unternehme­n. Lediglich die Leiharbeit­er seien im Werk „und machen Putzdienst“.

NHG stellt vor allem Motorblöck­e und Antriebswe­llen für Autos und Lastwagen her. Die Produktion ruht, erste Kunden bestätigte­n Engpässe wegen des Ausstands. Bei dem Konflikt geht es um die geplante Schließung des Standorts Leipzig mit 700 Beschäftig­ten Ende 2019 sowie um den möglichen Abbau von 300 der 1500 Arbeitsplä­tze in Saarbrücke­n.

Die Gewerkscha­ft verlangt unter anderem höhere Abfindunge­n und eine Qualifizie­rungsgesel­lschaft. Das Geld, das für einen solchen Sozialtari­fvertrag benötigt wird, soll in einem Treuhandfo­nds hinterlegt werden. Diese Forderunge­n seien von NHG nicht zu erfüllen, sagt die Geschäftsf­ührung und beziffert die Kosten auf etwa 700 Millionen Euro. Die NHG gehört seit Januar zur umstritten­en Prevent-Gruppe, die vor allem mit Volkswagen in einem heftigen Streit um Lieferkond­itionen war. Prevent gehört der bosnischen Unternehme­rfamilie Hastor.

„Die Streikkass­e

ist gut gefüllt.“

Thorsten Dellmann

IG Metall Saarbrücke­n

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FOTO: BECKERBRED­EL Die Arbeiterwo­hlfahrt versorgte die Streikende­n gestern mit Würstchen und Kartoffels­alat.

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